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Bau läuft seit Ende Juni im Gewerbegebiet Nordost / Investoren versprechen neue Arbeitsplätze Umstrittene Biogasanlage entsteht

08.07.2014, 01:25

Im Staßfurter Gewerbegebiet Nordost entsteht derzeit eine neue Biogasanlage. Obwohl die Bürger Angst und Skespis zeigten, stimmte der Stadtrat dem Vorhaben knapp zu. Über Details zur neuen Anlage informieren jetzt die ausführenden Firmen.

Staßfurt l Die Firmen MVV Energie und BayWa r.e. investieren gemeinsam mehr als 14 Millionen Euro in die neue Biomethananlage in Staßfurt. "Sie soll ab Mai 2015 umweltfreundlich erzeugtes Bioerdgas in das öffentliche Netz einspeisen, die Bauarbeiten haben Ende Juni begonnen", informiert die Sprecherin der MVV Energie, Kerstin Westrup.

In Kroppenstedt und Klein Wanzleben betreibt die Firma MVV Energie bereits Biogasanlagen. Während die Staßfurter Bürger Gesundheitsgefahren befürchteten und sich der Stadtrat mit dem Ja-Votum schwer tat, sprechen die Unternehmen von einem wichtigen Schritt in die Zukunft. "Wir investieren gezielt in zukunftsfähige Erneuerbare-Energien-Projekte, um zum erfolgreichen Umbau des deutschen Energiesystems beizutragen und gleichzeitig die Grundlagen für unser weiteres nachhaltiges und profitables Wachstum zu schaffen", lässt Dr. Georg Müller, Vorstandsvorsitzender von MVV Energie, mitteilen.

Auch Matthias Taft, Vorsitzender der Geschäftsführung von BayWa r.e., erklärt: "Wir freuen uns, das Projekt Staßfurt gemeinsam mit MVV Energie umzusetzen und dabei Synergien zu nutzen. Mit der Erzeugung von Biomethan leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung von morgen: Der Energiegewinnung aus sauberen, nachwachsenden Rohstoffen bei gleichzeitiger Grundlastfähigkeit."

In der neuen Biomethananlage Staßfurt sollen mit einer elektrischen Leistung von zirka drei Megawatt pro Jahr rund 62000 Tonnen Substrat vergoren werden. Neben Energiepflanzen wie Mais und Zuckerrüben sollen Grünschnitt und Winterfrüchte zum Einsatz kommen. "Dieser Substratmix wirkt dem Entstehen von Monokulturen entgegen und ist daher aus ökologischer Sicht besonders sinnvoll", erklärt Sprecherin Kerstin Westrup. In diesem Sinne profitiere auch die Landwirtschaft der Umgebung von der neuen Anlage.

Das Biogas, das bei der Verarbeitung dieser Stoffe entsteht, soll vor Ort zu Biomethan in Erdgasqualität aufbereitet werden. Damit könne in dezentralen Blockheizkraftwerken Ökostrom für 6000 Familien gewonnen werden, zusätzlich können 1200 Haushalte ihren Wärmebedarf decken.

Der MVV Energie gehören 74,9 Prozent der Staßfurter Anlage, BayWa r.e. 25,1 Prozent. Die technische Betriebsführung sollen eigene Mitarbeiter der gemeinsam gegründeten Betriebsgesellschaft vor Ort in Staßfurt übernehmen. Dazu stellen MVV Energie und BayWa r.e. neue Mitarbeiter aus der Region ein, informiert die Sprecherin. Wie viele Mitarbeiter es konkret sein sollen, gibt die Firma zunächst nicht an. Langfristiger Abnehmer des Gases soll die Münchener bmp greengas GmbH werden, informieren die Bauherren.

Die Vorzüge von Biomethananlagen liegen der Sprecherin nach in dem Umstand, dass sie ohne Abhängigkeit von Windbedingungen und Sonneneinstrahlung rund um die Uhr umweltfreundliches Biomethan produzieren können. Dieses wiederum sei speicherbar und eigne sich unabhängig vom Ort und Zeitpunkt seiner Erzeugung zur Strom- und Wärmeerzeugung und als Kraftstoff für Erdgas-Fahrzeuge.

Anwohner befürchteten mit Bekanntwerden des Vorhabens Gefahren durch giftige Stoffe, den Verlust der Lebensqualität und den Wertverlust der Immobilien. Befürworter betonten, dass das Gebiet lange als Gewerbegebiet ausgewiesen war, dass der neue Arbeitgeber Lohn unter die Staßfurter bringen werde und die Stadt 400000 Euro aus dem Verkauf des Grundstücks bekommen haben soll.

Nach mehreren Anläufen stimmte der Staßfurter Stadtrat im März 2013 doch zu. Das Landesverwaltungsamt entschied im vergangenen Monat, dass durch das Bauvorhaben hinsichtlich der Umweltverträglichkeit "keine erheblichen Auswirkungen zu befürchten sind".