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Volksstimme-Telefonforum zu Darmtumoren Bewegung senkt das Krebsrisiko

11.03.2009, 05:05

Darmkrebs zählt zu den häufigsten bösartigen Erkrankungen in Sachsen-Anhalt. Jeder 18. Bürger erkrankt daran im Laufe seines Lebens. Über die Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie gaben Magdeburger Fachärzte gestern in einem Volksstimme-Telefonforum Auskunft. Uwe Seidenfaden notierte einige Fragen und Antworten.

Frage : Ich habe gelegentlich Blut im Stuhl. Muss ich mir Sorgen machen ?

Antwort : Sie sollten sich von einem Arzt untersuchen lassen. Für Blut im Stuhl kann es verschiedene Ursachen geben. Auslöser können beispielsweise Hämorrhoiden sein oder aber Krebsvorstufen bzw. eine bösartige Erkrankung. Einen Arzt sollte man auch bei Veränderungen der Stuhlganggewohnheiten aufsuchen, z. B. bei einem ständigen Wechsel von Verstopfung und Durchfall oder einen bleistiftdünnen Stuhlgang.

Frage : Ich glaube, eine Darmspiegelung ist unangenehmer als die Abgabe einer Stuhlprobe. Ist diese Art der schonenden Diagnostik ebenso zuverlässig ?

Antwort : Die Suche nach nicht sichtbaren Blutbeimengungen im Stuhl ist eine seit vielen Jahren angewendete Methode zur Darmkrebsfrüherkennung. In wissenschaftlichen Studien wurde nachgewiesen, dass der sogenannte Hämoccult-Test zur Senkung der Darmkrebssterblichkeit führt. Im Einzelfall kann er jedoch falsche Ergebnisse liefern. Dazu kann es beispielsweise nach Einnahme von verschiedenen Medikamenten kommen.

Die Darmspiegelung gilt als die sicherste Methode, Darmkrebs im Frühstadium nachzuweisen. Während der Darmspiegelung kann der Arzt bereits die Vorstufen der Krebsentstehung erkennen und behandeln. Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen haben ab dem vollendeten 55. Lebensjahr Anspruch auf eine kostenfreie Spiegelung des Dickdarms zur Vorbeugung von Darmkrebs. Wenn dabei nichts auffälliges gefunden wird, ist eine Wiederholung nach zehn Jahren vorgesehen. In anderen Fällen sind Darmspiegelungen in kürzeren Abständen sinnvoll. Ab 50 bis 55 Jahren übernehmen die Kassen die Kosten für einen jährlichen Hämoccult-Test – danach alle zwei Jahre, wenn Sie keine Darmspiegelung machen lassen.

Frage : Kann man den Darm nicht einfach röntgen, um Krebs im Frühstadium zu erkennen ?

Antwort : Auf einer Röntgenaufnahme des Bauchraums lässt sich die Darmwand, in der Krebs entsteht, nicht studieren. Wegen der verbleibenden Gasblasen ist das auch nach einer Darmentleerung unmöglich. Eine Möglichkeit, Krebsvorstufen ( Polypen ) und Geschwülste in der Darmwand sichtbar zu machen, ist eine Röntgenaufnahme nach vorherigem Kontrastmitteleinlauf. Demgegenüber hat die Darmspiegelung mit einem daumendicken, biegsamen Schlauch, den der Arzt durch den After in den Darm schiebt, den Vorteil, ohne Strahlenbelastung auszukommen und bei Nachweis verdächtiger Veränderungen Proben zu entnehmen bzw. entdeckte Krebsvorstufen zu entfernen. Das ist weder mit der Röntgenuntersuchung nach Kontrastmitteleinlauf noch mit der moderneren virtuellen Koloskopie mittels der Magnetresonanztomographie möglich.

Frage : Ich habe häufig Blähungen. Die Ärzte haben bei mir Aussackungen im Darm ( Divertikel ) festgestellt. Dagegen bekomme ich jetzt Medikamente. Sie helfen aber nicht. Was kann ich tun ?

Antwort : Darmausstülpungen werden üblicherweise nicht mit Medikamenten behandelt. Nur wenn sich die Divertikel entzünden und dabei heftige Schmerzen und Fieber auslösen, sind Antibiotika angebracht. Generell empfehlen wir Ihnen, sich faserreich ( Salate, Gemüse ) zu ernähren und viel zu trinken. Wenn Sie an Blähungen leiden, sind Kohl und Bohnen nicht zu empfehlen. Besonders wichtig ist es auch, sich täglich zu bewegen, um den Darm in seiner Beweglichkeit zu unterstützen.

Frage : Bei einer Darmspiegelung wurde ein kirschkerngroßer Polyp entfernt. Mein Arzt empfahl mir eine Kontrolluntersuchung in drei Jahren. Wie groß ist das Risiko, dass sich in der Zwischenzeit doch ein Tumor entwickelt ?

Antwort : Darmtumoren können sich in einem Zeitraum von mehreren Jahren aus Polypen entwickeln. Deshalb werden Polypen, die bei einer Darmspiegelung entdeckt werden, entfernt. Wenn keine Polypen entdeckt werden, und auch sonst keine erbliche Vorbelastung für Darmkrebs besteht, kann man erst in fünf bis zehn Jahren nachkontrollieren. In Einzelfällen kann eine engmaschigere Kontrolle notwendig sein. Wer in der Zwischenzeit Darmbeschwerden, einen auffälligen Stuhlgang oder Blut im Stuhl bemerkt, sollte sofort einen Arzt aufsuchen.

Frage : Viele Ärzte empfehlen Schwangeren Folsäure zur Vorbeugung von Fehlbildungen ihrer Babys. Manche raten zur Einnahme im Hinblick auf eine Vorbeugung von Herzkreislauferkrankungen im Alter. Was ist von Folsäure als Darmkrebs-Prophylaxe zu halten ?

Antwort : Es gibt bislang keine zuverlässigen Daten, die auf eine Reduzierung des Darmkrebsrisikos durch Folsäure hinweisen. Bei der Darmkrebsvorbeugung gelten weiterehin die generellen Empfehlungen einer gesunden Lebensführung. Sie umfasst eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung mit viel Ballaststoffen und wenig Fleisch sowie tägliche Bewegung, den Verzicht auf das Rauchen und die Vermeidung von Übergewicht.

Frage : Ist eine Darmspiegelung möglich, wenn man Hämorrhoiden hat ?

Antwort : Erkrankungen der Hämorrhoiden sprechen prinzipiell nicht gegen eine Darmspiegelung.

Frage : Seit einigen Tagen habe ich beim Stuhlgang hellrote Blutauflagerungen. Kann es sein, dass die Ursache Darmkrebs ist ? Ich bin erst 44 Jahre alt.

Antwort : Darmkrebs tritt statistisch häufiger im höheren Lebensalter auf. Mit 44 Jahren gehören Sie nicht in diese Risikogruppe, sofern nahe Familienangehörige ( z. B. Vater oder Mutter ) nicht ebenfalls in jungen Jahren an Darmkrebs erkrankten. Die hellen Blutauf agerungen sprechen in Ihrem Fall eher für die Folgen einer Hämorrhoiden-Erkrankung. Wir empfehlen Ihnen eine Untersuchung beim Arzt.

Frage : Kann der Arzt bei der Darmspiegelung nicht auch schon mal einen kleinen Krebsherd übersehen ? Und wie groß ist das Verletzungs- und Infektionsrisiko durch die eingeführten Instrumente ?

Antwort : Ärzte, die künftig Darmspiegelungen als Vorsorgemaßnahmen durchführen, müssen bestimmte Qualitätsstandards erfüllen. Dazu gehört, dass der Arzt innerhalb eines Jahres mindestens 200 komplette Darmspiegelungen und zehn Polypenentfernungen durchgeführt haben muss. Die Einhaltung der Standards müssen die Ärzte gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung nachweisen.