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Nach Giftalarm in Blankenburg Nachspiel um Garagentor 679

Der Giftalarm im Regenstein vom Februar, bei dem ein Mensch zu Tode gekommen war, beschäftigt nach wie vor die Behörden. Zwei betroffene Anwohner fordern die Kostenübernahme für ihre bei dem Feuerwehreinsatz zerstörten Garagentore.

Von Jens Müller 07.06.2014, 03:18

Blankenburg l 1110,27 Euro hat Peter Luzemann einer Blankenburger Metallbaufirma für das neue, terrabraune Metallschwingtor vom Typ Benny überwiesen. Seit Ende März kann er damit nun wieder seine Garage Nummer 679 sicher verschließen. Wochenlang war dies allerdings unmöglich. Bei dem Giftalarm am 19. Februar im Garagenkomplex Regenstein war ausgerechnet sein Tor dermaßen demoliert worden, dass es nicht mehr repariert werden konnte.

Seither streiten sich Peter Luzemann und sein Garagennachbar, dessen Tor ebenfalls mit massiver Gewalt aufgebrochen worden war, mit dem Kommunalen Schadensausgleich (KSA) um die Kostenerstattung. Über den KSA mit Sitz in Berlin sind Städte und Gemeinden in Ostdeutschland eigentlich versichert. Nur will die KSA in diesem speziellen Fall nicht zahlen.

"Unsere Prüfung des Schadenfalls hat ergeben, dass eine Schadenersatzverpflichtung unseres Mitglieds nicht besteht", teilte die KSA Peter Luzemann schriftlich mit. Als Begründung führt der zuständige Sachbearbeiter an, dass kein "vorwerfbares schadenursächliches Handeln oder Unterlassen eines Bediensteten oder einer für unser Mitglied handelnden Person" vorliege.

Doch gerade dies sehen die Betroffenen ganz anders und haben nicht nur Widerspruch eingelegt, sondern inzwischen auch juristische Hilfe in Anspruch genommen.

So habe zum Beispiel Peter Luzemann erst beim Aufrichten seines Garagentores festgestellt, dass das baugleiche Teil seines Nachbarn rechts und links aus dem Torblatt gehebelt worden war. Und nicht wie bei ihm mitsamt Zarge und Laibung herausgebrochen. "Es wurde hier unter den gleichen Bedingungen unverständlicherweise völlig unterschiedlich gehandelt, und das zu unserem Nachteil", kritisiert er.

Doch das sind für ihn nicht die einzigen Ungereimtheiten, die sich um den Einsatz an jenem Februartag ranken. So habe sich herausgestellt, dass den Einsatzkräften seine Adresse bekannt war, ihn aber niemand darüber informiert habe, dass seine Garage aufgebrochen werden müsse.

Schutzanzüge wochenlang in offener Garage

Sein Nachbar versichert sogar, dass er erst einen Monat später mitbekommen habe, dass seine Garage betroffen ist. "Als ich meine Reifen zum Wechseln holen wollte, war alles abgesperrt und das Tor kaputt", erzählt er. Zu allem Überfluss seien in dieser Zeit ein Ladegerät, ein voller Werkzeugkasten und ein Kompressor verschwunden.

Auch er hat inzwischen ein neues Schwingtor einbauen lassen und pocht auf Übernahme der Kosten durch den KSA. "Solche Schäden müssen reguliert werden", sind sich die Betroffenen einig, die auch den Umgang mit ihnen durch die Behörden und Institutionen kritisieren: "Wir laufen hier von Pontius zu Pilatus und bekommen noch nicht einmal eine Entschuldigung. Das ist kein Umgang mit den Bürgern."

Als Krönung empfinden sie die Tatsache, dass der KSA den Feuerwehreinsatz damit begründet, dass er ja zum Schutz von Menschenleben gedient habe. Dass auch einen Monat später noch ein Berg kontaminierter Schutzanzüge,-handschuhe und benutzte Atemmasken in einer der offenen Garagen lag, habe dagegen offensichtlich niemanden gestört.

Mit Kopfschütteln hat Blankenburgs Bürgermeister Hanns-Michael Noll (CDU) auf dieses Problem reagiert: "Ich habe vollstes Verständnis für die betroffenen Einwohner. So etwas kann nicht zu Lasten der Bürger gehen", erklärt er. Und: "Ich habe wenig Verständnis für die Entscheidung des Versicherungsverbandes." Immerhin bezahle ja die Stadtverwaltung eben für solche Fälle Versicherungsprämien.