Wohnungspolitik Tuntenhaus bleibt wegen Vorkaufsrecht des Bezirks
Das queere Wohnprojekt in Pankow muss saniert werden. Eine mögliche Luxussanierung eines privaten Investors hätte die Mieter wohl verdrängt. Eine ausgebliebene Unterschrift war für sie die letzte Hoffnung.
Berlin - Für das queere Wohnprojekt Tuntenhaus in Prenzlauer Berg kann der Bezirk Pankow nun das Vorkaufsrecht ausüben. Das sanierungsbedürftige Gebäude in der Kastanienallee 86 geht nun zwischenzeitlich an die Schweizer Stiftung Edith Maryon, wie das Bezirksamt Pankow am Donnerstag mitteilte. Am Mittwoch lief die Frist zur Unterzeichnung der Abwendungsvereinbarung mit dem bisherigen Käufer ab - mit einer Unterschrift hätte er sich an Auflagen binden müssen. Darin ging es unter anderem darum, die Immobilie nicht hochpreisig zu sanieren.
„Neben dem Erhalt des seit Jahrzehnten bestehenden queeren Wohnprojekts „Tuntenhaus“ und dem Schutz der Mieterinnen und Mieter ging es uns dabei auch um ein Zeichen, dass dem Land Berlin der Milieuschutz sehr wichtig ist“, sagte Bausenator Christian Gaebler am Donnerstag laut Mitteilung.
Jetzt saniert eine Stiftung
Die in Basel angesiedelte Stiftung Edith Maryon, die bereits viele Projekte in Berlin unterstützt hat, versteht sich nach eigenen Angaben als nicht profitorientierte Stiftung, die Grundstücke der Spekulation entzieht. Einem Mitglied der Geschäftsleitung zufolge soll behutsam modernisiert werden, sodass die Bewohner in dem Wohnprojekt bleiben können. Derzeit zahlten die Bewohner rund zwei Euro pro Quadratmeter - das werde im Zuge der Modernisierung nicht gehalten werden können. Vieles solle auch von den Bewohnern gestaltet werden. Nach der Sanierung solle eine Genossenschaft das Haus übernehmen, wofür es auch Förderung vom Land gebe.
Das 1990 gegründete Tuntenhaus gilt als das älteste queere Wohnprojekt Berlins.