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Erste Ergebnisse der Überprüfung des Stadtkrankenhauses Calbe "Aktenlage unübersichtlich" – dennoch Interesse am Haus

Von Caroline Vongries und Andreas Pinkert 16.04.2009, 05:07

In der Krankenhauslandschaft des Salzlandkreises rumort es – nicht erst seit der jüngsten Debatte um die Kreisklinik in Staßfurt. Das Stadtkrankenhaus Calbe ist Gegenstand von Untersuchungen der renommierten Wirtschaftsprüfer Pricewaterhouse Cooper ( PwC ). Erste Ergebnisse : In den vergangenen Jahren sollen Vergaberichtlinien nicht eingehalten und Personal falsch eingestuft worden sein. Heute Abend im Stadtrat geht es " nur " um den Wirtschaftsplan. Am 7. Mai um eine europaweite Ausschreibung des Hauses.

Calbe. Viele Jahre war das Stadtkrankenhaus Calbe vor allem für positive Schlagzeilen gut : Der städtische Eigenbetrieb erwirtschaftete Rücklagen, investierte frühzeitig in sein medizinisches Profil und behauptete seine Stellung als Geriatrisches Zentrum des Landkreises. Jetzt stellt ein vom Stadtrat Calbe in Auftrag gegebenes Gutachten der kleinsten Klinik im Salzlandkreis offensichtlich kein gutes Zeugnis aus. Eins sei jetzt schon klar, erklärte der Calbenser Bürgermeister Tischmeyer gegenüber der Volksstimme : " Es sind in den vergangenen Jahren eindeutig Vergaberichtlinien nicht eingehalten worden. " Teilweise seien auch zu hohe Gehälter gezahlt worden. Die Probleme bei der Eingruppierung beträfen auch den Chefarzt.

" Es ist ein Problem der Verwaltung und der Betriebsleitung ", betont der Calbenser Stadtrats- und Kreistagspolitiker Sven Hause ( Alternative Liste ). Die von seiner Fraktion initiierte " Tiefenprüfung " der renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Cooper ( PwC ) bestätige auf 90 Seiten eindeutig, dass hier über Jahre " unfachlich " vorgegangen worden sei. " Die Aktenlage an sich ist unvollständig und unübersichtlich ", zitierte Hause aus dem PwCGutachten. Die Notwendigkeit der Überprüfung habe sich damit bereits bestätigt. " Schließlich sind wir als Stadträte verantwortlich, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht ", so Hause.

Chefarzt will sich erst später äußern

In den vergangenen Jahren waren Millionenbeträge in das Stadtkrankenhaus investiert worden. Chefarzt Dr. Karl-Heinz Ulrich wollte sich gestern nicht zu den Vorwürfen äußern. Er werde dies " zu einem gegebenen Zeitpunkt " tun.

Heute Abend geht es im Stadtrat zunächst um den Wirtschaftsplan des Eigenbetriebs. Dies könnte bereits für Diskussionsstoff sorgen. " Wir müssen Sofortmaßnahmen ergreifen ", erklärte Sven Hause zu den verwaltungstechnischen Problemen. In einer Sondersitzung am 7. Mai steht außerdem die europaweite Ausschreibung des Hauses auf der Tagesordnung. Ein " reges Interesse verschiedener privater Partner " bestätigte PwC-Prokurist Dr. Hans-Martin Dittmann bei einer Belegschaftsversammlung der Krankenhausmitarbeiter am Dienstag. Neben der Tiefenprüfung ist sein Institut damit befasst, eine Markterkundungsanalyse zu erarbeiten. Es habe 20 Rückmeldungen gegeben, davon vier von privaten Partnern. Auch kirchliche Einrichtungen haben Interesse angemeldet.

Neben einer Privatisierung wird auch der Erhalt als Eigenbetrieb oder eine Integration in die Kreis-Klinik-Holding geprüft. Letzteres erscheint unwahrscheinlich.