Gallert-Wahlkampf Auf Werbetour

Sachsen-Anhalts Linke-Spitzenkandidat Wulf Gallert will sich in Berlin bekannter machen.

Von Michael Bock 27.11.2015, 00:01

Berlin l Das Ristorante „Il Punto“ ist ein kleiner, aber feiner Italiener in Berlin-Mitte. Dorthin hat die Linke Journalisten eingeladen. Sachsen-Anhalts Spitzenkandidat Wulf Gallert will sich in der Bundeshauptstadt bekannter machen. Gregor Gysi, bis vor kurzem Chef der Bundestagsfraktion, sitzt neben ihm.

Gallert will im dritten Anlauf Ministerpräsident werden. Am Donnerstag, dreieinhalb Monate vor der Landtagswahl, stellt er sich Hauptstadtkorres­pondenten vor. Der 52-Jährige legt einen erstaunlich selbstbewussten Auftritt hin. Wer ihm zuhört, muss den Eindruck gewinnen, dass die Landtagswahl schon gelaufen ist. „Es wird zu einem Regierungswechsel kommen“, sagt Gallert in einem Ton, der für Zweifel nur wenig Raum lässt. „An diesem werden Linke, SPD und Grüne beteiligt sein.“ Und in dieser Reihenfolge werden die Parteien bei der Wahl auch einlaufen, meint Gallert. „Das erwarten wir als Partei – und ich persönlich auch.“

Derzeit regiert ein CDU/SPD-Bündnis. Die Sozialdemokraten wollen vor der Wahl keine Koalitionsaussage treffen. Aber Gallert ist zuversichtlich, sie auf seine Seite zu ziehen. In der Allianz mit der Union sei die SPD „schwer depressiv“, will er beobachtet haben. Und überhaupt: Mit Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper sei der größte Kritiker von Rot-Rot ja bereits aus der SPD ausgetreten. Mit Blick auf künftige Koalitionen sagt er auch: „Mit den Grünen sind die Gespräche deutlich weiter.“

Vor allem in der Flüchtlingsfrage sieht Gallert bereits eine rot-rot-grüne Allianz. So habe sich SPD-Spitzenkandidatin Katrin Budde klar gegen die CDU positioniert und einer „Das-Boot-ist-voll-Rhetorik“ eine deutliche Absage erteilt. Zuletzt hatte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) für Sachsen-Anhalt eine jährliche Obergrenze von 12 000 Flüchtlingen gefordert.

Gallert macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Er sagt: „Ich halte vom Kollegen Haseloff nicht viel. Aber selbst er weiß, dass das Quatsch ist. So dumm kann er gar nicht sein.“ Der Linke-Spitzenmann wirft der CDU „Scheinlösungen und Populismus“ vor. Und die Regierung – an der der Wunschpartner SPD seit 2006 beteiligt ist – stehe nur für ein „ziemliches Desaster“.

Gregor Gysi, sonst im Wortschwall kaum zu bremsen, hält sich diesmal sehr zurück. Und bricht vorzeitig auf – andere wichtige Termine.