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Schulbezirke heute Thema im Bildungsausschuss Das Hütchenspiel mit Schülerzahlen

Wenn sich heute der Bildungsausschuss der Landeshauptstadt trifft, geht
es unter anderem um die Öffnung der Schulbezirke und überfüllte
Klassenräume. Wie akut die Situation ist, zeigt ein Blick in die Schulen
selbst. Wo die Stadt von "temporären Kapazitätsgrenzen" spricht,
berichten Insider von bereits überschrittenen Schmerzgrenzen.

16.09.2014, 03:09

Magdeburg l Schulentwicklungsplanung ist vor allem ein Zahlenspiel. Es wird darüber spekuliert, wie viele Jungen und Mädchen in den kommenden Jahren in Magdeburger Grundschulen eingeschult werden, wie die Kinder auf die einzelnen Einrichtungen verteilt werden können und welche Auswirkungen das auf weiterführende Schulen hat. Fest steht: Im Planungszeitraum 2014/15 bis 2018/19 steigen die Schülerzahlen an den Magdeburger Grundschulen weiter rasant an - um 1500 Jungen und Mädchen von 6370 auf 7870. Das führt dazu, "dass einige Grundschulen temporär an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen", heißt es in einer Information des Bildungsdezernates der Landeshauptstadt.

Was bedeutet das konkret? In die Grundschule am West-ring gehen derzeit mehr als 150 Jungen und Mädchen. Obwohl die Einrichtung schon jetzt aus allen Nähten platzt, ist laut Verwaltung noch Luft nach oben. In der Drucksache zu den Aufnahmekapazitäten der Grundschulen (DS0450_13 Anlage) ist von einer maximalen Auslastung von 252 Kindern die Rede. Also noch einmal 100 mehr, als derzeit schon die Einrichtung am Westring besuchen. Legt man die Raumkapazität der Schule zugrunde, rechnet die Stadt hier mit einem Klassenteiler von 28 Kindern.

Das hat wiederum Auswirkungen auf die benachbarte IGS Willy Brandt. Wiederholt mussten Grundschul-Kinder in Räume der IGS ausweichen (Volksstimme berichtete). Doch die stößt selber an Kapazitätsgrenzen. So müssen in dem Haus beispielsweise zehnte Klassen in viel zu kleinen Räumen (siehe Foto) unterrichtet werden. "Es drängen immer mehr Schüler in die Schulen. Wenn wir das Problem nicht endlich angehen, haben wir bald ein echtes Problem", sagte IGS-Schulleiterin Corinna Ulitzka auf Nachfrage.

So hat ihr Haus für das laufende Schuljahr 162 Anmeldungen für die fünften Klassen. 104 Kinder wurden per Losverfahren ausgesucht. Die restlichen 58 Jungen und Mädchen mussten an die IGS Regine Hildebrandt an der Pablo-Neruda-Straße und andere Schulen umgelenkt werden. Laut Plan wurde dort für dieses Jahr mit 112 Fünftklässlern gerechnet. Tatsächlich sitzen nun aber 176 Jungen und Mädchen in den Räumen.

Ein Instrument für die Verwaltung, solchen Raum-Engpässen frühzeitig entgegenzuwirken, soll die Öffnung der Schulbezirke (Volksstimme berichtete) sein. Was als Pilotprojekt in Stadtfeld begann, soll auf das gesamte Stadtgebiet erweitert werden. Eltern sollen künftig entscheiden können, wohin sie ihre Kinder schicken wollen. "Bis zum Ende des Jahres 2014 bringt die Verwaltung eine Drucksache ein, in der die Erweiterung des Modellprojektes dargestellt wird", heißt es in einer Information des Beigeordneten Rüdiger Koch (SPD), die heute diskutiert wird.

Durch die Verteilung der Kinder nach dem "Gießkannenprinzip" erhofft sich die Stadt, überfüllte Einrichtungen wie die Grundschule am Westring und die dadurch unmittelbar betroffene IGS Willy Brandt zu entlasten. Denn es gibt auch Häuser, die unter Schülermangel leiden.

Thema wird heute auch der Neubau einer Grundschule in Stadtfeld-Ost sein. Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) war vom Stadtrat beauftragt worden, die Notwendigkeit dafür zu prüfen. Das Urteil des hierfür zuständigen Beigeordneten Koch ist allerdings eindeutig: Der Bedarf für den Neubau sei aus Sicht der Schülerentwicklung nicht begründbar. Ein Grund dürfte allerdings auch das Geld sein. Denn ein Neubau (geschätzte Kosten: 7 Millionen) müsste aus der Stadtkasse finanziert werden. Magdeburg bekäme dafür keine Förderung vom Land.