1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Große Leidenschaft für kleine Marken

Philatelisten wollen die jüngere Generation mit ihrem Hobby anstecken / AG in Grundschule Große Leidenschaft für kleine Marken

Von Ivonne Sielaff 12.07.2014, 03:20

Briefmarken sammeln - ein Hobby für Omas und Opas? Nicht wenn es nach Ernst-Günter Jensen und Albrecht Wolff geht. In ihrer Arbeitsgemeinschaft wollen die Wernigeröder die jüngere Generation mit ihrer Leidenschaft für Postwertzeichen anstecken.

Wernigerode l Ernst-Günter Jensen und Albrecht Wolff gehen einem Hobby nach, das vom Aussterben bedroht ist. Sie sind begeisterte Briefmarkensammler. In der dritten Klasse habe ihn die Leidenschaft gepackt und nie wieder losgelassen, erinnert sich Albrecht Wolff. An die 100 Alben haben sich bei ihm im Laufe der Jahre angesammelt. "Ohne meine Sammlung würde mir definitiv etwas fehlen", sagt der Wernigeröder. Auch Ernst-Günter Jensen hat bereits zu Schulzeiten begonnen, Marken zu tauschen. "Als Kind habe ich sämtliche Briefe gehortet und die Marken abgelöst. Wenn man 50 Jahre sammelt, kommt da schon etwas zusammen."

Inzwischen sei es schwierig, an neues Material zu kommen. "Wer schreibt heutzutage in Zeiten von E-Mail und SMS noch Briefe?", fragt Wolff. Trotzdem wollen die beiden Mitglieder des Wernigeröder Briefmarkenvereins die jüngeren Generationen mit ihrer Leidenschaft für Postwertzeichen anstecken. Deshalb haben sie vor acht Jahren eine Arbeitsgemeinschaft für junge Briefmarkenfreunde ins Leben gerufen. "Ich habe früher als Lehrer gearbeitet, bin in Rente gegangen", so Jensen. "Drei Monate habe ich nichts gemacht, dann habe ich es nicht mehr ausgehalten." Die Leitung der Diesterweg-Grundschule sei begeistert gewesen von der Idee, eine AG zu gründen. Seither ist Jensen zweimal pro Woche in der Schule. "Donnerstags kommen die Kleinen, freitags die Großen."

Vereinsmitglieder hätten die Kinder mit Briefmarken versorgt. Sogar aus Halberstadt und Thale kam Unterstützung, so dass die Mädchen und Jungen keinerlei Ausgaben hatten. "Zuerst schauen wir, welche Motive die Kinder mögen - ob Tiere, Pflanzen, Sport, Autos oder Flugzeuge. Dann geben wir die Marken gezielt aus und helfen dabei, eine Sammlung aufzubauen." Dafür werden die Postwertzeichen nicht einfach nur in ein Album gesteckt. "Wir arbeiten mit dem Katalog und recherchieren zu den jeweiligen Motiven." Ziel sei es, eine Sammlung zu erstellen, die die Preisrichter bei den Ausstellungen überzeugt. Mit Erfolg. Einer der Schützlinge von Ernst-Günter Jensen erreichte bereits Gold. "Das ist die höchste Auszeichnung."

Isabell Hedke ist seit der vierten Klasse in der AG. "Ich finde Briefmarken sehr interessant", sagt die 13-Jährige. Durch ihre Sammlung "Leben im Wald" habe sie viel über Biologie und Tiere gelernt. Die 14-jährige Anna Pförtner schreibt selbst gern noch Briefe und Postkarten. "Briefmarken habe ich schon früher gesammelt. Mein Opa hatte ganz viele, und ich habe sie einsortiert." Ihre Lieblingsmotive seien Delfine, Pferde und Schiffe.

Die erwachsenen Vereinsmitglieder treffen sich jeden dritten Sonntag in der Schule. "Unsere Zusammenkünfte sind immer gut besucht", sagt Albrecht Wolff, der den Verein leitet. Neue Mitglieder seien dennoch stets willkommen. Viele würden vorbeischauen, weil sie irgendetwas geschätzt haben wollen. "Sie kommen dann mit großen Erwartungen. Wir müssen sie aber oft enttäuschen." Und besitzen die beiden selbst eine besonders wertvolle Marke? "Wissen Sie, uns geht es nicht um den Wert der Marke, sondern um den Spaß an der Sache", sagt Ernst-Günter Jensen. Der erste Poststempel aus Wernigerode stamme aus den 1840er Jahren, berichtet Albrecht Wolff. "Das ist doch faszinierend. Und wer beschäftigt sich denn heute noch mit Postgeschichte, wenn nicht wir?"

Übrigens: Die Briefmarkenfreunde präsentieren sich beim Sachsen-Anhalt-Tag mit einem Stand vor der Volksbank. Interessierte erhalten dort Ersttagsbriefe mit dem Motiv des Landesfestes samt Stempel. Darüber hinaus gibt es Sonderstempel beim Sonderpostamt am Westerntorbahnhof.