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Sozialtrakt der Staßfurter Rettungswache eingeweiht / "Hier ist manchmal keine Sekunde Ruhe" Lebensretter haben neues Domizil verdient

Sie haben einen kleinen Palast verdient und den haben sie nun endlich
bekommen. So viele Leben haben die Sanitäter und Rettungsassistenten aus
Staßfurt schon gerettet, so aufreibend ist ihr Job. Da sind
Einzelzimmer mit Flachbildfernseher schon Pflicht.

Von Franziska Richter 14.04.2014, 03:31

Staßfurt l Ihren neuen "Sozialtrakt" in der Staßfurter Rettungswache, der den Sanitätern und Rettungsassisenten am Sonnabend von ihrem Chef, dem Vorsitzenden des Kreisverbandes Staßfurt-Aschersleben, Thomas Marchewka, offiziell übergeben wurde, haben sich die 32 Männer und Frauen redlich verdient. Denn was sie tagtäglich in ewig langen Schichten leisten, davor kann jeder Büroangestellter nur den Hut ziehen.

"Wenn der Alarm schrillt, dann schnellt der Puls hoch. Erst wenn ich im Rettungswagen sitze, komme ich wieder runter", erklärt Rettungsassistent Mario Völksch. Die Männer und Frauen stehen enorm unter Druck, sie wissen nie, was sie vor Ort erwartet. Das können auch extreme Situationen sein, mit denen sogar die professionellen Helfer zu kämpfen haben, etwa wenn ein Kind stirbt oder ein Kollege, dem in seiner Freizeit etwas zugestoßen ist, reanimiert werden muss.

Erahnen kann das Staßfurter Team, das immer mit acht Sanitätern und Assistenten und einem Notarzt im Dienst ist, nie, wann sich die Ereignisse wieder einmal überschlagen. "Manchmal ist hier keine Sekunde Ruhe, da sind wir von früh bis spät unterwegs, an anderen Tagen passiert gar nichts", erklärt Sanitäter Jörg Schönherr.

Ein Einsatz besteht nicht nur aus dem Ausrücken und Behandeln vor Ort. Die Retter müssen manchmal bis zu einer Stunde vor dem Krankenhaus warten, bevor sie den Patienten einem Arzt übergeben und zur nächsten Einsatzstelle fahren können. Wieder in der Rettungswache in der Bodestraße, geht die Arbeit weiter. "Da ist nicht viel mit auf der Couch liegen, wie sich viele den Rettungsdienst vorstellen", sagt Jörg Schönherr. Der Sanitäter erklärt: "Wir müssen ja nicht nur vor Ort Papierkram ausfüllen, sondern auch hier noch einmal alles dokumentieren. Wir müssen das Fahrzeug reinigen, und die Bestände kontrollieren."

Umso schöner ist es, dass die 27 Männer und fünf Frauen jetzt ein nagelneues Häuschen haben, in dem sie ihrer aufreibenden Arbeit nachgehen können: Eine Gemeinschaftsküche, ein großer Esstisch, eine Sofaecke, Schreibtisch, sechs Ruheräume mit Bett und Fernseher, neue Toiletten und Duschen können sie jetzt zu ihrem "Zuhause" zählen. Alles ist schick und neu in dem Sozialtrakt. Dazu gehört auch die neue Garage, in der die Fahrzeuge nach jedem Einsatz desinfiziert werden müssen.

Thomas Marchewka erklärte, dass das neue Gebäude eigentlich ein "Kind" des Hochwassers im Januar 2011 ist. Nachdem der Keller des alten Gebäudes abgesoffen war, konnte es nicht mehr genutzt werden. Die Rettungswache musste in das Gebäude des Katastrophenschutzes in der Von-der-Heydt-Straße ziehen. Diese "Zwischenlösung" dauerte bis Dezember vergangenen Jahres an. Denn vor Baubeginn im April sind die Planer hier auf kontaminierten Boden gestoßen. Dieser musste ausgehoben und ersetzt werden, was zu Mehrausgaben und zu der langen Bauzeit führte. Die Kosten lagen insgesamt bei 800000 Euro.

"Ich bedanke mich bei meinen Mitarbeitern für die Geduld, aber auch beim Planungsbüro und der Stadt für die Zusammenarbeit. Da der Rettungsdienst in diesem Jahr neu vergeben wird, hoffe ich natürlich, dass die Arbeitsplätze hier in Staßfurt erhalten bleiben", sagte Thomas Marchewka.