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Findelkinder Volles Haus im Magdeburger Zoo

Zurzeit betreut der Magdeburger Zoo außergewöhnliche viele Fundtiere in
seiner Auswilderungs-station. Die heißen Sommertage sind dafür
verantwortlich. Darum werden gegenwärtig keine Fundtiere angenommen.

Von Peter Ließmann 28.07.2015, 00:42

Magdeburg l Mit seinen großen Augen schaut das Eulenküken Tierpflegerin Doreen Flagmansky direkt ins Gesicht und ziept dabei immer wieder. "Der Kleine bettelt", sagt sie und hält ihm eine leblose Maus hin. Nach zwei, drei Ansätzen nimmt die kleine Eule die Maus und schlingt sie in einem Stück herunter.

Das Eulenküken gehört zu den rund 20 Fundtieren, die zurzeit im Zoo von Doreen Flagmansky aufgepäppelt werden. "Und mehr Tiere können wir zurzeit auch nicht aufnehmen", sagt Zoodirektor Kai Perret. "Damit sind unsere Kapazitäten erst einmal erschöpft." Durch die zum Teil sehr heißen Tage in den vergangenen Woche sind vor allem viele Jungvögel aus den Nestern gefallen. "Vor allem haben uns die Leute viele Mauersegler gebracht", so Perret.

Die Aufzucht der Kücken ist sehr arbeitsintensiv. Doreen Flakmansky nimmt beispielsweise mehrere Schwalbenküken abends mit nach Hause. "Die brauchen morgens um 5.30 Uhr ihr erstes Futter, und das geht dann den ganzen Tag über alle zwei Stunden weiter."

Wenn die Fundtiere groß und kräftig genug sind, werden sie wieder ausgewildert, meistens dort, wo sie gefunden wurden. "Manchen müssen wird das Futterfinden aber erst noch beibringen", sagt Doreen Flagmansky. So wird einem Turmfalken gerade gezeigt, wie er lebende Mäuse fängt. "Das wird er aber sehr schnell lernen, denn er ist mit dem Instinkt dafür ausgestattet."

Klare Regeln für die Aufnahme von Wildtieren

Schwalben, Mauersegler, Milane, Bussarde, ein Turmfalke - vor allem wurden gefundene Wildvögel in den Zoo gebracht, die dann in der Auswilder-ungsstation betreut werden. "Wir haben die Einrichtung einer Auswilderungsstation für Fundtiere für das Land übernommen, allerdings bekommen wir dafür keine Zuschüsse oder Fördermittel", sagt Kai Perret, der sich in dieser Sache doch mehr Unterstützung vom Land wünschen würde. "Viele Auswilderungstiere bedeuten, dass ein oder zwei Mitarbeiter des Zoos eine lange Zeit damit beschäftigt sind. Und auch das Futter für die Tiere ist nicht umsonst."

Der Zoo hat sich unter anderem auch darum eine klare Richtlinie für die Aufnahme von Fundtieren gegeben. "Wir nehmen nur Tiere auf, die unter Naturschutz stehen und auch nicht \\\'jagdbar` sind. Also Wildschweine, Füchse oder Rehe würden wir nicht annehmen, die müssten die Finder zum zuständigen Jagdpächter bringen", so Zoo- Kurator Konstantin Ruske.

Streng genommen dürften überhaupt keine Tiere aus Wald, Feld und Flur "entnommen" werden, da dies gesetzlich klar geregelt ist. Darum empfiehlt der Zoo auch grundsätzlich allen Findern von Wildtieren, auch wenn es Jungtiere sind, diese nicht an sich zu nehmen, sondern an Ort und Stelle zu belassen.

Haustiere und "Exoten" ins Tierheim

"Die Natur regelt das allein", so Ruskes Erklärung. Wenn aber jemand ein Fundtier mitnehme, dann solle er es sofort zum Zoo bringen und eine Aufzucht nicht selbst ausprobieren. "Meistens geht das zum Leidwesen der Tier schief."Gefundene Haustiere nimmt der Zoo grundsätzlich nicht auf. "Dafür ist die Stadt und das städtische Tierheim zuständig", sagt Kai Perret. Und auch keine "Wildtiere, die woanders als in Deutschland wild sind", ergänzt Konstantin Ruske. Also keine exotischen Reptilien, Insekten oder gar Äffchen und Ähnliches.

Dass der Zoo seine Fundtiere wieder auswildern darf, dafür habe man eine Sondergenehmigung, so Kurator Ruske. Denn es sei natürlich auch verboten, Tiere einfach in Wald und Feld auszusetzen. "Aber wie gesagt, besser ist es, sie gar nicht erst zu entnehmen."