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Abgeordnetenrunde möchte auch den Kontakt zur Bürgerinitiative suchen Bauausschuss will die Situation der Ohre nicht mehr hinnehmen

Von Claudia Labude 05.03.2011, 04:29

Die automatische Messwertansage gab für die Ohre gestern einen Pegel von 167 Zentimetern bekannt. Doch das Hochwasser des städtischen Flüsschens, das zusammen mit dem gestiegenen Grundwasser monatelang für Probleme gesorgt hatte, war dennoch erst jetzt Thema im Bauausschuss.

Wolmirstedt. Dirk Hummelt erklärte im Vorfeld, dass man sich mit den spezifischen Problemen des gestiegenen Wassers für die Bebauung beschäftigen wolle. Dennoch wurde in der Runde auch Ursachenforschung betrieben. "Andere Städte haben schließlich auch Flüsse, aber die haben es im Griff. Die Frage ist: Müssen wir die Verschlammung und Verlandung wirklich hinnehmen? Die Ohre soll ja ruhig Biotop sein, aber da, wo es hingehört." Und das sei laut Hummelt außerhalb der Stadt.

Auch Wolfgang Müller (CDU) bezweifelte, dass man den Zustand des Gewässers so hinnehmen muss, wie er ist. "Zwar haben die Experten auf der Anwohnerversammlung gesagt, dass die Fließgeschwindigkeit okay sei, aber die regelmäßigen Reinigungsarbeiten der Melioration wurden ja auch nicht aus Langeweile durchgeführt. Man hat sich doch sicher was dabei gedacht", so Müller.

Rainer Osinsky (CDU) wollte die Diskussion lieber in konkreten Taten münden sehen. "Wir müssen was tun, aber was könnte das sein?"

"Es gibt vergleichbare Orte, die wir uns als Beispiel heranziehen könnten – nehmen wir unsere Partnerstadt Wunstorf", erklärte Werner Stadermann, beratender Bürger im Ausschuss. Dort hätte man den Fluß richtig begradigt. "Und die Gräben sind pieksauber, es gibt keine Pfützenbildung auf den Wiesen."

"Der NABU ist ja nicht der Unterhalter, sagt lediglich seine Meinung"

Kritik gab es in der Ausschussrunde für den Naturschutzbund (NABU). "Mit der Renaturierung kann man nicht einverstanden sein", so Albrecht Greiser (SPD). "Betrachtet man die Ohre in Richtung Samswegen/Haldensleben, dann ist dort keine solche Verkrautung zu sehen wie hier im Stadtgebiet. Und den Vergleich, dass Schilf eine ähnliche Funktion wie die Buhnen hätte, halte ich für vollkommenen Quatsch."

Greiser zeigte sich fast erbost, als er an ein Beispiel aus der Vergangenheit erinnerte. "Wir haben als Ersatzmaßnahme der Renaturierung der Alten Elbe zugestimmt – in der Annahme, das ginge dann bis zur Ohre. Jetzt haben wir einen Haufen Geld ausgegeben für einen Teilabschnitt, der nichts bringt."

Rudolf Giersch (FUWG) versuchte, die Emotionen zu bündeln. "Der NABU ist ja nicht der Unterhalter der Gewässer, sondern sagt lediglich seine Meinung. Das Fachliche liegt nicht in unserer Hand, deswegen sollten wir einen wirklich unabhängigen Experten heranziehen – und dabei auch die Auswirkung der Flächenabsenkung durch den Kalibetrieb beachten."

"Ich verstehe immer noch nicht, wieso man von Seiten der Stadt zu der Anwohnerversammlung erstens nicht alle Anlieger und zweitens auch den Stadtrat nicht eingeladen, ja, nicht mal darüber informiert hat", war Dieter Pfennig (SPD) vom Verwaltungshandeln enttäuscht. "Dort konnte man erleben, dass es den Bürgern nicht vordergründig um das Hochwasser geht, sondern eher um die Probleme durch das stehende Wasser", fasste Pfennig seinen Eindruck der Zusammenkunft im Katharinensaal zusammen. Er plädierte dafür, mit der Bürgerinitiative, die von Anwohnern der Straße Am Küchenhorn ins Leben gerufen worden war, zusammenzuarbeiten.

"Die Stadt muss sich positionieren, für die Ohre zuständig zu sein"

Vorsitzender Dirk Hummelt fasste zum Ende der Diskussionen die Festlegungen des Bauausschusses zusammen, die an die Stadtverwaltung weitergeleitet werden sollen. "Die Stadt muss sich positionieren, für die Situation der Ohre zuständig zu sein." Außerdem wolle man den Kontakt zu Vertretern aus Wunstorf suchen und durch den Anlass der Probleme mit den Gewässern auch die Zusammenarbeit der Ausschüsse aus den Partnerstädten wieder aufleben lassen. So, wie man es in früheren Zeiten schon mal gehabt hätte. Ziel sei es auch, sich einen unabhängigen Experten zu suchen und herauszufinden, was ein solches Gutachten kosten würde sowie den Kontakt zur Bürgerinitiative zu suchen.