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Farbkonzept sollte den Missbrauch eines Hauses für Wohnzwecke heilen Taut-Idee im Stadtarchiv aufgetaucht

Mit knallig-bunten Fassaden lehnte sich das Neue Bauen vor 90 Jahren in
Magdeburg gegen Althergebrachtes auf. Einer der Protagonisten: Bruno
Taut. Im Stadtarchiv ist jetzt eine Zeichnung aus dem Jahr 1922
aufgetaucht.

Von Martin Rieß 28.03.2014, 07:02

Magdeburg l "Das ist schon eine tolle Sache!" Seit 1986 arbeitet Verena Rosner als Archivassistentin. Auf den ersten Blick erkennt sie, wenn sie etwas Außergewöhnliches findet. So im Falle einer Bauzeichnung, die ihr bei der Durchsicht von Akten in die Hände gefallen ist. "Es handelt sich um einen Vorgang aus dem Jahr 1922, und die Zeichnung mit den bunten Wänden ist mir gleich aufgefallen."

Im Einzelnen handelt es sich um den Vorschlag zur Wandgestaltung eines Hauses, das verbotenerweise zu Wohnzwecken genutzt wurde. Der Handel sah wohl etwa wie folgt aus: Wenn der Hausbesitzer, der sich laut Baupolizei nicht an die Vorschriften gehalten hat, den Ideen des Neuen Bauens entsprechend das Gebäude gestaltet, könnte nachträglich noch ein Ansiedlungsrecht eingeräumt werden. Das Magdeburger Stadtarchiv geht jedenfalls davon aus, dass das Gebäude daraufhin tatsächlich in den vorgeschlagenen kräftigen Farben gestaltet worden ist.

Wo genau sich das Gebäude befand, ist allerdings nicht ersichtlich. Denn in der Bauakte, in der sich das Dokument befindet, ist mal von der Barleber Straße, mal von der Barleber Chaussee die Rede. Auf jeden Fall taucht in den Unterlagen der Name eines Werkmeisters mit dem Namen Willy Thiele auf. Eine Möglichkeit, mit dieser Information auf den genauen Standort des Gebäudes zu stoßen, bietet am ehesten die weitere Archivrecherche - in Adressbüchern, Lageplänen und Namenslisten beispielsweise.

Besonders groß ist trotz der einen oder anderen Frage, die gemeinsam mit der Zeichnung aus den Bauakten aufgetaucht ist, die Freude über den Fund bei Dr. Maren Ballerstedt, Leiterin des Magdeburger Stadtarchivs mit Sitz in der Mittagstraße 16. Sie sagt: "Bruno Taut hat bis heute eine große Fangemeinde, so dass wir mit Archivalien wie dieser Zeichnung natürlich auch die Attraktivität unserer Einrichtung steigern können." Beim letzten Taut-Fund im Archiv jedenfalls habe es einen merklichen Zustrom an Besuchern auch aus der Ferne gegeben.

Das Stadtarchiv ist unter Telefon 0391/5402515 und im Internet unter www.magdeburg.de/Buerger/Forschung_Bildung/Stadtarchiv zu erreichen.