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Journalist und Autor Peter Hahne zu Gast beim 20. Frühstückstreffen für Frauen Weisheiten von Oma bis Mark Twain

Von Thomas Pusch 13.10.2014, 03:18

Zum 20. Frühstück für Frauen hatten die Organisatorinnen einen besonderen Referenten eingeladen. Zu Gast war der Fernsehjournalist und Autor Peter Hahne. Die Karten für die Veranstaltung waren innerhalb einer Viertelstunde ausverkauft.

Stendal l "Etwas Warmes braucht der Mensch", hieß der Werbeslogan eines Tütensuppenherstellers. "Etwas Festes braucht der Mensch", lautete das Motto von Peter Hahnes Referat beim Frühstück für Frauen im "Schwarzen Adler". Und der Fernsehjournalist brachte seine rund 340 Zuhörerinnen auf den Geschmack. Die weisesten Worte waren allerdings von anderen. So wie das Motto.

Zehn Gebote statt langer EU-Aktenreihen

Das war nämlich in leichter Abwandlung der Untertitel des Wandsbecker Bothen des Journalisten Matthias Claudius, den die meisten wohl als Schöpfer des Gedichtes "Der Mond ist aufgegangen" kennen. Etwas Festes, damit meint Hahne traditionelle Werte, die er gefährdet sieht. "Wer hätte denn gedacht, dass der islamische Fundamentalismus in Deutschland aktiv wird, man Angst in der Schule haben muss, die Währung unsicher wird?", fragte er in die Runde.

Schlimm findet er die Hoffnungslosigkeit junger Leute, noch schlimmer die Gleichgültigkeit. Er beklagt auch die Orientierungslosigkeit, zitiert Karl Valentin: "Wissen Sie, wo ich hin will?" So sähen viele ihr Leben als eine Fahrt ins Blaue an. Und Mark Twain sagte dazu: "Als sie das Ziel aus den Augen verloren hatten, verdoppelten sie ihre Anstrengung."

Kopfschütteln löst es bei ihm aus, wenn selbst führende Politiker sagen, sie führen auf Sicht. "Das tat die Titanic auch, und wir wissen, wie das ausgegangen ist", spannte er den Bogen.

Die Bibel legte er seinen Zuhörern als wichtigen Leitfaden ans Herz. Selbst die "links-intellektuelle `Zeit`" habe getitelt "Ohne die Bibel verstehen wir nichts". Wofür die europäische Union Aktenberge an Regeln brauche, benötige Gott lediglich zehn Sätze: die Zehn Gebote. Was man darf und was nicht, das habe seine Oma mit einem einfachen Satz ausgedrückt: "Das gehört sich nicht". Und Hahne gelang es, den Bogen von der Weisheit seiner westfälischen Großmutter zur Weltliteratur zu spannen. Der von ihm ausgemachte Schlüsselsatz in Thomas Manns "Buddenbrooks" entspringt demselben Gedanken: "Sei mit Lust bei den Geschäften am Tag", sagt Johann Buddenbrook senior zu seinem Sohn, "aber mach nur solche, bei denen du nachts ruhig schlafen kannst."

Seitenhieb gegen das Ordnungsamt

Und er bekam auch ein aktuelles Beispiel auf dem Silbertablett serviert. "Auf dem Marktplatz werden Knöllchen an den parkenden Autos verteilt", warnte Organisatorin Kriemhild Irmscher in einer Durchsage. "Das ist mal typisch für die deutsche Bürokratie, ausgerechnet heute ist das Ordnungsamt unterwegs", kritisierte Hahne. Natürlich sei es rechtens, die Falschparker zu bestrafen, aber: "Nicht alles, was Recht ist, ist auch richtig." Doch es gelang ihm, einen humorvollen Aspekt zu sehen: "Die Frauen unterstützen den Stendaler Haushalt", meinte er, "und zwar nicht mit Geschirrspülen, sondern mit Geld."