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Landesverband kritisiert aktuellen Entwurf des Kinderförderungsgesetzes / Behindertenbeauftragter: "Nichts übers Knie brechen" Lebenshilfe fordert bessere Angebote für behinderte Kita-Kinder

Von Andreas Stein 17.02.2012, 05:26

Magdeburg l Die Lebenshilfe Sachsen-Anhalt hat den kürzlich von Sozialminister Norbert Bischoff (SPD) und der SPD-Landtagsfraktion vorgelegten Vorschlag für ein neues Kinderförderungsgesetz kritisiert. Es fehlen Aussagen zur Verbesserung der Situation von behinderten Kindern, sagt Birke Bull, Vorsitzende des Lebenshilfe-Landesverbandes. "Die UN-Konvention für die Rechte behinderter Menschen sieht inklusive Bildungsangebote für alle Kinder vor. Der Entwurf der Landesregierung bleibt diesen Anspruch schuldig und eröffnet weder Wege noch Anreize dafür, dass künftig mehr Kitas das gemeinsame Spielen und Lernen von Kindern in ihrer Unterschiedlichkeit und Besonderheit anbieten", so Bull.

Die Lebenshilfe verlangt deshalb Barrierefreiheit in allen Kitas des Landes, umfangreiche Fortbildungsprogramme für Erzieher und einen besseren Personalschlüssel in den Kitas mit behinderten Kindern. Eltern bräuchten passende Kitas in der Nähe ihres Wohnortes. Nötig seien Anreize, damit integrative Arbeit im frühkindlichen Bereich zur Normalität werde. Mehr Personal für integrativ arbeitende Kitas wünscht sich auch das Bündnis für ein kinder- und jugendfreundliches Sachsen-Anhalt. "Kommunen und Landkreise geraten durch betroffene Eltern immer mehr unter Druck, die personellen und baulichen Voraussetzungen zu schaffen", beobachtet Sprecher Frank Wolters. Es gebe einen "riesigen Mangel". Die SPD-Landtagsfraktion weist das zurück. "Im Eckpunktepapier steht nichts zur Inklusion, im Gesetzentwurf wird das Thema aber im Rahmen des Machbaren berücksichtigt", erklärt Corinna Reinecke, Sprecherin für frühkindliche Bildung. Inklusion sei ein Prozess, der Zeit brauche. Immer mehr Träger würden sich der Verantwortung für behinderte Kinder bewusst, Kita-Neubauten seien generell barrierefrei, so Reinecke. Es sei selbstverständlich, dass den Eltern immer die notwendigen Angebote zur Betreuung ihrer Kinder zur Verfügung gestellt werden.

Adrian Maerevoet, Behindertenbeauftragter des Landes, spricht sich für eine schrittweise Umsetzung der UN-Konvention aus. "Wir müssen schauen, wie wir das landesweite Netz integrativer Kitas öffnen, sollten aber nichts übers Knie brechen", so Maerevoet. Schon jetzt könnten Eltern mit jeder Kita ihrer Wahl über eine Betreuung ihres behinderten Kindes verhandeln. Seiner Erfahrung nach zögen aber viele Eltern noch integrative Einrichtungen mit ihrer speziellen Ausstattung und ausgebildeten Mitarbeitern vor. "Auch wenn wir ins neue Gesetz reinschreiben, dass alle für alles offen sein sollen, kann es sein, dass das den Kindern nicht bekommt", befürchtet Adrian Maerevoet. Jedes Kind und jede Behinderung sei anders.

Laut Lebenshilfe arbeitet jede zehnte Kita im Land mit behinderten Kindern.