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Gemeinderat Sülzetal entschied sich gegen Schnittstelle und Ausbau der Halberstädter Straße Erich Wasserthal: "Chance für die Zukunft ist vertan!"

Von Yvonne Heyer 26.03.2011, 05:34

Der Gemeinderat Sülzetal hat am Donnerstagabend in Dodendorf eine Entscheidung getroffen, die auch im Nachhinein noch für etliche Diskussionen sorgen wird: Die Gemeinde wird sich nicht am Schnittstellenprogramm der NASA beteiligen, die Halberstädter Straße wird nicht ausgebaut.

Dodendorf. Mit einem Paukenschlag anderer Art begann am Donnerstagabend die Gemeinderatssitzung im Dodendorfer Sport- und Vereinsheim. Gemeinderat Carsten Loof gab in einer persönlichen Erklärung seinen Rücktritt bekannt und verließ danach sofort die Sitzung. Carsten Loof zog damit die Konsequenzen aus persönlichen Anfeindungen. Offen und ehrlich habe er sich in den Gemeinderat eingebracht. "Doch genau diese Offenheit und Ehrlichkeit fand keine Anerkennung. Ich bedaure den Schritt von Carsten Loof und habe versucht, ihn umzustimmen. Einmal ist es mir gelungen, jetzt beim zweiten Mal leider nicht. Ich bin nicht von ihm enttäuscht, sondern über die Art und Weise, die ihn zu diesem Schritt bewogen hat. Carsten ist kein Bequemer, aber ein sehr Ehrlicher, der einem die Meinung ins Gesicht gesagt hat. Ich kann seine Entscheidung nicht akzeptieren. Zumal Carsten Loof ein echter Verlust für den Gemeinderat ist. Als Einzelbewerber kann sein Sitz nicht wieder besetzt werden", meinte gestern Morgen Bürgermeister Erich Wasserthal.

Aber der Rücktritt war nicht die einzige Enttäuschung, die Erich Wasserthal an diesem Abend hinnehmen musste. Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Gemeinderat hat sich gegen eine Beteiligung der Gemeinde Sülzetal am Schnittstellenprogramm der Nahverkehrsgesellschaft Sachen-Anhalt (NASA) ausgesprochen.

Auch der Ausbau der Halberstädter Straße im zweiten Bauabschnitt fand keine Mehrheit. "Wir haben eine Chance für die Zukunft weggeworfen, ein Jahr Arbeit war umsonst. Ein gelebter Traum von einer Buslinie, die aus dem ganzen Sülzetal die Leute zur S-Bahn oder zum Zug in den Harz nach Langenweddingen bringt, hat sich ausgeträumt", sagte gestern ein sichtlich enttäuschter Bürgermeister.

Die Vertreter der NASA, Klaus Rüdiger Malter und Fritz Rössig waren am Donnerstagabend noch einmal in das Sülzetal gekommen, um noch einmal zu informieren, Fragen zu beantworten.

Klaus Rüdiger Malter machte nochmals deutlich, dass das Schnittstellenprogramm, die Ertüchtigung der Bahnstrecke Halberstadt Magdeburg und die Installierung der Region S-Bahn bis Langenweddingen eine große Außenwirkung über das Sülzetal hinaus, ja bis in die Vorharzregion, hätte.

Im Vorfeld der Diskussionen um das Schnittstellenprogramm und des Ausbaus der Halberstädter Straße war immer wieder die einmalig hohe Förderung der Vorhaben betont worden. Die Gemeinde hätte für eine millionenschwere Investition einen relativ geringen Eigenanteil aufbringen müssen. In diesem Zusammenhang betonte Gemeinderat Dietrich Ebering (CDU) nochmals, dass diesen Eigenteil die NASA vorstrecken wollte und in fünf Jahresscheiben zurückzuzahlen wäre. "Die S-Bahn war schon länger im Gespräch und wurde vor allem von den Pendlern gewünscht. Ich befürworte das Vorhaben", so Ebering.

"Das Schnittstellenprogramm wird von der Bevölkerung unterschiedlich mit einem Für und Wider diskutiert. Gerade die ¿Spielchen‘ mit den Fördermitteln haben der Gemeinde den Schuldenberg beschert. Diese Spielchen wollen wir nicht mehr. Auch das Schnittstellenprogramm wird der Gemeinde Geld kosten", betonte Wolfgang Kettner als Fraktionschef der Fraktion "Mitte".

Mit der namentlichen Abstimmung wurde es schließlich zur Gewissheit: Mit zehn Nein zu acht Ja-Stimmen wurde die Beteiligung der Gemeinde Sülzetal am Schnittstellenprogramm abgelehnt.

Betretenes Schweigen, Kopfschütteln herrschten unmittelbar nach der Abstimmung, heftige Diskussionen folgten schließlich nach der Sitzung vor dem Dodendorfer Sport- und Vereinsheim.

Enttäuscht zeigten sich auch die Vertreter der NASA. Das Projekt wäre nun endgültig gestorben. Wie hoch die bereits entstandenen Planungskosten sind, wollten Rössig und Malter an diesem Abend nicht beziffern.