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Jobperspektive Lebensgefühl in Bühnenbildern

Sven Nahrstedt hat Industriedesign an der Hochschule Magdeburg-Stendal studiert. Jetzt ist er Ausstattungsleiter beim Puppentheater.

23.09.2016, 23:01

Volksstimme: Warum haben Sie sich für den Studiengang Industriedesign entschieden?

Sven Nahrstedt: Weil ich etwas Kreatives studieren wollte. Das Besondere dabei war, dass ich viel Raum bekommen habe, um mich auszuprobieren. Der Studiengang ist eine gute Grundlage für all diejenigen, die später kreativ arbeiten möchten.

Wohin verschlug es Sie nach dem Studium?

Nach dem Pflichtpraktikum im Rahmen meines Studiums habe ich das Angebot bekommen, als Bühnen- und Kostümbildassistent in den Freien Kammerspielen (heute: Schauspielhaus Magdeburg, Anm. d. Red.) anzufangen. Ich habe diesen Job anfangs parallel zum Studium ausgeübt und bin nach meinem Abschluss noch ein halbes Jahr als fester Mitarbeiter am Theater geblieben. Danach war ich als freischaffender Bühnen- und Kostümbildner tätig.

Wie kamen Sie zu Ihrem derzeitigen Job?

Ich habe mehrere kleine Projekte am Puppentheater Magdeburg als Freischaffender übernommen, unter anderem die Installationen für La Notte im Rahmen des internationalen Figurentheaterfestivals Blickwechsel und für die Kinderkulturtage. Irgendwann wurde ich von der Theaterleitung gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, fest für das Puppentheater zu arbeiten. Dort fing ich zunächst als „Praktikant“ an, war dann Hausbühnenbildner und jetzt Ausstattungsleiter. Meine Aufgaben sind unter anderem das Erstellen von Arbeitsplänen mit dazugehörigen Aufgaben für die Mitarbeiter, die Verwaltung des Budgets für das Atelier im Allgemeinen und die einzelnen Inszenierungen im Speziellen.

Was ist das Besondere an Ihrer Arbeit?

Jedes Bühnenbild stellt einen vor neue Herausforderungen. Dabei stößt man immer an Grenzen und dann wird es interessant, denn an der Stelle ist Kreativität in verschiedenste Richtungen gefragt. Auch wenn es dabei manchmal an die eigenen Grenzen geht, ist es doch am Ende immer wieder ein tolles Gefühl, wenn sich der Vorhang öffnet, die Inszenierung zur Premiere kommt und der Zuschauer im Idealfall einen schönen Abend im Theater erlebt. Mein Job ist nicht nur ein Job, sondern vor allem auch Leidenschaft.

Sie haben in Ihrer Zeit beim Puppentheater viele Bühnenbilder angefertigt. Welches ist Ihr liebstes?

Es gibt mehrere Bühnenbilder, die mir etwas bedeuten. Dazu zählt die Bühne von „Der kleine Onkel“, eine Inszenierung ohne Sprache in einem schlichten Raum. „Bei den wilden Kerlen“ wurde ich durch einen Dolomiten-Urlaub zu dem Raum inspiriert. Bei „Die zweite Prinzessin“ hat meine Tochter an der Bühne mitgearbeitet. Im Laufe der Jahre hat sich herausgestellt, dass sich mein Leben immer in irgendeiner Art und Weise in den Bühnen- und Kostümbildern widerspiegelt.

Inwieweit hat Sie Ihr Studium auf Ihre jetzige Tätigkeit vorbereitet?

Im Studium habe ich die Grundlagen für die jetzige Arbeit gelegt. Das bezieht sich auf die Computerprogramme wie Photoshop, kreatives und freies Denken, technisches Zeichnen, Modellbau usw. Einiges konnte ich dabei schon als Grundlage aus meinem Architekturstudium nutzen und im Designstudium weiter ausbauen.

Welchen Tipp haben Sie für Studierende?

Ich kann dazu raten, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, alles aufzusaugen, zu fotografieren, zu skizzieren, festzuhalten. All diese Eindrücke kann man immer für seinen Job gebrauchen.

Das Interview führte Christina Balsam für die Volksstimme.