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Übung für Kinder Alarm im Buckauer Flüchtlingsheim

Einsatz für Feuerwehrnachwuchs im Flüchtlingsheim Unterzeile: Was bei
einem Brand zu tun ist, erklärten junge Brandschutzhelfer im
Asylbewerberheim den Flüchtlingskindern.

Von Martin Rieß 04.07.2015, 11:33

Magdeburg l Der Topf steht in Flammen und beißender Rauch liegt in der Luft - jetzt muss es schnell gehen. Doch was ist genau zu tun? Welche Fehler können einem bei aller Aufregung jetzt unterlaufen? Immer wieder muss die Feuerwehr ausrücken, um Brände in Küchen zu löschen. Das betrifft Alteingesessene ebenso wie Menschen, die erst vor Kurzem nach Deutschland gekommen sind. Doch für Letztere gibt es bislang kaum Informationen darüber, wie sie Brände verhindern oder wie sie sich im Fall der Fälle verhalten müssen.

Das geht so nicht weiter, sagten sich bereits im Frühjahr die Mitglieder des Landesjugendforums der Jugendfeuerwehr Sachsen-Anhalt. Schon damals hatten sich die Jugendlichen dafür entschieden, eine Brandschutzerziehung in einem Magdeburger Flüchtlingsheim anzubieten. Es ging ihnen darum, den Kindern in den Unterkünften beizubringen, wie sie im Notfall mit einem Feuerlöscher umgehen oder was sie machen können, wenn es brennt oder ein anderer Notfall eintritt. "Am meisten gespannt war ich darauf, ob die Kinder wissen, ob eine Nudel wirklich brennen kann", sagt Otto Kirsch, einer der jungen Feuerwehrleute.

Nach Monaten der Planung war es jetzt soweit: In einem Flüchtlingsheim in Buckau rückten die beiden roten Transporter mit Anhänger an. Freudestrahlend wurden die 15 jungen Brandschutzhelfer von einer großen Kinderschar begrüßt. Klar, die Jungen und Mädchen wussten ja: Heute ist der Nachwuchs der Feuerwehr da, und eine wirkliche Gefahr droht nicht.

In den kommenden Stunden erlebten die Kinder, die zum größten Teil aus Syrien, dem Iran oder Tschetschenien stammen, was passiert, wenn ein Topf brennt und wie man diesen Brand löschen kann, welche Stoffe brennen und nicht brennen oder wie ein Notruf richtig abgesetzt wird. Ohne Scheu zeigten Sina, Moussa oder Mohámmed in einer Art Rollenspiel, welche Nummer sie im Notfall wählen und was sie am Telefon sagen müssen. "Die meisten Ahs und Ohs gab es bei der Präsentation des Rauchdemohauses, einer Art Puppenhaus mit integrierten Rauchmeldern", berichtet Janina Schurich-Wishet von der Landesjugendfeuerwehr.

Sie resümiert: "Was bleibt ist die Erfahrung, dass Lehren Spaß macht, dass die Kinder trotz ihres schweren Schicksals pure Lebensfreude ausstrahlen und dass wir uns wieder auf die kleinen Dinge des Lebens besinnen sollten."

Mitstreiter gesammelt bei Facebook-Challenge

Übrigens: Bevor der Einsatz im Flüchtlingsheim über die Bühne ging, hatten die jungen Feuerwehrleute nicht allein technische Vorbereitungen zu treffen: Die Jungen und Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren hatten sich unter dem selbst gewählten Motto "Courage toleriert - Rassismus ruiniert" vor Monaten schon auf die Suche nach Mitstreitern begeben: Zum Beispiel mit einer Facebook-Challenge - also einem Videoaufruf, der im Internet veröffentlicht wurde und weitere Jugendfeuerwehren und andere Organisationen zu Aktionen aufforderte. In Magdeburg mit von der Partie waren auf diese Weise auch Jugendliche aus Magdeburg, Halle, Wittenberg, Aschersleben und aus dem Harz?

Janina Schurich-Wishet sagt: "Wir planen eine Wiederholung der Brandschutzerziehung im nächsten Jahr. Vielleicht kommt es auch zu einer längerfristigen Kooperation zwischen Flüchtlingsunterkünften und deren Vermieter und dem Landesjugendforum."