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Simone Fulir über drei "Rollen" am TdA: Regieassistenz, Theaterpädagogin und Schauspielerin "Durch Schauspiel erlebt man viele Leben"

Von Sibylle Sperling 01.11.2012, 01:13

Sie liebt Shakespeare, Kinder, Theater spielen und Regiearbeit. Kann man das alles unter einen Hut bekommen? In einem Job? Man kann, auch wenn man erst 25 ist. Wie, das verrät TdA-Schauspielerin Simone Fulir.

Stendal l Seit August lebt die Münchenerin hier. Zuvor war sie eine Weile in New York. Doch Zeit zum Durchatmen hat Simone Fulir auch in Stendal nicht, denn nun hat sie gleich drei Jobs auf einmal: am Theater der Altmark ist sie Schauspielerin, macht Regieassistenz und gibt den Kleinsten Schauspielunterricht.

"Ich liebe Kinder", schwärmt die 25-Jährige und ist sich sicher: "Von ihnen können wir Schauspieler uns eine Menge abgucken." Denn die Unbefangenheit und die Phantasie, mit der Kinder in die Schauspielerei hineingehen, sei einfach schön anzusehen.

"Der Wechsel der Rollen ist gerade das Schöne"

Jeden Montag hat sie das Glück: Dann treffen sich die Theatermäuse und Minimäuse in ihrem Spielclub. Bereits in München hat Fulir an mehreren Schulen Kinder und Jugendliche ausgebildet und dabei gemerkt, wie sehr ihr diese pädagogische Arbeit liegt. Dass sie nun auch das erste Mal in einem Kinderstück auf der Bühne stehen darf, ist für die Theaterpädagogin ein Highlight. In "Pinocchio" spielt sie alle weiblichen Rollen - einen Theatergeist, die Katze, die Taube und die Fee - und findet das überhaupt nicht schlimm. "Das ist ja gerade das Schöne, der Wechsel der Rollen." Und der findet auf der Bühne statt. Dann wirft sich Fulir als Taube schnell ein anderes Kostüm über, und schon geht es weiter. "Das Stück funktioniert eben wie ein Kindertheater - als würden Kinder zuhause mit den Stöckelschuhen ihrer Mutter Theater spielen und sich immer wieder neu verkleiden."

Aber die ausgebildete Schauspielerin mag nicht nur Kindertheater. Auch Shakespeare hat es ihr angetan. "Shakespeares Sprache ist so reich und phantasievoll, da habe ich beim Lesen sofort Bilder im Kopf." Außerdem kann die Schauspielerin in Shakespeares Figuren menschliche Tiefe entdecken, und genau darin liegt für sie der Reiz. In Rollen zu schlüpfen, um dadurch jemand zu sein, der man nie sein wird, das findet sie spannend an ihrem Beruf.

"Durch die Schauspielerei lebt man viele andere Leben", findet sie. Daran, dass sie durch ihren Beruf auch oft im Mittelpunkt steht, musste sie sich allerdings erst gewöhnen. "Privat war ich eigentlich nie der Typ Mensch, der gern im Mittelpunkt steht."

"Nach diesem Stück war es um mich geschehen"

Doch seit ihrem Jahr in New York ist auch klar: Ohne Theater will Fulir nicht sein. Gemerkt hat sie das schon sehr früh. Denn in der 2. Klasse durfte sie ihre erste Hauptrolle spielen, Otfried Preußlers "Kleine Hexe". "Nach diesem Stück war es um mich geschehen." Und ab da sah man sie im Schultheater. Und sie nahm Schauspielunterricht. Auch im Synchronsprechen hat sie mittlerweile Erfahrung. Und nun macht sie auch noch Regieassistenz. Wie kriegt man das alles unter einen Hut, Frau Fulir? "Die drei Bereiche ergänzen sich. Und ich bin ja hergekommen, um zu arbeiten. Mir machen eben all die Sachen Spaß."

Zerteilen muss sie sich noch nicht, vielmehr schöpft sie Kraft aus jedem Bereich für den anderen. Freizeit, nein, die hat sie nicht. Obwohl: auf ihrem Nachttisch liegt gerade ein Klassiker der Weltliteratur: Dumas Drei Musketiere. Denn sie liest einfach gern.