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Jubiläum beim Rassegeflügelzuchtverein Förderstedt / Staßfurt – 120 Jahre organisierte Zucht in Staßfurt / Artenerhalt und -schutz stehen oben an 368 Geflügeltiere bei großer Vereinsschau

Von Jens Schingale und Daniel Wrüske 07.12.2009, 04:55

120 Jahre Rassegeflügelzucht in Staßfurt – dieses Jubiläum bot dem Rassegeflügelzuchtverein Förderstedt / Staßfurt am Wochenende Anlass für einen Festakt und eine große Ausstellung in Förderstedt. Die Züchter zeigten dabei ihre besten Tiere. 268 Hühner, Zwerghühner, Enten, Gänse und Tauben waren dabei zu sehen.

Förderstedt / Staßfurt. Mit 13 Jahren hat Mandy Kneisel mit der Taubenzucht angefangen. Heute sind die Gumbinner Weißkopf nicht mehr aus dem Leben der 18-jährigen Staßfurterin wegzudenken. Zusammen mit ihrem Vater Mathias zieht Mandy die Tiere auf, gewann jetzt bei der Jubiläumsschau ihres Rassegeflügelzuchtvereins Förderstedt / Staßfurt einen Vereinsehrenpreis und einen Jubiläumspreis. Mathias Kneisel erhielt sogar den Landesverbandsehrenpreis. " Dreimal am Tag müssen die Tauben gefüttert werden. Wenn sie gebrütet haben, werden die Jungtiere täglich kontrolliert ", erzählt Mandy und lässt dabei erahnen, welcher Aufwand – 60 Tiere sind in der Voliere und im Taubenschlag – hinter ihrem Hobby steht. " Die Tauben werden so gehalten. Sie könnten auch frei fliegen und würden zurückkommen, doch das ist zu gefährlich. Sie wären schnelle Beute für Greifvögel. " Mandy liebt ihre Freizeitbeschäftigung, informiert sich, lernt dazu und weiß sich in einer Linie mit ihrem Großvater und Vater. Deshalb engagiert sich die junge Staßfurterin auch in ihrem Zuchtverein, ist regelmäßig Schriftführerin bei Ausstellungen. Auch jetzt, bei Festakt und Jubiläumsschau, fehlten sie und ihre Zuchterfolge nicht.

Vor siebzehn Jahren schlossen sich die Staßfurter Rassegeflügelzüchter dem Verein ihrerZuchtfreundeinFörderstedt an, da sie in der alten Salzstadt 103 Jahre nach ihrer Gründung keine Chance mehr zum effizienten Weiterbestehen sahen. Mit einer gemeinsamen Festveranstaltung begingen die Freunde der gefiederten Zweibeiner in ihrem Domizil, der Gaststätte Zur Eisenbahn im Ortsteil Förderstedt, das 120. Gründungsjubiläum der Staßfurter Mitglieder.

Zusammengehen der Vereine ist wie Ehe

" Im Jahre 1889 fanden sich in der Stadt an der Bode einige Zuchtfreunde zusammen, um den Geflügel- und Vogelschutzverein Staßfurt-Leopoldshall und Umgebung zu gründen ", blickte der Vereinsvorsitzende Gottfried Eggebrecht in seiner Festansprache zurück. Die Gründer waren zumeist betuchte Leute, Unternehmer, Lehrer, Apotheker und Handwerksmeister. Der Festredner verglich das Zusammengehen der beiden Vereine 1992 mit einer Ehe. " Nach anfänglicher Euphorie kam doch alsbald der Alltag durch ", schätzte Eggebrecht ein. Doch durch die umsichtige Arbeit der damaligen Verantwortlichen wurden die Grundlagen für eine erfolgreiche Arbeit geschaffen. Sieben große Schauen auf Kreisund Landesebene wurden in dieser Zeit organisiert, an unzähligen Ausstellungen mit sehr gutem Erfolg teilgenommen, deutsche Meisterschaften und internationale Medaillen errungen.

Doch der Vorsitzende blickte auch kritisch in die Zukunft. Zur Frage wie der Verein zukunftsfähig bleibe, schätzte er ein, dass heute – zu Zeiten des " Event-Charakters " – die Freizeitangebote für die gesamte Familie konzipiert werden müssen. " Neue Konzepte müssen durchdacht werden und für alle Alterklassen konzipiert werden ", so Eggebrecht.

Anschließend kamen die Ehrengäste – unter ihnen Staßfurts Oberbürgermeister und Schirmherr der Jubiläumsausstellung, Renè Zok, sowie der Förderstedter Ortsbürgermeister Peter Rotter und die anwesenden Sponsoren – zu Wort.

René Zok lobte beim Festakt die Leistungen des Vereins. Die Jubiläumsausstellung zeige, wie stark die Geflügelzucht und -vielfalt in der Region vertreten sei. In diesem Zusammenhang betonte der Staßfurter Stadtchef auch den Naturschutzgedanken, den die Vereinsmitglieder verfolgten. " Wir wissen heute, dass wir vorsichtig sein müssen bei Eingriffen in die Natur, dass es alles andere als zu vernachlässigen ist, wenn Arten aussterben und das kleinste Veränderungen in unserer Umwelt große Auswirkungen haben können. " Geflügelzucht sei deshalb als Artenschutz und Artenerhalt zu sehen.

Wie Oberbürgermeister Zok wies auch Ausstellungsleiter Philipp Mehring auf die Vielfalt der in Förderstedt ausgestellten Tiere hin. Ihre Zucht erfordere Fingerspitzengefühl und Wissen zugleich. " Den Fachmännern und -frauen wird diese Jubiläumsschau sicher wieder wertvolle Erkenntnisse und Anregungen vermittelt haben ", ist sich Philipp Mehring sicher.

Ausstellung für Laien und Experten

Denn eine Schau gebe den Züchtern die Möglichkeit, ihre Zuchterfolge mit denen der anderen zu vergleichen. Aber auch die vielen Besucher hätten viel zu sehen bekommen. " Der Laie, der vielleicht nicht so über züchterische Feinheiten informiert ist und der sich von seinem persönlichen Eindruck leiten lässt, hatte an den schönen Tauben, Hühnern, Enten und Gänsen seine Freude. "