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Bauernverbandspräsident zieht durchwachsenes Resümee / Arbeitszeitbegrenzung wird kritisiert Erträge sind besser als die Preise

Von Sebastian Siebert 23.01.2015, 02:00

Auf ein erfolgreiches, aber ernüchterndes Jahr blickte Verbandschef Olaf Feuerborn beim Treffen des anhaltischen Bauernverbandes zurück. Der Ertrag sei sehr gut, allerdings seien im Laufe des Jahres die Preise gefallen.

Zerbst/Anhalt l "Wenn wir auf die Temperatur- und Niederschlagskurve blicken, dann zeigt das, dass wir es 2014 mit einem außergewöhnlichen Jahr zu tun haben", eröffnete Olaf Feuerborn, Vorsitzender des Bauernverbandes Anhalt, seinen Jahresrückblick. "Alle waren überrascht über die Erträge, die sie erzielt haben", sagte er. Das ziehe alle Kulturen mit ein.

"Erträge sind das eine", lenkte der Verbandspräsident ein. "Aber die Preise, die sind etwas ganz anderes." Mit einiger Sorge warf Feuerborn die Jahresstatistik als Balkendiagramm an die Wand. Der Milchpreis war zuletzt im Juni höher als der Vorjahrespreis (36,79 zu 36,19 Cent pro Kilogramm) und fiel dann kontinuierlich ab. Im November wurde ein mathematisches Mittel von noch 31,08 Cent errechnet. Im Vergleich zum Vorjahrespreis von 40,44 ein Minus von mehr als neun Cent.

"Bei den Fleischpreisen sieht es nicht anders aus", führte er weiter aus. Die Preise für Ferkel und Schlachtschweine seien wie jene für Kühe und Färsen stark gefallen. Konnten im Vorjahr noch 59 Euro für ein Qualitätsferkel aus Erzeugerzusammenschlüssen erzielt werden, waren es 2014 noch 36,8 Euro. Ein Kilo Rind von der Schlachtkuh ist von 3,26 Euro auf 2,43 Euro gefallen.

Die Preise liegen damit zurzeit so niedrig, dass Fleisch fast zum Selbstkostenpreis produziert werden müsse, war aus den Reihen der Landwirte zu hören. Der Preis für ein Doppelzentner Kartoffel sei sogar auf 6,58 Euro eingebrochen. Noch im August seien 11,58 Euro verlangt worden. Angesichts dieser Preise sei auch der Anstieg des Mindestlohns auf die Zwischenstufe von 7,20 Euro pro Stunde, von einst 4,20 Euro bei Saisonarbeitskräften zuvor kritisch. Wesentlich problembehafteter sah Feuerborn das Arbeitszeitgesetz. "Die Saisonarbeitskräfte wollen ja am liebsten 24 Stunden arbeiten, weil sie die Zeit hier ausnutzen wollen", überspitzte er. Zwar würden die Kräfte wegen des Mindestlohns mehr verdienen, aber sie würden sich auch wegen der vielen Freizeit schnell langweilen. "Die sitzen dann auf der Bude", sagte er. Er habe schon erlebt, dass "die dann anfangen zu saufen und zu randalieren. Das möchte ich nicht wieder erleben."

Außerdem wisse er nicht, ob die Arbeitszeitbegrenzung nicht der Attraktivität der Saisonarbeit schade.