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Die Eröffnung der Ausstellung "100 Jahre Erster Weltkrieg" lockt mehr als 100 Menschen ins Museum Briefe an "Idel" erzählen vom Schicksal an der Westfront

Von Gudrun Billowie 02.09.2014, 03:21

Wolmirstedt l Mit der Sonderausstellung "100 Jahre Erster Weltkrieg" hat das Museum einen Nerv getroffen. Zur Eröffnung am Sonntag fanden mehr als 100 Besucher den Weg auf die Schlossdomäne. "Mich hat noch nie eine Ausstellung so bewegt, wie diese", sagt Museumsleiterin Annette Pilz zur Begrüßung. So nacherlebbar sind die Schicksale geschildert, eine so schlimme Zeit spiegeln die Exponate wieder.

Museumsmitarbeiter haben es naturgemäß immer mit Gegenständen zu tun, die das Leben vergangener Generationen bestimmten, aber bei der Vorbereitung zu dieser Ausstellung blieben die Menschen nicht anonym, sondern es gab Gesichter dazu, Namen, Geburts- und Sterbedaten, Familienangehörige, die noch heute hier leben. "Wir haben uns bei der Vorbereitung zur Ausstellung sehr in die Geschichten hineingedacht", sagt Annette Pilz, "das ging sehr nahe."

Kernstück dieser Ausstellung sind fünf Soldatenschicksale. "Es sind keine Helden", sagt Annette Pilz, "und glorifizieren wollen wir sie auch nicht, aber sie stehen für eine Generation, deren Träume und Ideen durch den Ersten Weltkrieg zerstört wurden."

Viele der Ausstellungsstücke stammen aus der Region. Gisela Meyer stellte das Tagebuch Paul Jaeneckes zur Verfügung, eines jungen Mannes aus Wolmirstedt, der Grundschullehrer sein wollte, aber mit 19 Jahren irgendwo auf dem Weg nach Verdun fiel.

Giesela Wankmüller steuerte die Feldpostkarten ihres Großvaters Arthur Wunderlich bei. Er hat den Krieg überlebt, die Karten von der Westfront an seine Frau "Idel" halten sein Schicksal lebendig. In einer weiteren Vitrine werden Feldpostkarten gezeigt, die der Briefmarkenverein in die Ausstellung gegeben hat. "Wir hatten so viele Exponate", sagt Annette Pilz, "wir können leider nicht alles zeigen."

"An allem, was man hier sieht, hängt ein trauriges Schicksal", sagt die neunjährige Celine aus Rogätz und schaut auf Granatsplitter und Patronen. Auch ihr Bruder Eric (16) kann Granaten nicht sehen, ohne an den Tod dahinter zu denken, den sie gebracht haben. "Die jungen Männer dachten, sie kommen wieder nach Hause und durch solche Dinge, die hier gezeigt werden, sind sie gestorben", sagt der Gymnasiast.

Die fünf Soldatenschicksale sind auf Tafeln gedruckt, in den Vitrinen werden Marineuniformen und Pickelhauben gezeigt, eine Abteilung widmet sich der Kriegspropaganda. Auch von der Heimatfront im Altkreis Wolmirstedt wird berichtet, detailliert aufbereitet von Dr. Wilfried Lübeck. Als Sockel unter den Schautafeln windet sich eine lange Reihe von Todesanzeigen, veröffentlicht im Allgemeinen Anzeiger. Viele Besucher konnten die Namen Familien aus der Region zuordnen, die Toten sind somit noch immer nicht anonym, obwohl sie schon vor 100 Jahren ihr Leben ließen.

Elisabeth Ruddies konnte angesichts der Ausstellung die Sorge um die aktuelle Entwicklung in der Ukraine nicht ausblenden. "Dass die Menschen nichts gelernt haben...", sagte sie.

Die Ausstellung ist sehr umfangreich geraten, jedes Detail erzählt Geschichte. Die und die Tagebücher und Briefe der Soldaten sind in einer liebevoll gestalteten, reichbebilderten Begleitbroschüre abgedruckt, die Besucher für sieben Euro erwerben können.