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AbsatzrückgangHasseröder steht zum Verkauf

Der weltgrößte Bier-Konzern AB Inbev will Hasseröder loswerden. Grund sind sinkende Absatzzahlen der Harzer Traditionsmarke.

01.06.2017, 13:38

Wernigerode l Aus der Werbung ist Hasseröder schon weitgehend verschwunden. Vorbei die Zeiten, in denen Banner und Werbefilme der Harzer Traditionsmarke bei Fußball-Weltmeisterschaften und Boxkämpfen gezeigt wurden. Seit Donnerstag ist nun klar, dass der Rückzug aus der Öffentlichkeit nichts mit Zufall zu tun hat. AB Inbev will seine einstige „Stürmer-Marke“ verkaufen, wenn sich der passende Investor findet.

„Wir haben keinen Masterplan, aber wenn sich ein Interessent für die Brauerei findet, wären wir Gesprächsbereit“, erklärte Konzern-Sprecher Oliver Bartelt am Donnerstag auf Volksstimme-Anfrage. Bartelt begründet die Verkaufsabsichten mit dem harten Wettbewerb in Deutschland, der auch bei Hasseröder zu sinkenden Verkaufszahlen geführt hätte.

Tatsächlich geht der Konsum klassischer Biere in Deutschland seit Jahren zurück. 1990 lag der Konsum pro Person noch bei knapp 143 Litern, inzwischen ist er auf rund 104 Liter geschrumpft. Zuletzt sind deshalb auch die Bier-Preise ins Rutschen gekommen, 70 Prozent der Biere werden mittlerweile zu niedrigen Aktionspreisen verkauft, wie Bartelt berichtet. „Handelsketten bieten Premium-Marken heutzutage in Aktionen für weniger als zehn Euro pro Kasten an – dadurch geraten Standardmarken wie Hasseröder, die bislang auch für rund zehn Euro verkauft wurden, enorm unter Druck.“

Der Absatz der Harzer Brauerei lag vor vier Jahren noch bei rund 2,4 Millionen Hektolitern, inzwischen ist er auf 2,1 Millionen geschrumpft. Trotz allem ist Hasseröder noch immer die größte Ostdeutsche Biermarke, deutschlandweit liegt sie im Größenvergleich auf Rang fünf. AB Inbev reicht das auf Dauer aber offenbar nicht aus. „In Deutschland wollen wir uns auf unsere Premium-Marken Beck‘s, Franziskaner und Corona konzentrieren“, so Bartelt. Auf diese würden sich künftig auch die Werbemaßnahmen weitgehend beschränken.

Heftige Kritik an dem Kurs von AB Inbev übt derweil die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). „Der Konzern lässt Hasseröder nur deshalb fallen, weil er seit der Übernahme des großen Wettbewerbers SAB Miller sparen muss“, kritisiert Manfred Tessmann, Geschäftsführer der NGG-Braunschweig. „In den vergangenen Jahren hat AB Inbev Hasseröder faktisch runtergewirtschaftet.“

Hasseröder betreibt mit 260 Beschäftigten in Wernigerode einen der modernsten Brauerei-Standorte Europas, das Unternehmen blickt auf eine 145-jährige Tradition zurück. Zuletzt verkaufte die Brauerei rund zwei Millionen Hektolitern Bier und zählte damit zu den fünf größten Herstellern in Deutschland.