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Missliche Situation für Mieter in Stendal-Süd scheint noch länger anzuhalten Weiter Warten auf warmes Wasser

Von Thomas Pusch 25.04.2014, 03:20

Seit rund drei Wochen haben die Mieter in Süd kein warmes Wasser und keine Fernwärme. Eine Änderung ist nicht in Sicht. "Der Vermieter hat zu uns keinen Kontakt aufgenommen", sagte Stadtwerke-Sprecher Rolf Gille.
Stendal l Für rund 250 Mieter der Wohnblöcke, die von der Frankfurter Raks AG vermietet werden, gibt es seit Anfang April weder warmes Wasser noch Fernwärme (Volksstimme berichtete). Ein baldiges Ende der misslichen Situation ist nicht in Sicht. "Bedauerlicherweise hat sich der Vermieter bei uns nicht gemeldet", sagte Rolf Gille, Sprecher der Stadtwerke, auf Anfrage. Der schulde den Stadtwerken für die nunmehr gesperrten Leistungen einen "höheren fünfstelligen Betrag". Von der Raks AG war gestern keine Stellungnahme zu bekommen.
Im vergangenen Jahr kümmerten sich die "Sozialen Wegweiser", ein Projekt des Paritätischen, um die Mieter in Süd. "Sie versuchten, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und sie darüber aufzuklären, dass es immer wieder zum Sperren von Wasser oder Wärme kommen kann", sagte Regionalleiter Bernd Zürcher. Die Reaktion sei allerdings nicht sehr groß gewesen. Eine einzige Familie sei nach diesen Gesprächen aus Süd weggezogen.
Steuergelder für fehlende Leistung
Für Zürcher unverständlich, zumal den Mietern doch die Lage bewusst sein muss. Er sieht aber noch größeren Handlungsbedarf. Schließlich könne es doch nicht sein, dass mit den Kosten der Unterkunft für HartzIV-Empfänger aus Steuergeldern vom Jobcenter Leistungen finanziert werden, die überhaupt nicht erbracht werden. "Da muss man sich doch gemeinsam an einen Tisch setzen, Wohnungsgesellschaften, Stadt, Stadtwerke, Jobcenter", fordert er, befürchtet aber auch, dass die Entwicklung einen anderen Weg nehmen wird: "Wenn das Warmwasser wieder fließt und die Fernwärme wieder da ist, wird die Sache vergessen, bis zum nächsten Mal." Der Paritätische will die Mieter aber nicht aus den Augen verlieren, auch wenn sich die Stadt aus der Finanzierung des Projektes "Soziale Wegweiser" zurückgezogen hat. Stendaler Wohnungsbaugesellschaft und Wohnungsbaugenossenschaft Altmark gehören weiterhin zu den Förderern.
Eine dieser Mieterinnen, die gerne in Süd wohnt, ist eine 21-jährige Auszubildende. "Es ist fast wie auf einem Dorf hier", meint die junge Frau, "ich habe hier meine Freunde, und wenn ich morgens auf dem Balkon sitze, sehe ich die Hasen übers Feld hoppeln." Seit 2007 wohnt die Auszubildende in Süd, erst im vergangenen Jahr wurde in ihrer Wohnung erstmals das warme Wasser abgestellt. Probleme mit der Heizung, die gebe es auch, wenn die Fernwärme nicht abgestellt ist. "Ich wohne aber hier, weil es günstig ist", sagt sie.
Stadt sieht keine Handlungsmöglichkeit
Unfair findet sie, dass oftmals alle Mieter über einen Kamm geschoren und als asozial dargestellt werden. Sie mag zwar früh Mutter geworden sein, hängt aber nicht rum, will sich nicht nutzlos fühlen. "Ich mache das auch für meinen dreijährigen Sohn, dem ich ein Vorbild sein will", betont sie. Sie sieht die Stadt in der Pflicht, sich um die Mieter zu kümmern, auch wenn der Abriss von Süd beschlossene Sache ist.
Die Stadt wiederum sieht keine Handlungsmöglichkeit. "Handlungsbedarf besteht in erster Linie bei den Mietern, die Einhaltung der Vermieterpflichten einzufordern, möglicherweise die Miete zu mindern und, wenn keine Aussicht auf Besserung besteht, das Mietverhältnis zu beenden", beantwortete Stadtsprecher Klaus Ortmann eine Volksstimme-Anfrage.
Das Jobcenter wiederum sieht auch keine Möglichkeit, auf die Situation in Süd Einfluss zu nehmen. Pressesprecherin Katrin Schmalenberger-Laukert verweist darauf, dass es sich um ein "privatrechtliches Verhältnis zwischen Mieter und Vermieter" handelt. Es gehöre auch nicht zu den Aufgaben des Jobcenters, den etwa 100 betroffenen Bedarfsgemeinschaften bei der Suche nach einer neuen Wohnung zu helfen. Das Jobcenter habe ebenso nicht die Berechtigung wegen der Situation die Mietzahlung an die Eigentümer zurückzuhalten.
"Ich glaube, viele Menschen wollen uns nicht", meint die Auszubildende nachdenklich.