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Rossmann hat Genehmigung zum Abriss erhalten Gewölbekeller unter Ruine verzögert den Baustart

Von Andreas Pinkert 07.01.2011, 05:25

Eigentlich sollte der erste Spatenstich für den Bau einer Filiale der Drogeriekette Rossmann an Stelle des zerfallenen Rittergutes im Stadtzentrum bereits erfolgt sein. Doch ein Gewölbekeller unter der Ruine hat den Baustart nach hinten verschoben und den Denkmalschutz auf den Plan gerufen. Sowohl der Salzlandkreis als auch die Obere Denkmalschutzbehörde haben nun die Genehmigung zum Abriss erteilt.

Calbe. Die historische Ruine des einstigen Rittergutes verweilte viele Jahre im Zentrum der Rolandstadt in einem unansehnlichen Zustand im Dornröschenschlaf. Im vergangenen Jahr ließ die Calbenser dann plötzlich die Nachricht aufhorchen, dass die Drogeriekette Rossmann als Investor die Gebäudereste abreißen und an deren Stelle eine neue Filiale errichten wollte (Volksstimme berichtete).

Behörden erteilen Genehmigungen

Der Baustart sollte nach früheren Aussagen des Unternehmens bereits im Herbst erfolgen. Doch bis jetzt ist nichts passiert. Warum?

"Am 7. Dezember 2010 haben wir die Genehmigung zum Abriss erteilt", sagt Denise Vopel, Pressesprecherin des Landesverwaltungsamtes als obere Denkmalschutzbehörde und ergänzt: "Allerdings unter bestimmten Bedingungen." Verzögerungen habe es gegeben, da ein Gewölbekeller unter der Ruine entdeckt worden sei.

Da es sich dabei um ein Einzeldenkmal handelt, war neben dem Bauordnungsamt des Salzlandkreises auch die obere Denkmalschutzbehörde zu beteiligen. Auch diese Behörde musste eine Genehmigung erteilen. "Beide Genehmigungen wurden mit bestimmten Bedingungen erlassen", bestätigt auch Ursula Rothe, Sprecherin des Salzlandkreises auf Volksstimme-Nachfrage.

Zu diesen Bedingungen gehöre es laut Denise Vopel, das alles das, was abgerissen wird, vom Investor für die Nachwelt fachgerecht zu dokumentieren sei.

Investor entscheidet über Abrissbeginn

Da ein Zugang vorher nicht möglich sei, müsse nun zuerst der überirdische Gebäudeteil abgetragen werden, bevor der Weg frei ist für die Bestandsdokumentation des Gewölbekellers, den das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle begleiten wird, so Vopel. "Damit sind die Voraussetzungen zur Realisierung prinzipiell gegeben", sagt Bürgermeister Dieter Tischmeyer. "Die letzte Entscheidung zum Baubeginn trifft der Investor."

Keller mit historischer Bedeutung für Calbe

Zum genauen Termin konnte Stephan-Thomas Klose, Leiter der Unternehmenskommunikation von Rossmann, auf Volksstimme-Anfrage bislang noch keine Angaben machen. "Sicher ist, in den nächsten Tagen wird erst einmal nichts passieren", so Klose.

Dass unter der heutigen Ruine noch ein Keller existiert, ist laut Heimatforscher Dieter Horst Steinmetz durchaus bekannt, obwohl in den Unterlagen einer Bestandserfassung aus den 1980er-Jahren dazu keine Angaben zu finden seien. "Dem Gewölbekeller könnte sogar eine historisch nicht unerhebliche Bedeutung zukommen", erklärt der 70-Jährige. Denn dort könnte im Jahr 1630 die berühmte Tochter der Stadt, Anna Margareta von Haugwitz, Zuflucht gefunden haben vor dem Angriff der Kaiserlichen. Ihre Mutter sowie vier ihrer fünf Geschwister kamen bei einem Massaker während des 30-jährigen Krieges ums Leben. Der Weg der jungen Calbenserin führte schließlich bis hin zur Ehefrau des schwedischen Heerführers und Staatsmanns Carl Gustav Wrangel. "Ich bin sehr gespannt, was bei der Freilegung des Kellers zutage kommt", sagt Steinmetz.

An die Stadtgeschichte gemeinsam erinnern

Der Calbenser werde sich weiter im Rahmen einer Arbeitsgruppe dafür einsetzen, dass zusammen mit Rossmann an dieser Stelle an die Historie der Stadt in einer würdevollen Form erinnert wird.

Das Drogerieunternehmen mit Hauptsitz im norddeutschen Burgwedel blickt nach eigenen Angaben auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2010 zurück. Die Rossmann-Gruppe steigerte ihren Umsatz allein in Deutschland auf rund 1,6 Milliarden Euro – im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 10,7 Prozent.

Rossmann betreibt zurzeit 2296 Drogeriemärkte, davon 1535 in Deutschland und 761 im Ausland. Rossmann beschäftigt 28 250 Mitarbeiter, davon 9170 im Ausland. Das Unternehmen eröffnete im vergangenen Jahr 225 neue Drogeriemärkte, davon 120 in Deutschland. Rossmann erwartet in diesem Jahr erstmals einen Gesamtumsatz von über fünf Milliarden Euro.