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Die Gedenkstätte am Moritzplatz erhält die Erinnerung an Unrecht im DDR-Staat / Praktikanten gern gesehen Stasi-Knast bereitet sich auf Wende-Jahrestag vor

Die Gedenkstätte am Moritzplatz bereitet sich bereits jetzt auf den 25.
Jahrestag des Mauerfalls am 9. November 2014 vor. Für die Arbeit im
ehemaligen Stasi-Gefängnis werden immer freiwillige Helfer gesucht.

Von Charlott Kumpfert 25.10.2013, 01:15

Magdeburg l "Grundsätzlich kann von jedem Beschuldigten ein Geständnis erlangt werden" lautet der Titel der Dauerausstellung in der Gedenkstätte Moritzplatz. "Übersetzt heißt das, die Stasi wollte nicht die Wahrheit hören, sondern nur die Bestätigung dessen, was dem Inhaftierten vorgeworfen wurde", erklärt Frank Stucke, der stellvertretende Leiter der Gedenkstätte.

Seit Januar 2012 ist die Ausstellung in ihrer jetzigen Form zu sehen. Allein in diesem Jahr verzeichnete die Gedenkstätte bereits über 12000 private Besucher. Hinzu kommen bislang über 40 Projekttage mit Schülern und 42 Zeitzeugengespräche. Gerade die Zeitzeugen seien für die Schüler interessant.

"Wir haben diverse Zeitzeugen für verschiedene Zeitbereiche: Sowjetische Besatzungszone bzw. frühe DDR-Zeit, den 17. Juni 1953. Außerdem haben wir ehemalige Inhaftierte, die wegen versuchter Republikflucht im Gefängnis saßen oder wegen sogenannter staatsfeindlicher Hetze eingesperrt waren", sagt Stucke. Zusätzlich zu den Projekttagen gibt es auch immer wieder Lehrerfortbildungen, um vor dem Besuch der Schüler die Vorhaben der Gedenkstätte mit den vorgegebenen Rahmenrichtlinien abzusprechen. "Die Lehrer sind sozusagen unsere Versuchskaninchen", erklärt Frank Stucke. Außerdem nimmt die Nachfrage nach Beratungen zu, welche die Rehabilitation ehemaliger Häftlinge betrifft.

Das Bürgerkomitee und die Gedenkstätte stellten zudem eine gemeinsame Bibliothek zusammen, die von Schülern und Wissenschaftlern gleichermaßen genutzt werden kann. Das sei allerdings keine Ausleihbibliothek im klassischen Sinne. "Vielmehr möchten wir den Schülern ausreichend Literatur zur Verfügung stellen, dass sie bei den Projekttagen auch entsprechend versorgt werden können", sagt Stucke.

Eine Schwierigkeit bei der Arbeit mit Zeitzeugen nennt er den Umgang mit den Tätern. Im Konsens mit der ebenfalls im Haus ansässigen Vereinigung der Opfer des Stalinismus wurden sie "natürlich in die Ausstellung integriert, alles andere wäre unwissenschaftlich. Aber als Zeitzeugen treten diese nicht selber auf." Hin und wieder tauchten Menschen mit einer, wie Stucke es bezeichnet, "doppelten Vergangenheit" auf. Diese seien von der Staatssicherheit erpresst und für deren Zwecke missbraucht worden. Ingesamt habe es aber nur gute Erfahrungen gegeben.

Den Schwerpunkt der Arbeit derzeit bildet die Vorbereitung auf den 9. November 2014, den 25. Jahrestag der friedlichen Revolution. Derzeit laufen Vorgespräche mit Kooperationspartnern. Zudem sollen einige bauliche Änderungen vorgenommen werden, z.B. an der Beleuchtung im Zellentrakt. Allerdings unterliegen sämtliche Veränderungen dem Denkmalschutz. "Das heißt die Beleuchtung ist noch original so, wie sie von der Stasi eingebaut wurde, aber sie entspricht eben nicht mehr den heutigen Sicherheitsstandards. Im Umkehrschluss bedeutet das, die Beleuchtung muss aussehen wie damals und funktionieren wie heute", beschreibt Frank Stucke die Problematik. Im Zuge der baulichen Maßnahmen könne es auch dazu kommen, dass kurzfristig Teile der Gedenkstätte geschlossen werden. Eine Schließung des ehemaligen Gefängnisses ist nicht nötig.

Praktikanten sind am Moritzplatz immer gern gesehen. Für Informationen sollten sie "einfach anrufen, dann klären wir die Einzelheiten", sagt Frank Stucke. Nach Möglichkeit sollte ein Praktikum aber nicht weniger als vier Wochen dauern. Das sei nötig, da es auch einige Zeit dauere, bis sich der Praktikant eingearbeitet habe. Einige der Studenten nutzen auch die Möglichkeit Führungen abzuhalten. Dazu hospitieren sie dreimal bei erfahrenen Gästeführern und absolvieren dann eine kleine Probeführung.

Kontakt unter 2445590.