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AlzheimerTanzen gegen das Vergessen

Sport und Bewegung können helfen, das Fortschreiten von Alzheimer einzudämmen

Von Uwe Seidenfaden 18.09.2015, 01:01

Magdeburg l Die Zahlen im jüngsten Bericht der Welt-Alzheimer-Organisation sind beunruhigend. Aktuell diagnostizieren Ärzte alle 3,2 Sekunden eine Demenz-Erkrankung auf dem Globus. 1,5 Millionen Männer und Frauen sind allein in Deutschland von „Alzheimer“ und anderen Formen des geistigen Abbaus betroffen - Tendenz steigend. Demenz-Erkrankungen entwickeln sich meist über viele Jahre: Frühzeitige Hinweise sind zum Beispiel Probleme, den Weg nach Hause oder Wörter im Gespräch zu finden. Anfangs überspielen die Betroffenen derartige Gedächtnislücken.

Aber auch nicht jede Vergesslichkeit im Alltag ist zugleich ein Indiz für eine Demenz. Im Rahmen der ärztlichen Diagnose gilt es, „Alzheimer“ von anderen Demenz-Formen und Störungen wie ein zu hoher Hirnwasserdruck, eine depressive Erkrankung oder chronischen Schlafmangel zu unterscheiden. Im Zweifel ist es ratsam, mit dem Hausarzt oder mit einem Nervenarzt zu sprechen.

Die Magdeburger Uniklinik für Neurologie betreibt zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) eine spezielle Demenz-Sprechstunde, in der Ratsuchende sich beraten lassen können. Die Diagnosestellung erfolgt mit Hilfe standardisierter, psychologischer Tests und nichtinvasiver, bildgebender Untersuchungen (MRT) sowie bei Bedarf weiterführende Analysen des Hirnwassers.

Die häufigste Demenz-Form ist die Alzheimer-Erkrankung. Wie sie entsteht, ist bislang noch nicht vollständig enträtselt, so Professor Notger Müller vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Magdeburg. Es gibt jedoch symptomatische Therapien, die bei frühzeitger Diagnose die Zeitspanne bis zur völligen Hilflosigkeit verlängern können. Betroffene und deren Angehörige erhalten so die Chance, sich auf die spätere Hilfsbedürftigkeit vorzubereiten. So können sie beispielsweise Bank- und Pflegevollmachten sowie Nachlassangelegenheiten noch rechtzeitig regeln.

Im Internet kursieren zahlreiche Ratschläge, wie man einer Alzheimer-Demenz vorbeugen kann. Nicht allen Tipps sollte man folgen. So ist beispielsweise der Nutzen eines Trainings mit Kreuzworträtseln nicht bewiesen. Größere Chancen der Gesunderhaltung von Körper und Geist räumen die Magdeburger Wissenschaftler sportlichen Aktivitäten ein. Dazu zählen unter anderem asiatische Kampfsportarten wie Karate, aber auch das Tanzen.

Sport- und Neurowissenschaftler von der Universität Magdeburg und dem DZNE haben den Nutzen dieser Sportarten für Senioren in den vergangenen Jahren untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass angemessenes, regelmäßiges Training die Hirndurchblutung, den Gleichgewichtssinn und das Orientierungsvermögen stärken. „Gangunsicherheiten und Stürze im Alltag kann man durch gezieltes körperliches Training vorbeugen“, so die Bewegungswissenschaftlerin Prof. Dr. Anita Hökelmann, Leiterin der Abteilung Seniorentanz-Zentrum im USC Magdeburg e.V.

Entscheidend ist das individuell richtige Maß und Freude an den Übungen. Wer an Sportkursen für Senioren teilnehmen möchte, sollte die Anbieter hinsichtlich der Qualifikation der Trainer, den begleitenden medizinischen Kontrollen und der Laufzeit der Verträge abchecken. Es kann sich auch lohnen, die eigene Krankenkasse nach Empfehlungen und finanziellen Unterstützungen zu fragen.