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Mehr als 50.000 Euro Schaden Anschlag auf KZ-Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge

Unbekannte haben in der Nacht zum Dienstag einen Anschlag auf die KZ-Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge verübt und eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Nach Polizeiangaben demolierten die Täter mit einer zuvor gestohlenen Planierraupe Teile des Geländes. Anschließend setzten sie das Gerät in Brand.

09.12.2014, 08:51

Halberstadt/Langenstein (dl/je/sc/ru) l Entsetzen am Dienstagmorgen beim Team der KZ-Gedenkstätte in Langenstein-Zwieberge. In der Nacht zum Dienstag haben unbekannte Täter bei einem Anschlag Teile des Gedenkstättengeländes beschädigt. Im Bereich des Stolleneingangs in den Thekenbergen hinterließen sie eine Spur der Verwüstung.

Die Täter fuhren mit der Raupe auf schätzungsweise 500 Metern Zaunfelder nieder und beschädigten Torfelder am Eingangsportal des Stollens. Selbst das massive Stahltor zum rund 120 Meter langen Stollen wurde beschädigt - in den eigentlichen Stollen gelangten die Täter jedoch offenbar nicht.

"Wir haben erst vorhin davon erfahren und sind zunächst erst einmal dabei, uns selbst einen genauen Überblick zu verschaffen", sagte Gesine Daifi vom Team der Gedenkstätte am Dienstagmorgen zur Volksstimme. Die Polizei bezifferte den Schaden auf mindestens 50.000 Euro.

Laut Polizei hatten die Täter die Baumaschine von einer Baustelle zwischen Halberstadt und Langenstein entwendet. Über die angrenzenden Felder fuhren sie mit der Planierraupe rund 1,5 Kilometer bis zum Eingang der Gedenkstätte. "In den Stollen selbst gelangten die Täter offenbar nicht", sagte Beatrix Mertens von der Polizeidirektion Nord in Magdeburg. Vor dem Stolleneingang befindliche Gedenktafeln seien unbeschädigt geblieben.

Auf einem angrenzenden Feld setzten die Unbekannten die Planierraupe im Anschluss in Brand, sodass sie vollständig ausbrannte. Offenbar sollten so Spuren vernichtet werden.

Die Feuerwehren Langenstein und Halberstadt waren kurz nach Mitternacht alarmiert worden, um die brennende Raupe zu löschen. "Als wir mit insgesamt zwölf Mann vor Ort waren, brannte die Raupe bereits lichterloh", sagte der Langensteineiner Ortswehrleiter Sebastian Rindert.

Die Hintergründe der Tat sind laut Polizei bislang unbekannt. Die Ermittlungen werden im Sachgebiet für Staatsschutz im Polizeirevier Harz geführt, da eine politische Motivation nicht ausgeschlossen werden könne, hieß es aus Magdeburg.

Nach dem Einsatz der Feuerwehr hätten Polizeibeamte die Spurensicherung aufgenommen. Dabei sollen Hinweise und Spuren sichergestellt worden. Ob die Tat möglicherweise einen rechten Hintergrund hat oder es sich lediglich um einen Diebstahl handelt, ist nach Volksstimme-Informationen bislang unklar.

Offenbar ist der Diebstahl nicht der erste. Es soll bereits in der vergangenen Woche im Bereich der Baustelle einen Diebstahl gegeben haben.

Die KZ-Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge liegt rund zwei Kilometer außerhalb des Halberstädter Ortsteils Langenstein. In dem Konzentrationslager hatten die Nazis Tausende Gefangene interniert, die in den nahen Thekenbergen ein riesiges Stollensystem graben mussten, um die Rüstungsproduktion kurz vor Kriegsende unter die Erde zu verlagern. Ein kleiner Teil dieses Stollensystems gehört heute zur Gedenkstätte und ist für Besucher regelmäßig zugänglich. Der Anschlag mit der Planierraupe galt diesem Zugang zum Stollensystem in den Thekenbergen.