1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Nicht auf Rosen gebettet

Sachsen-Anhalt-Tag Nicht auf Rosen gebettet

Die Vorbereitungen für den Sachsen-Anhalt-Tag 2016 in Sangerhausen laufen. Die Besucher erwartet eine neues Sicherheits- und Bühnenkonzept.

Von Dan Tebel 07.09.2016, 01:01

Sangerhausen l Beim Schlendergang durch die kleinen und charmanten Gassen entlang der Göpen- und Bahnhofstraße bis hin zum Markt offenbart sich Sangerhausens idyllisches Stadtbild. Kleine Geschäfte, vom Spielwarenladen bis zum Geschenkeshop, säumen die Innenstadt und laden zum Bummeln ein. Im Vorbeigehen ist es den aufgeschlossenen Sangerhäusern nicht anzumerken, welche wirtschaftliche Not die  Kreisstadt und ihre Bürger im Landkreis Mansfeld-Südharz in der Vergangenheit durchleben mussten.

Denn mit der Wende kam das Aus für den Kupferbergbau, einen starken Wirtschaftssektor in der Region. Fast 10 000 Menschen verloren ihre Arbeit, jeder dritte Sangerhäuser war in den 1990er Jahren arbeitslos. Eine französische Zeitung betitelte die Stadt 1998 unrühmlich als „Hauptstadt europäischer Arbeitslosigkeit". Nein, die Rosenstadt Sangerhausen war lange Zeit nicht auf Rosen gebettet.

Heute hat die Stadt zwar immer noch die größte Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt, aber im Vergleich weit weniger als in den 1990er Jahren. Es gibt Zeichen der Hoffnung: So baut der Fahrradhersteller Mifa aktuell ein neues Werk vor den Toren der Stadt.

Die über 1000 Jahre alte Stadt hat aber auch andere Stärken: Das Spengler Museum, das als erster Museumsnachbau der DDR nach dem Krieg errichtet wurde und das einzige Gesamtskelett eines Steppen-Mammuts in Deutschland beherbergt. Und natürlich das Europa-Rosarium, das mit der größten Rosensammlung der Welt im Guinnessbuch der Rekorde steht. Auf dem 13 Hektar großen Areal sind rund 80 000 Rosenstöcke von mehr als 8500 Sorten und Arten angepflanzt. 

Eigens zum Anlass des Sachsen-Anhalt-Tages am kommenden Wochenende, 9. bis 11. September, gesellt sich eine weitere Rosenart mit dem Namen „Sachsen-Anhalt-Tag Sangerhausen 2016“ dazu.

Ein bisschen verägert und enttäuscht wirkt Eventmanager Gerald Fuchs da schon, dass er dieses Aushängeschild der Stadt nicht in den geplanten Rundgang für die Besucher des 20. Sachsen-Anhalt-Tages einbinden konnte. „Das hätte überfordert, weil es zu weit außerhalb der Innenstadt liegt“, begründet Fuchs die Entscheidung und verweist gleichzeitig auf den Button des Landesfestes mit dem der Einlass in das Rosarium nur fünf Euro kostet.

Sonst habe es bei der Planung keine Probleme gegeben, erklärt der langjährige Organisator der Landesfeste. Ganz im Gegenteil, denn in Sangerhausen gibt es ein Neues Bühnenkonzept. Zwei der Fünf Regionaldörfer in der Innenstadt, auf denen sich die Regionen aus Sachsen-Anhalt präsentieren, teilen sich erstmalig mit Medienbetreibern eine gemeinsame Bühne. Gab es bisher dafür zwei separate Bühnen, sind nun zum Beispiel der MDR und die Stadt Sangerhausen auf einer Bühne vertreten. „Das hat sicherlich Kostengründe, ist aber auch für die Gäste übersichtlicher“, zählt Gerald Fuchs die Vorteile auf.

Zudem werden die Sicherheitsvorkehrungen in diesem Jahr verschärft. Die Besucher dürfen größere Taschen und Rucksäcke nur mit auf das Festgelände mitnehmen, wenn sie dem Sicherheitspersonal die Kontrolle gestatten. Zudem wird Kuttenträgern der Einlass verwehrt und das Gelände zeitweise videoüberwacht.

In diesen Tagen laufen die letzten Vorbereitungen für das große Fest. Damit die Gäste auch da ankommen, wo sie hin wollen, klügelten die Organisatoren bereits im vergangenen Jahr für den Sachsen-Anhalt-Tag in Köthen ein Wegeleitsystem mit 22 Wegweisern aus.

Stadtmitarbeiter in orangefarbenen Fahrzeugen brachten die Wegweiser am Montag an ihre Positionen. Um die fehlenden Pfeile kümmerten sich drei Mitarbeiter einer ortsansässigen Werbefirma. „Die wurden extra angefertigt, damit sie auf die kleinen Freiflächen am Wegweiser passen“, erklärte Jens Hannemann und reichte seinem Kollegen Anton Schlundt auf der Leiter die weißen Klebchen in Pfeilform.

Einer dieser Wegweiser steht an der Ecke Göpenstraße/Kylische Straße. Dort befindet sich die zentrale Schlendermeile der Stadt. Hier reiht sich Geschäft an Geschäft. Michael Hess betreibt hier einen Schreib- und Spielwarenladen. Zwischen Robocop-Figuren und Matchbox-Autos stehend, erzählt er von seinem Progamm für das Wochenende. Die Erfahrung zeige einfach, dass die jugendlichen und erwachsenen Gäste neben dem ganzen Trubel bei Stadfesten einen Ruhepol suchen, erzählt Hess. Und den möchte der Geschäftsführer bieten. Allgemein sei es so, dass die Händler in der Straße mit eigenen Attraktionen auffahren würden.

Auch Weinhändler Klaus Peche entspannt gerne. Am besten bei einem leckeren Glas Wein. Den Genuss möchte er den Besuchern des Sachsen-Anhalt-Tages in der Bahnhofstraße ebenfalls nicht vergönnen. „Drei verschiedene Weingüter mit Spezialitäten aus Baden, Italien und Frankreich sowie Südafrika sollen die vorbeischlendernden Gästen zu einer Pause einladen“, erklärt Peche, der das Famielienunternehmen betreibt. 2000 Flaschen hat der Weinhändler dafür organisiert und mit seinen Mitarbeitern aufwendig die Weingüter präperiert.

Für Arno Siebeck, unter anderem Stadt- und Kirchenführer in Sangerhausen, ist am Wochenende die Kirche ein Rückzugsort. „In der Ulrichkirche können die Besucher zur Ruhe kommen und sich besinnen“, sagt er. Spätestens beim Festumzug bekommen die Gäste das Gebäude aber zu Gesicht.Anlässlich des Kirchenbaus vor 900 Jahren wird ein Modell der Kirche auf einem Umzugwagen wieder aufgebaut. Es sei das älteste, noch existierende Gebäude der Stadt, erklärt Arno Siebeck stolz.

Mit so viel Engagement sollte die Stadt Sangerhausen in eine rosige Zukunft blicken und die Vergangenheit hinter sich lassen.

Mehr Informationen unter zum Sachsen-Anhalt Tag 2016, gibt es hier.