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Stöbern im Magazin des Kreismuseums Spielzeugofen aus Schalck-Golodkowskis Lager

Von Kathleen Radunsky-Neumann 30.12.2009, 05:53

Schönebeck-Bad Salzelmen. Wenn Rüdiger Radicke, Leiter des Kreismuseums, die schweren Magazine des Lagers aufschiebt, kommen wundersame Sachen und geschichtenreiche Dinge zum Vorschein.

Mit der Volksstimme stöberte er ein wenig in dem Fundus, und zeigt Sachen, die in der Dauerausstellung nicht zu sehen sind.

" Hier, den hab ich selbst im Auftrag des Museums gekauft " sagt Radicke, während er auf einen alten Spielzeugofen aus Blech zeigt. Im März 1990 wurde Radicke, der damals noch nicht Leiter des Museums war, von seinem Chef mit Ankaufsauftrag zum so genannten Golodkowski-Lager in der Nähe von Berlin geschickt.

Alexander Schalck-Golodkowski, in der DDR eher bekannt als der " Devisen-Beschaffer " oder " größter gewerbsmäßiger Staatshehler ", war offiziell Hauptverwaltungsleiter beim Ministerium für Außenhandel und Innerdeutschen Handel.

Inoffiziell war er zusätzlich für den Bereich Kommerzielle Koordinierung verantwortlich, in dem mit verdeckten Geschäften Devisen für die Zahlungsfähigkeit der DDR erwirtschaftet wurden, was Schalck-Golodkowski seine Spitznahmen einbrachte.

Verkauf gegen D-Mark

Eine Deviseneinnahmequelle vom " Staatshehler " war der Verkauf von Antiquitäten. In der ganzen DDR aufgestöberte antike Sachen von Möbeln, über Bilder und Textilien bis hin zu Spielzeug, kaufte die Kommerzielle Koordinierung günstig auf, lagerte sie im besagten Lager bei Berlin ein, um sie dort vor allem an westdeutsche Kundschaft gegen D-Mark zu verkaufen. Nach der Wende wurde dieses Lager geöffnet. Vor allem Museen durften dort hinfahren, um für wenig Geld Antiquitäten kaufen zu können.

So auch Rüdiger Radicke, der für das damals noch auf Spielzeug ausgerichtete Schönebecker Museum, nach altem, schönen und seltenen Spielsachen Ausschau halten sollte. Und er wurde fündig. Der aus Blechgefertigte Ofen mit passenden Töpfen ist etwa von 1900. " Blechspielzeug war damals sehr teures Spielzeug, was sich nur reiche Familien leisten konnten. Daher ist es auch selten zu bekommen " erklärt der Museumsleiter als er das gute Stück herausholt.

Das besondere an dem Ofen ist, das er voll betriebsfähig ist. " Der Ofen konnte mit Spiritus richtig beheizt werden, so dass die kleinen Mädchen Mini-Essens-portionen hätten kochen oder zumindest warmhalten können " lacht Radicke und schiebt die Töpfe an ihren Platz.

Wieviel er dafür bezahlen musste, dass weiß er nicht mehr. Doch ein kleiner Aufkleber verrät, dass das seltene Blechspielzeug 35 D-Mark Devisen in die DDR gebracht hätte.