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Engagement für die Flutopfer / Brockenwirt Hans Steinhoff: "Es war mir ein Bedürfnis zu helfen" Harzer helfen mit Tatkraft, Geld und Möbeln

Von Ivonne Sielaff und Claudia Stenschke 18.06.2013, 01:18

Wernigerode/Schierke l Seit Wochen leiden viele Sachsen-Anhalter an Elbe und Saale unter der Flut. Die Wernigeröder lässt das Leid der Menschen nicht kalt, viele wollen helfen und spenden. Das Rote Kreuz in Wernigerode rät jedoch von Sachspenden ab. Am sinnvollsten sei es, Geld zu geben.

"Es war mir einfach ein Bedürfnis zu helfen", sagt Brockenwirt Hans Steinhoff. Und damit steht er nicht allein. Seit Wochen verfolgen viele Harzer die Berichte über die Flutkatastrophe in Deutschland. Menschen, die ihr Hab und Gut verloren haben, Helfer, die bis zur Erschöpfung um Deiche und gegen Wassermassen kämpfen.

Für sie kochte Hans Steinhoff literweise Erbsensuppe und schickte zwei Mitarbeiter mit der Gulaschkanone nach Aken. "Die Fahrt war beinahe umsonst, denn der Ort war schon fast menschenleer." Die Männer fuhren kurzerhand zu einem Damm, der von Bundeswehrsoldaten und Feuerwehrleuten gesichert wurde. "Wir haben bestimmt 400 Portionen ausgegeben", so der Brockenwirt, der außerdem fünf Zimmer seines Hotels für Flutopfer aus Magdeburg zur Verfügung stellte. Wie auch Kerstin Nagy. Die Wernigeröder Hotelchefin gewährte Bitterfeldern Unterkunft.

"Wir waren auch schon mal von einer Flut betroffen", sagt Marius Michael aus Schierke. "Damals waren wir über jede Hilfe sehr dankbar." Gemeinsam mit seinem Bruder Sebastian Michael organisierte er eine Hilfsaktion und sammelte Geld- und Sachspenden. "Viele Firmen und Privatpersonen zeigten sich sehr hilfsbereit und großzügig", sagt der Schierker. "Dafür wollen wir uns bei allen Spendern herzlich bedanken." Über den Hilfstransport freute sich der Verein "Suppe und Seele" in Schönebeck, dessen Mitglieder sich für die Versorgung der Helfer und Betroffenen eingesetzt haben.

Auch die Wernigeröder Brandschützer haben geholfen. Nach vielen Hochwassereinsätzen der Kreisfeuerwehrbereitschaft West in Halle, Calbe sowie Gottesgnaden und Magdeburg entschlossen sich einige Kameraden, noch einmal ehrenamtlich in die Krisengebiete zu fahren, um dort spontan mit anzupacken, wo Hilfe benötigt wurde.

"Am sinnvollsten sind im Moment Geldspenden. Auch wenn es nur fünf Euro sind." - Erich Goedecke, DRK-Kreisverband

Insgesamt neun Mal brachen sie auf, um meist in den Nachtstunden in Halle, Schönebeck, Stendal, Magdeburg, Sandau und Osterholz Sandsäcke zu transportieren und Deiche zu stabilisieren. Einige wurden von ihren Arbeitgebern freigestellt, anderen nutzten ihren Sommerurlaub oder ihre Freizeit dafür. Der Brandschutz im Harz sei in dieser Zeit selbstverständlich nicht zu kurz gekommen, heißt es.

Die Fünftklässler des Landesmusik-Gymnasiums veranstalten heute in der großen Pause einen Wohltätigkeitsbasar. Initiiert wurde die Aktion im Englischunterricht von Ulrike Broutschek. Weitere Schüler wollen sich mit einem Kuchenbasar anschließen. Das Aufbauteam, zu dem auch Eltern gehören, trifft sich um 10.15 Uhr, der Basar startet um 10.50 Uhr - bei gutem Wetter auf dem Schulhof, sonst im Gebäude.

Auch die Johannisgemeinde unterstützt das Hilfsprojekt. "Eventuell noch nicht verkaufte Dinge können die Kinder bei unserem Johannisfest am 29.Juni noch einmal anbieten", informiert Pfarrerin Heide Liebold.

In der Oskar-Kämmer-Schule werden Sachspenden für die Flutopfer gesammelt, teilt Stephanie Pusch mit. "Wir suchen alles außer Kleidung - zum Beispiel Elektrogeräte, Mobiliar sowie Handtücher und Bettwäsche." Wer sich beteiligen möchte, kann per Telefon (0 39 43) 69 18 26 und per E-Mail (www.fluthilfe-harz@oks.de) Kontakt mit der Oskar-Kämmer-Schule aufnehmen.

Bereits gesammelt haben die Mitarbeiter des Wernige-röder Bekleidungsgeschäftes "Platzhörsch". "Uns tun die Menschen in den überfluteten Gebieten leid", sagt Verkäuferin Susanne Reul. Die Chefin des Ladens, Ricarda Drogan, sei sogar nach Magdeburg gefahren, um als Fluthelferin selbst mit anzupacken. Über die Internet-Plattform "Facebook" startete sie mit ihren Kollegen einen Spendenaufruf. "Danach kamen viele Leute zu uns in den Laden, brachten Kleidung, Kosmetik, Spielzeug oder Windeln vorbei - eben Dinge, die man braucht, wenn man alles verloren hat", berichtet Susanne Reul. Binnen weniger Tage war ein Kleinbus voll. "Wir haben die Sachen inzwischen beim Roten Kreuz in der Lindenallee abgegeben."

Dort sind bereits etliche andere Anrufe eingegangen. "Viele Leute wollen von uns wissen, wie sie helfen können", sagt Erich Goedecke als Chef des DRK-Kreisverbandes. "Es ist wirklich toll, dass es so viel Eigeninitiative gibt." Von weiteren Sach- und vor allem Möbelspenden rät Goedecke allerdings erst einmal ab. "Es dauert sicherlich noch einige Wochen, bis die Menschen in den überfluteten Gebieten ihre Häuser und Wohnungen wieder betreten können." Dann müsse man sehen, was am dringendsten benötigt wird. "Am sinnvollsten sind im Moment Geldspenden", so der Verbandschef. "Auch wenn es nur fünf Euro sind."