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Ermittlungen zur Brandstiftung auf dem Gelände der Johanniskirche laufen auf Hochtouren Pfarrer Kant: "Wir sind immer noch geschockt

Von Rainer Marschel 24.07.2009, 05:02

Wernigerode. Auch Tage nach der zweiten Brandstiftung ( wir berichteten ) ist Pfarrer Hans-J ürgen Kant immer noch fassungslos : " Es gibt tatsächlich jemanden, der eine Kirche anzündet Damit hätte ich nie gerechnet. "

Während beim ersten Brand durch das schnelle Eingreifen lediglich ein Schaden von 1 500 Euro zu beklagen war ( dabei gingen ein mobiles Toilettenhäuschen und Baumaterial in Flammen auf ), kann über den angerichteten Sachschaden im zweiten Fall vom Sonntag, 19. Juli, auch der Wernigeröder Pfarrer noch nichts sagen. Ein Gutachter wird das erst in den nächsten Tagen ermitteln. Aber dass die Johannis-Kirchgemeinde großes Glück im Unglück gehabt habe, stehe außer Zweifel, so Kant. Die vorsätzlich angesteckte riesige Plane am Baugerüst der Außenfassade war der Auslöser. Der Brand blieb aber weitgehend auf den Außenbereich beschränkt.

" Einen technischen Defekt schloss unser Brandursachenermittler genau so aus, wie den Einsatz eines Brandbeschleunigers. Der wäre bei der Plane auch gar nicht nötig gewesen ", so der Pressesprecher des Polizeireviers Harz, Uwe Becker, auf Volksstimme-Nachfrage. Das Feuer hatte zudem auf eine Rutsche für den Bauschutt übergegriffen.

In der weiteren Folge waren Teile des Daches betroffen. Schiefersteine müssen jetzt wegen zu befürchtender Haarrisse ebenso ausgewechselt werden, wie ein Balken. Die Kriminalpolizei hat unterdessen in beiden Fällen Ermittlungsverfahren wegen schwerer Brandstiftung eingeleitet.

" Falls es Vorsatz war, muss der Täter seelische Probleme haben ", so Theologe Kant, " aber purer Leichtsinn, ohne jegliches Motiv, wäre ja auch vorstellbar. Unseren Gemeindegliedern stand beim Gottesdienst am Sonntag jedenfalls die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. "

Jenseits aller Verärgerung und angerichteter Ängste, zeigte sich der Pfarrer dennoch sichtlich erfreut über die sofortige Anteilnahme – nicht nur aus Kirchenkreisen. So sei unter anderem Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert am Tag danach mit seinem Fahrrad vorbei gekommen, um sich sofort selbst ein Bild vom angerichteten Schaden an dem Gotteshaus zu machen.

Bei einem Essen des Nöschenröder Schützenvereins wurde am Montagabend spontan die Idee für eine Geldspende ins Leben gerufen. Die 260 Euro wurden gestern Vormittag off - ziell überreicht. Pfarrer Kant : " Das hat mich wirklich zutiefst beeindruckt. "