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Nachbarschaft in Tangerhütter Kleingartenverein lebt von familiärem Miteinander "Freundschafts" emsiges Dutzend

Von Egmar Gebert 28.05.2014, 03:25

Im Juni wird die fünfköpfige Wettbewerbskommission jene 54 Gartenvereine besuchen, die sich 2014 an der Gemeinschaftsaktion der Volksstimme und des Gartenfreunde-Kreisverbandes beteiligen. Uns ist vorab bereits manch Blick in Gartenanlagen vergönnt. Was wir dabei entdecken, steht hier.

Tangerhütte l Die Anlage mit den rund 100 Gartenparzellen ist eingerahmt von den Wohnblock- und Eigenheimsiedlungen am westlichen Tangerhütter Stadtrand. Ein Fleckchen Erde, wie geschaffen, um sich auf ihm wohl zu fühlen. Das Schild am Eingangstor verrät den Namen, den die "Schöpfer" dieses Gartenparadieses ihm gaben: "Freundschaft". Allerdings hätten sie es auch "Miteinander" oder "Solidarität" oder "Harmonie" nennen können. All das wird von den 108 Mitgliedern des Tangerhütter Kleingartenvereins gelebt. Ohne großes Aufhebens darum zu machen. Weil es schon immer so war, weil man sich als gute Nachbarn versteht, sich meist schon seit Jahrzehnten kennt.

"Heute sind`s die Enkel, die hier ihre ersten Runden drehen"

Anita Hamann, Vereinsmitglied

"Auf dem schönen breiten Weg in der Anlage haben unsere Kinder das Radfahren gelernt. Heute sind`s die Enkel, die hier ihre ersten Runden drehen. Schön, dass sie das hier tun können", sagt Anita Hamann.

Lächeln und zustimmendes Nicken in der Kleingärtner-Runde, die an diesem sonnigen Nachmittag im Vereinsgarten der Anlage zusammengefunden hat, um einfach mal darüber zu plaudern, was ihren Verein für sie zur Wohlfühl-Oase macht. Dazu gehöre auch, dass jemand da sei, wenn es dem Nachbarn einmal nicht so gut geht, und sich um ihn dann ganz selbstverständlich gekümmert werde, in welcher Weise auch immer.

Annerose Baumann nennt es das "Auf einander Achtgeben, wie in einer Familie, richtig schön". Sie gehört zu den Vereinsmitgliedern, die solche Hilfe erfahren haben, als sie ihr guttat, ganz unkompliziert und selbstverständlich.

Heute gibt sie vieles davon zurück, kümmert sich gemeinsam mit Anita Hamann und Ingrid Drösemeyer um den Kinder-Garten. Das ist eine ehemals brach liegende Parzelle. Der Verein gab sie in die Hände einer Tangerhütter Kindertagtesstätte, schloss mit ihr eine Art Patenschaftsvertrag.

Die Mädchen und Jungen der älteren Gruppen der Kita versuchen sich seither in der wieder hergerichteten Parzelle als Nachwuchsgärtner, dürfen sähen und ernten. Einmal im Jahr wird das mit einem Kinderfest im Garten gefeiert, alles in herrlichen Bildern festgehalten und nachzuerleben dank Vereinsmitglied Hella Holz. Mit der Idee des Kinder-Gartens ging der Tangerhütter Kleingartenverein "Freundaschaft" vor sechs Jahren an den Start. Inzwischen fand sie landesweit mehr als ein Dutzend Nachahmer.

Auch bei der Idee zu den Tafelgärten gehörte der Verein um Vorsitzenden Ulrich Drösemeyer zu den ersten im Kreisverband, die sie umsetzten, es heute noch tun. Das Prinzip: Leer stehende Parzellen werden in einem Projekt des Gartenfreunde-Kreisverbandes, des Jobcenters und eines Bildungsträgers von Langzeitarbeitslosen beackert. Was in diesen Gärten heranreift, geht nach der Ernte an die Tafel oder in andere soziale Einrichtungen.

"So was kannst Du alles nur machen, wenn Du eine Mannschaft um Dich hast, auf die Du Dich hundertprozentig verlassen kannst", sagt Vereinschef Drösemeyer.

Teil dieser "Mannschaft" ist auch Georg Wilke. Im Verein der Fachmann für alle kleingärtnerischen Fragen, weshalb er hier auch Gartenfachberater heißt - und einer, der anzupacken weiß. Eigentlich hat auch Wilke nur einen 300-Quadratmeter-Garten, zwei weitere jedoch mit unter seine Fittiche genommen. "Hat sich so ergeben", sagt er, und meint, das sei eigentlich nicht erwähnenswert. Da findet er schon besser, das Gespräch auf Männer wie Uli Schröder zu bringen. Egal bei welcher Pumpe in welchem Garten der Kolben klemmt oder eine andere wassertechnische Macke zu beheben ist: "Uli kriegt das wieder hin."

Und dann sei da ja auch noch die Geschichte, dank der ein Vereinsmitglied seinen Garten nach einem schweren Schicksalsschlag nicht aufgeben musste. "Den haben wir dann eben mal eine Zeitlang mitgemacht", sagt der Pragmatiker Wilke auch im Namen von Horst Spiller, Hartmut Hentschel, Manfred Kielholz und René Rogge.

Dass es mit so einer "Truppe" dann auch Spaß macht, Vereinsfeste vorzubereiten und zu feiern, wer würde das nicht verstehen - und es den Freundschaft-Kleingärtner nicht auch gönnen. Einmal im Jahr, im Kleingärtnersommer, wird auch die gesellige Seite des Vereinslebens am westlichen Tangerhütter Stadtrand mit allen Vereinsmitgliedern gepflegt.

"Auf dies Truppe kannst Du Dich hundertprozentig verlassen"

Ulrich Drösemeyer, Vereinsvors.

"Das ist keine Pflichtveranstaltung, aber jeder herzlich eingeladen", sagt Vereinsvorsitzender Ulrich Drösemeyer. "Es sind immer so um die 90 Prozent der Mitglieder dabei", versichert Undine Menzel, die Finanzerin des Vereins und wie Siegfried Pianka (der nicht nur wegen seiner tollen Gulaschkanonen-Kochkünste beliebt ist) Teil des emsigen Dutzends, für das Vereinsvorsitzender es gern noch einmal sagt:

"Auf diese Truppe kannst Du Dich hundertprozentig verlassen."