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FDP nominierte ihre Direktkandidaten aus drei Wahlkreisen für den Landtagsurnengang 2011 Ehrgeiz gegen einen Trend

Von Frank Eckert 26.04.2010, 04:50

Die FDP hat gewählt – drei Direktkandidaten für die Landtagswahl 2011 aus den Wahlkreisen 3 ( Havelberg-Osterburg ), 4 ( Stendal ), 5 ( Genthin ; mit Tangerhütte und Tangermünde ). Jeweils einstimmig den Arzt Dr. Michael Kühn ( 3 ), den Doktoranten Markus Faber ( 4 ) und den selbstständigen Elektro-Ingenieur Werner Krömer ( 5 ).

Stendal. Über jener Nominierung der Freien Demokraten am Sonnabendvormittag im Stendaler Hotel am Bahnhof hätte problemlos die Losung schweben können : Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie. Zumindest um die Laune ist es sicher und gut bestellt.

Obgleich sich in wiederkehrender Regelmäßigkeit die liberalen Direktkandidaten aus der nördlichsten Region des Landes ihren Konkurrenten auf Landes- und Bundesebene zu beugen hatten. Dass dennoch jemand ans Aufgeben denkt, bildet kaum die Gefühlslage der Liberalen auf dem flachen Land um Stendal herum ab. Man zeigt Präsenz und das ohne Effekte oder Attitüden. In Stadträten und im Kreistag sind sie vertreten.

Bei der Aufstellung ihres Spitzenkandidaten für die Liste zur Landtagswahl im Januar 2011 mit ihrem Kreisvorsitzenden Markus Faber geben sie sich kämpferisch. " Wir wollen versuchen, dass wir auf der Landesliste unter die ersten Zehn kommen. Dahinter sinken unsere Chancen auf ein Landtagsmandat rapide ", sagte Faber und meint sich selbst. Sie wollen unter die Top Ten ; ein ambitioniertes Ziel mit reichlich Ehrgeiz.

Dennoch plagt die Freien Demokraten in den Kreisverbänden weiter die veritable Talfahrt nach der vorigen Bundestagswahl. Bei knapp unter 15 Prozent waren sie im vorigen September angekommen ; jetzt kämpfen sie mit der Hälfte dieses Wähler-Anteils. Das spürt die Basis deutlich. " Wir hatten voriges Jahr eine tolle Steigerung bis zur Bundestagswahl, einen tollen Wahlkampf, und jetzt stehen wir sehr viel schlechter da. Das ist wirklich ein Drama und eine sehr schlechte Ausgangsposition. Das ist sehr schade ", sagte der Chef der Urologie am Johanniter-Krankenhaus in Stendal, Dr. Michael Kühn. In seinem Wahlkreis Havelberg / Osterburg will er, der die Gesundheitsversorgung der älteren Generation auf dem Land stark thematisiert, dennoch auf die Stimmenrallye gehen. Und was die Konkurrenten angeht, gibt er ihnen schon mal vorweg auf den Weg, dass er es gewohnt ist, anzupacken : " Ich bin Arzt. Einige Männer sind in meinem Berufsleben schon durch meine Hände gegangen. "

Für seinen Kreisvorsitzenden und mit 26 Jahren nach wie vor jungen Parteigänger Faber ist der Urnengang im Januar nächsten Jahres die dritte Landtagswahl, die zweite als Direktkandidat. Der an seiner Promotion arbeitende Politologe nimmt es mit den großen Themen auch im kleinen Rahmen und gleichsam großen ländlichen Raum auf. " Die Probleme für uns sind hier in der Altmark ganz klar die weiter anhaltende Abwanderung und die hohe Arbeitslosigkeit. " Faber will keine Patentrezepte dagegen setzen, sondern authentisch sein und weniger schön als vielmehr sachlich reden. " Trotz der Eingemeindungen werden die Einwohner in Stendal nicht mehr. Noch immer hat die Altmark die höchste Abwanderungsquote in ganz Detuschland. " Und trotz seiner beinahe jugendlichen Leichtigkeit wagt er einen wenig optimistischen Ausblick : " Wir werden 2020 die älteste Region Europas sein. "

Sein Konzept und das der FDP dagegen bleibt die Bildung als eine liberale Schwerkraft, deren kleine Erfolge man für sich beansprucht. " Auch uns ist es zu verdanken, dass die Grundschulen in den kleinen Orten erhalten bleiben bis 2014. " Stendal würde darunter nicht leiden ; vielmehr jene karger werdende Schullandschaft auf den Dörfern. Weiter setzen Fabers Mitstreiter zudem auf die A 14 als eine Lebensader, auf schnelles Internet und weniger auf Symbolik. " Wir brauchen keine große Altmarkkonferenz ", betont Faber. Was sie brauchen sind die kleinen Signale ; etwa bei Investitionen. " Ohne sie gibt es keine Perspektiven für die jungen Leute ", bekräftige der FDP-Mann Arnold Bausemer.

Sich selbst stärkten sie erst einmal den Rücken – mit einstimmigen Nominierungsvoten. Alltäglich ist das nicht in diesen Tagen bei der FDP.