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Minister besucht evakuiertes Krankenhaus / Auch Kater Willy musste die Pfeifferschen Stiftungen verlassen Ausnahmesituation für Personal und Patienten

12.06.2013, 01:18

Totenstille herrscht seit der Evakuierung in den Pfeifferschen Stiftungen. Nur noch der Krisenstab der Stiftungen ist vor Ort. Gesundheitsminister Daniel Bahr machte sich gestern ein Bild von dem geräumten Gelände.

Cracau (mrö) l Zum zweiten Mal seit dem Hochwasser 2002 wurden die Pfeifferschen Stiftungen im Stadtteil Cracau evakuiert. Nur noch der Krisenstab aus rund 16 Personen unter anderen aus der Bereichs- und Krankenhausleitung sowie der Vorstand halten die Stellung vor Ort.

Daniel Bahr, Bundesminister für Gesundheit, machte sich am Dienstag ein Bild davon, was es für Personal und Patienten bedeutet, wenn ein Krankenhaus evakuiert wird. Der Gesundheitsminister informierte sich beim Vorstandsvorsitzenden der Pfeifferschen Stiftungen, Christoph Radbruch, über die vorsorgliche Evakuierung des Geländes. Mehr als 400 Menschen wurden am vergangenen Freitag in Krankenhäuser und Spezialeinrichtungen in und um Magdeburg verlegt, darunter auch die Lungenklinik Lostau. Die Einrichtung im Landkreis Jerichower Land gehört ebenfalls zu den Stiftungen.

"Die zügige Räumung innerhalb sieben Stunden war dank der guten Zusammenarbeit mit den Johannitern sowie der professionellen Vorbereitung der Mitarbeitenden der Pfeifferschen Stiftungen möglich", erläuterte Christoph Radbruch. Rettungsfahrzeuge von Arbeiter-Samariter-Bund, Deutschem Rotem Kreuz, Maltesern und Johannitern, aber auch Busse waren auf dem Gelände im Großeinsatz. Die Einsatzleitung hatte die Johanniter Unfallhilfe. Wachkomapatienten in Betten mussten ebenso transportiert werden wie Rollstuhlfahrer oder Senioren mit Rollatoren.

In der Lungenklinik Lostau machte sich Daniel Bahr ein Bild der aktuellen Situation und sprach mit Ärzten, Betroffenen und der Pflegedienstdirektorin. Die Lungenklinik hat evakuierte Patienten aus dem Krankenhaus sowie Bewohner aus der Altenhilfe sowie Behindertenhilfe der Pfeifferschen Stiftungen aufgenommen.

"An insgesamt 20 weiteren Standorten werden die evakuierten Menschen derzeit betreut", erläuterte Radbruch und ergänzte: "Wir betreuen in allen Bereichen an mehr Orten als sonst mit unseren Mitarbeitern die Bewohner und Patienten. Das ist eine Ausnahmesituation für unsere Fachkräfte, die ihr Äußerstes geben, um für Bewohner und Patienten einen möglichst normalen Tagesablauf zu gewährleisten. Jeder Tag, an dem wir eher zurück auf das Gelände können, entspannt die Lage deutlich. Die Dienstpläne der Pflege sind bis Sonntag geschrieben."

Wann die Evakuierung aufgehoben wird und die Pfeifferschen Stiftungen ihren Betrieb in Cracau wieder aufnehmen können, ist noch unklar. Nur eins machte Christoph Radbruch gestern deutlich, die Rückkehr wird viel länger dauern als die Evakuierung. "Das geht nicht in ein paar Stunden", so der Vorstandsvorsitzende.

Jens Ackermann nahm ebenfalls am Rundgang durch das geräumte Krankenhaus teil. Das Mitglied des Deutschen Bundestages hat hier seine Ausbildung zum Krankenpfleger absolviert. Während des Hochwassers 2002 erlebte er selbst die Räumung des Krankenhauses in den Pfeifferschen Stiftungen mit.

Übrigens: Anders als 2002 mussten auch die Diakonissen ihr Heim auf dem Stiftungsgelände räumen. Zusammen mit ihnen wurden auch einige Katzen evakuiert. Zum "Pfeiffers-Personal" gehören nämlich schon seit vielen Jahren Stubentiger. Darunter ist auch Kater Willy. Das stattliche Tier lebt im Martin-Ulbrich-Haus, streunt aber auch gerne mal als Freigänger auf dem Stiftungsgelände herum. Seit ungefähr 14 Jahren lebt der Kater in dem Altenpflegeheim. Eine Krankenschwester hatte ihn und seinen tierischen Bruder Rudi 1999 einfach mitgebracht. Willy kam mit vier Wochen in die Pfeifferschen Stiftungen und wurde von den Pflegern und Bewohnern aufgepäppelt. Während des Hochwassers 2002 blieben Willy und Rudi zusammen mit den Diakonissen auf dem Cracauer Gelände. Rudi verschwand in dieser Zeit spurlos. Seitdem streift Willy allein durch die Stiftungen.

Nach 14 Jahren musste jetzt auch Kater Willy seinen Stadtteil verlassen.