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Im Rahmen des Tages der Industriekultur zeigt Schönebecker Museum Imuset zwei Ausstellungen Lebt denn der alte Schrotturm noch?

Von Ulrich Meinhard 23.04.2014, 03:15

Schwergewichtiges bewegt sich derzeit auf dem Gelände des Industriemuseums. Freiwillige Helfer bauen zwei Ausstellungen auf, die am kommenden Sonntag zu sehen sein werden. Gezeigt werden Darstellungen von Waffen aus dem Ersten Weltkrieg sowie original Schönebecker Maschinen für die Munitionsherstellung

Schönebeck l Zu einer Art Meisterschuss setzt derzeit das Industriemuseum Schönebeck (Imuset) an. In einer weltweit garantiert einmaligen Ausstellung soll die Geschichte der Munitionsherstellung dargestellt werden, speziell bezogen auf Schönebeck. Denn in der Elbestadt begann die erste kleine Firma bereits um das Jahr 1829 mit der Herstellung von Patronen. Erstaunlich viel ist von den Produktionsmaschinen aus alten Zeiten erhalten geblieben. Sie sowie die mit ihnen erzeugten Patronen aber auch Waffen und Uniformen aus dem Ersten Weltkrieg sollen am, beziehungsweise ab Sonntag, 27. April, im Imuset in der Thälmannstraße 5a in zwei Expositionen präsentiert werden. Darüber hat Imuset-Präsident Georg Plenikowski jetzt die Öffentlichkeit informiert. "Wahrscheinlich werden wir bis zehn Minuten vor Ausstellungsbeginn daran arbeiten", schätzt er in einem Gespräch mit Journalisten den hohen Arbeitsaufwand ein.

Plakativer Hintergrund der Anstrengungen ist der 7. Tag der Industriekultur in Sachsen-Anhalt. Die Auftaktveranstaltung soll am Freitag, 25. April, in Schönebeck ausgerichtet werden. Eine Veranstaltung für geladene Gäste, zu der neben Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch unter anderem Ministerpräsident Reiner Haseloff eingeladen ist.

Museumsreife Maschinen kommen ins Museum

Als die Mitteldeutsche Gesellschaft für Industriekultur, die den Tag der Industriekultur federführend organisiert, nach einem Ort für die Auftaktveranstaltung 2014 Ausschau hielt, riefen Plenikowski und die Seinen laut "hier". Denn das diesjährige Motto lautet "100 Jahre Erster Weltkrieg". Der brach natürlich nicht in Schönebeck aus, aber die Stadt ist, wie bereits erwähnt, seit 185 Jahren Produktionsstätte für Munition. Die ist einst auch für den Krieg verwendet worden. Wie Patronen hergestellt wurden, darüber soll eine der beiden Ausstellungen detailliert Auskunft geben. Die gesamte Munitionsherstellung werde anhand von Maschinen und Anlagen dargestellt, betont Plenikowski.

Ältere Semester mögen sich noch an die Zündhütchenfabrik erinnern, die einst dort stand, wo heute ein Großteil des erst vor knapp 15 Jahren konzipierten Einkaufszentrums in der Schönebecker Altstadt bereits schon wieder leer steht, also zwischen Salzer und Rudolf-Breitscheid-Straße. Auffällig an der Fabrik war rein optisch der sogenannte Schrotturm. Teile seines Innenlebens sind auf fast schon wundersame Weise gerettet worden, ebenso allerlei Maschinen aus den einst drei großen Schönebecker Munitions-Firmen. Statt auf dem Müll, wie so viele andere ausgediente Dinge, landeten die zum großen Teil schwergewichtigen Maschinen im Hause des passionierten Sammlers Karl-Heinz Pape. Der Mann aus Schöningen (Niedersachsen) hatte sich nach der politischen Wende an Georg Plenikowski gewandt, der damals leitender Mitarbeiter der Nachfolgefirma des Sprenstoffwerkes war. Papes Bitte lautete, museumsreife Maschinen abtransportieren zu können. Jetzt kehren sie zurück nach Schönebeck, in ein Museum, nämlich das Industriemuseum.

Plenikowski ist fasziniert von dieser Geschichte. Und nicht weniger von Pape. "Hier baut ein völlig Fremder ein Denkmal für Schönebeck auf", würdigt der Imuset-Präsident mit bedeutungsschwangeren Worten dessen Wirken. Neben Pape legen in diesen Tagen viele andere freiwillige Helfer Hand an, um die Ausstellungen vorzubereiten. Die Exposition mit der Darstellung der im Ersten Weltkrieg verwendeten Waffen und Ausrüstungen ist eine Initiative des Reservistenverbandes der Bundeswehr und nur am kommenden Sonntag von 10 bis 16 Uhr im Imuset zu sehen. Die Schönebecker Munitions-Maschinen sollen hingegen nun bleiben, wo sie - mit viel Mühe und einem Autokran - hinbugsiert worden sind: im Imuset.

"Wir haben hier eine Mannschaft, die sehr engagiert arbeitet. Anders würde das auch gar nicht gehen", hebt Plenikowski hervor.

Das Industriemuseum ist am Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Für das leibliche Wohl ist gesorgt, für Kinder stehen Bobbycars zur Verfügung. Ab 3. Mai ist das Museum immer sonnabends und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet, weitere Infos www.industriemuseum-schoenebeck.de