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Behindertenverband Calbe feiert sein 25-jähriges Bestehen Als "Dienstältester" im Land auf neue Vorhaben anstoßen

Von Andreas Pinkert 24.03.2015, 02:27

Informative Vorträge, gesellige Fahrten, aufgezeigte Hindernisse im Stadtbild: Seit der Wende sind die Mitglieder des Behindertenverbandes Calbe (BVC) eine starke Gemeinschaft. Sie werden sich auch künftig für soziale Belange stark machen, wie bei der Festveranstaltung zum 25-jährigen Bestehen versichert wurde.

Calbe l "Für Behinderte war nicht mehr das Sozialamt der Stadt, sondern ein Amt für Arbeit und Soziales in Magdeburg zuständig. Man war auch nicht mehr schwerbeschädigt, sondern schwerbehindert. Neue Ausweise mussten beantragt, der Grad der Behinderung neu definiert werden", blickt BVC-Vorsitzender Dieter Bollmann in seiner Rede auf die unmittelbare Nachwendezeit zurück. Der Einladung zur Festveranstaltung am Freitagnachmittag sind fast 50 Gäste in die Volkssolidaritäts-Begegnungsstätte an der Feldstraße gefolgt. Viele Betroffene seien damals verunsichert gewesen, berichtet Bollman weiter. Da Widerspruchsfristen nicht eingehalten wurden, verfielen oftmals berechtigte Ansprüche. "Kompetente Ansprechpartner waren selten vor Ort", beschreibt Bollmann das Dilemma. Daher schmiedeten am 15. Februar 1990 Hans Lange, Kirsten Scha-cke sowie Cornelia und Frank Ihlo Nägel mit Köpfen und gründeten den Verein.

Seitdem sei viel erreicht worden, zumal der BVC über 16 Jahre auch im Stadtrat vertreten war, betont Bolllmann als einstiges Ratsmitglied. Jüngstes Beispiel sei die durch den Verband initiierte Unterschriftensammlung für die Errichtung des innerstädtischen Bahnhaltepunktes. Ein weiteres Beispiel sei die Mitwirkung bei der Konzeption und Gestaltung der barrierefreien Kreuzung Große Mühlenbreite/Hospitalstraße.

Die BVC-Mitglieder sind zudem stolz darauf, der "dienstälteste" Behindertenverband in Sachsen-Anhalt zu sein, der noch immer aktiv ist. Aus dem Allgemeinen Behindertenverband in Sachsen-Anhalt (ABiSA) sind die Calbenser mittlerweile ausgetreten und agieren eigenständig.

"In Calbe gibt es für uns noch viel zu tun", sagt Bollmann. Dazu gehöre der barrierefreie Zugang zu öffentlichen Einrichtungen, denn die Zahl der Rollator-Nutzer in der Saalestadt sei rasant gestiegen.

Landrat Markus Bauer sieht die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum bei Weitem nicht als ein Randgruppenthema an: "Bei diesem Thema sprechen wir auch von der Mutter mit Kinderwagen." Calbes Bürgermeister Sven Hause lobt das jahrelange Engagement der Ehrenamtlichen, machte aber auch klar, dass eine hundertprozentige Barrierefreiheit in der Praxis oft schwer zu realisieren sei. Auch das Erscheinen von Mitgliedern aus Calbenser Vereinen, Ex-Bürgermeister Dieter Tischmeyer oder des Sozialen Netzwerkes Calbe machte klar, dass der BVC einen festen Platz im sozialen Leben von Calbe hat.