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Agnes Schulz spricht über ihre Art zu fotografieren / Ausstellungseröffnung heute "Ich lasse es auf mich zukommen"

Von Ulrich Meinhard 24.01.2014, 02:19

Die in Frohse lebende Fotografin Agnes Schulz eröffnet heute eine Ausstellung in der HNO Praxis und Galerie von Karin Hamann. Einen Namen hat sich Agnes Schulz mit Bildern gemacht, die auf Schrottplätzen entstanden sind. Dieses Mal wendet sie sich allerdings einem anderen Objekt zu: der menschlichen Hand.

Schönebeck l Hier geht es nicht lang, scheint die Hand des Polizisten zu signalisieren. Ein Maler holt das Gesicht eines Mädchens und das wunderbare Strahlen der Augen wie von Zauberhand auf die Leinwand. Ein Koch kratzt sich gedankenverloren am Hinterkopf ... Was wären die Menschen ohne ihre Hände? Wie unbeholfen wären wir allesamt. Eine Betrachtung sind sie deshalb wert, die Hände, meint die Fotografin Agnes Schulz. Ihre jüngste Ausstellung, die heute, 16 Uhr, in der HNO-Praxis und Galerie von Karin Hamann in der Schönebecker Schillerstraße eröffnet wird, trägt den Titel "Amerikanische Hände".

"Ich wiederhole mich nur ungern."

Amerikanische Hände? Unterscheiden die sich von europäischen? "Das hat einzig damit zu tun, dass die Bilder in Amerika entstanden sind", klärt Agnes Schulz im Gespräch mit der Volksstimme auf. Die Idee zum Motto der Exposition geriet ihr mehr oder minder zufällig in den Sinn. Das Angebot zur Ausstellung kam für die im Schönebecker Stadtteil Frohse lebende Künstlerin relativ kurzfristig. "Ich hätte eine Ausstellung nehmen können, die gerade in Bad Harzburg zu Ende gegangen ist. Da ich mich aber ungern wiederhole, habe ich mir etwas anderes überlegt", berichtet die 63-Jährige.

Einen Namen hat sich Agnes Schulz mit künstlerischen Fotografien gemacht, die vornehmlich auf dem Schrottplatz Frohse entstanden sind. Sie zeigen in stilisierter Art und Weise Objekte, wie sie nur hier vorzufinden sind: altes Werkzeug, weggeworfene Bauteile, ausgediente Heizspiralen, Drahtgeflechte, Haushaltsgeräte und anderes zumeist aus Metall Gefertigtes mehr. Der Blick ist mit der Hinwendung zum Detail auf Kompositionen gerichtet, die spannend erscheinen und ungeahnte Arrangements zeigen. "Meist haben meine Bilder wirklich etwas mit Schrott zu tun. Diesmal aber nicht", versichert die Schönebeckerin.

Sie hat im Vorfeld der Ausstellung ihre Alben durchgeblättert und kam schließlich auf die Idee, Menschen zu zeigen. "Hände haben wir schließlich alle. Und wenn man jemanden fotografiert, sind meist auch seine Hände mit auf dem Bild", sagt Agnes Schulz. Dabei lichtet sie Personen nicht so gerne ab. Oft ist es ihnen nicht recht. Oder sie fühlen sich nicht fotogen, weiß sie aus Erfahrung. Sie hat sich für Bilder entschieden, die eher Schnappschüsse sind, die Alltagsszenen zeigen; aufgenommen im Vorbeigehen. Viel Zeit zum Komponieren war nicht. Darum seien sie von der Belichtung her nicht immer optimal, meint die Fotografin entschuldigend. Aber dafür gibt es heute exzellente Bildbearbeitungsprogramme. Die elf für die Ausstellung ausgewählten Fotografien kommen dank der modernen Software gestochen scharf rüber. Entstanden sind sie in New York und in Boston. Das geneigte Publikum darf sich also überraschen lassen. Die meisten Besucher der Vernissage, meint Agnes Schulz, werden wohl wieder "Schrott-Bilder" erwarten. "Sie werden wohl verdutzt gucken."

"Ich finde es interessant, einen anderen Blick auf Schrott zu werfen."

Agnes Schulz hat bis zum heutigen Tag bereits 21-mal ihre Fotos ausgestellt. Und in Zukunft, welche Pläne hat sie?

"Ich lasse es auf mich zukommen. Auf jeden Fall werde ich weiter zum Schrottplatz gehen", lautet die Antwort.

Auf den nun angekommenen Winter hat die Künstlerin lange gewartet. "Seit November hoffe ich auf Rauhreif oder Schnee. Dann erscheinen auch die Dinge auf einem Schrottplatz besonders, wie herausgehoben."

Trotzdem die Nachfrage: warum gerade Schrott? "Mir geht es um die Formen, und ich versuche, nach ästhetischen Gesichtspunkten heranzugehen. Dabei mache ich mir aber keine Gedanken darum, wem diese Gegenstände einmal gehört haben und wer sie weggeworfen hat."

Ja, sagt sie auf die Frage, ob sie schon einmal etwas mitgenommen hat vom Schrottplatz. "Einmal. Es war eine Kugel, die wohl aus einem Kugellager stammte. Ich habe sie später Thomas Linßner geschenkt, der bei einer Ausstellungseröffnung für mich die Laudatio hielt." Schrott, versichert Agnes Schulz, habe etwas Überraschendes. Man wisse nie, was einen erwartet. "Ich finde es interessant, einen anderen Blick auf den Schrott zu werfen und diesen Blick abzulichten."