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Fördermittel für Westportalsanierung sind in Magdeburg geflossen Nicolaigemeinde hofft auf gerüstfreie Weihnachten

Das Westportal der Nicolaikirche wird saniert, das fehlende Fördergeld ist da. Jetzt hoffen Gemeinde, Gewerke und Architektin auf weiterhin frostfreie Nächte, um Weihnachten doch noch gerüstfrei feiern zu können.

Von Stefan Harter 01.11.2013, 02:10

Magdeburg l "Ich hatte vorher Sorge, dass Schinkel vielleicht nicht zieht", erklärt Rosemarie Hein bei der Besichtigung der von diesem gebauten Nicolaikirche. Die Bundestagsabgeordnete hatte es erst durch ihr Fürsprechen beim Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes möglich gemacht, dass das Westportal saniert werden kann. Und da schließlich gerade die Luther-Dekade läuft und viele Denkmäler, die mit ihm zu tun haben, Geld haben wollten, war sie zunächst gar nicht optimistisch, ein wenig Geld für die Magdeburger Neustadt abzwacken zu können.

Doch es hat geklappt. Und inzwischen ist das Geld aus Berlin auch tatsächlich im Pfarrbüro der Nicolaigemeinde angekommen. "Am 21. Oktober hatten wir den Zuwendungsbescheid in der Post", erzählt Architektin Sina Stiebler erfreut. Dabei sah es vor einem Monat noch nicht danach aus. Denn die bereits im Juni zugesicherten Fördermittel des Bundes, 200000 Euro, waren vom Land noch nicht freigegeben (Volksstimme berichtete). Der Zeitplan für die Sanierung drohte zu kippen. Doch jetzt ist das Geld da und die verschiedenen Gewerke sind eifrig an der Arbeit.

Um der "Schirmherrin" zu zeigen, was durch ihren Einsatz möglich wurde, hatte die Gemeinde Rosemarie Hein gestern zu einem Baustellenbesuch eingeladen. Auf allen Gerüstetagen sind die Arbeiter im Einsatz. "Der Unterputz ist bereits drauf, die Stuckateure sind dran", sagt Sina Stiebler. Alle Beteiligten hoffen darauf, dass das milde Wetter hält. Dann kann das Gerüst trotz der Verzögerung beim Geld doch noch bis zu den Weihnachtsgottesdiensten abgebaut werden. "Sinkt die Temperatur unter 5 Grad Celsius können wir keine Farbe mehr aufbringen", verdeutlicht die Architektin.

Das neue Eingangspodest aus Sandstein wird auf jeden Fall erst im kommenden Jahr gebaut, ebenso die Pflasterung, die der an den Seiten angeglichen wird. Bis dahin wird es einen Behelfszugang geben. Zusätzlich sollen auch noch zwei der Kandelaber, die den Nicolaiplatz erhellen, direkt vor das Kirchenportal versetzt werden, so Stiebler. "Bis Mai sind wir hier perfekt fertig", versichert sie den Besuchern.

Die drei markanten Schriftzüge am Westportal, "Im Kriegesdrang zerstört 1813", "Mit Gott durch Königshuld" und "Im Frieden hergestellt 1824", bleiben während der Fassadensanierung vor Ort. "Sie wurden 1824 aus massivem Eisen in den Stein eingelassen. Wir bringen einen Korrosionsschutz auf und sichern ihre Verankerung", erklärt die Architektin. Die Idee, den drei Sätzen einen vierten hinzuzufügen, hatte sie durchaus. "In neuem Glanz 2013" - zum Beispiel - hätte aber schlicht keinen Platz mehr gefunden.

Sina Stiebler kennt die Nicolaikirche in- und auswendig. Seit zwanzig Jahren ist sie mit deren Sanierung beschäftigt. Angefangen mit dem Kirchendach wurde das fast 200 Jahre alte Gebäude Stück für Stück instand gesetzt. Wenn das Westportal und die Apsis-Fenster im kommenden Jahr fertig werden, kann sie sich aber nicht zurücklehnen. "Dann geht es innen weiter", erinnert sie. Der Fußboden, die Orgel und die heutzutage häufig geforderte "Temperierung" der Kirche stehen noch auf ihrer Agenda.

Rosemarie Hein freut sich, dass sich ihr Einsatz gelohnt hat. "Meistens wird die Kirche im Vorbeifahren gar nicht bewusst wahrgenommen. Durch die Sanierung wird auch der Stadtteil aufgewertet", lobt sie. Als kleinen Dank erhält sie eine Schieferplatte vom Kirchendach.

Zu der Diskussion um das fehlende dritte Fenster im Kirchenchor hat sie auch eine Meinung. "Für die Raumwirkung finde ich es nicht gut, wenn es in der Mitte so dunkel ist. Das Wandmosaik muss aber bewahrt werden. Schließlich ist es ein Stück Zeitgeschichte. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es als Stele außen aufgestellt wird", erklärte sie nach ihrem Rundgang. Die zwei vorhandenen Fenster werden bis Juni aufbereitet.