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Medizintechnik Unser Gehirn - scharf wie nie zuvor

Wissenschaftler der Universität Magdeburg haben ein Verfahren entwickelt, das Gehirnstrukturen in höchster Auflösung darstellt.

Von Andrea Joziwak 07.04.2017, 23:01

Magdeburg l „Die Mühe scheint sich gelohnt zu haben“, so Falk Lüsebrink. „Wenige Wochen nach Veröffentlichung stoßen die Daten auf ein großes Interesse. Derzeit hat etwa jeder zweite Leser der Publikation den Datensatz heruntergeladen. In über 90 Tweets von Wissenschaftlern und Bloggern wurden die Daten u. a. als ‚incredibly impressive’ oder ‚amazing’ bezeichnet und dabei mit mehr als 70.000 Followern geteilt.“

Wovon der Medizintechniker der Universität Magdeburg hier schwärmt, sind bisher nicht dagewesene Aufnahmen unseres Gehirns aus dem Magnetresonanztomografen MRT, die nach ihrer Veröffentlichung im renommierten Fachjournal Nature Scientific Data weltweit Wissenschaftlern für weitere Forschungszwecke zur Verfügung stehen. Die im Rahmen seiner Doktorarbeit am Institut für Experimentelle Physik im Team von Prof. Oliver Speck erzeugte Darstellung des menschlichen Gehirns ist 64 Mal höher aufgelöst als die neurowissenschaftliche Standardauflösung und drei Mal höher als die höchste bisher erzielte Auflösung von Bildern des Gehirns eines lebenden Menschen in einem (MRT). Die Bilder wurden mit einem 7-Tesla-MRT über mehrere Tage hinweg mit einer Gesamtmesszeit von etwa acht Stunden aufgenommen.

Das Datenvolumen beträgt stolze 1,2 Terabyte. „Hohe Auflösungen erfordern eine sehr lange Messzeit im MRT. Ähnlich einer Fotoaufnahme bei Nacht, kann durch eine lange Verweildauer der Patienten im MRT das gemessene Signal verstärkt werden“, erklärt der Nachwuchswissenschaftler. „Patienten bewegen sich allerdings etwa drei Millimeter je Minute während einer Messung. Aufgrund dieser Bewegungen würde das Bild verwischen und nicht scharf sein.“

Um dennoch scharfe Bilder in dieser einmalig hohen Auflösung zu erzielen, nutzten die Wissenschaftler ein von Prof. Speck und seinem Team entwickeltes Verfahren zur Echtzeit-Bewegungskorrektur, das die unweigerlich auftretenden Bewegungen des Probanden während der langen Aufnahmedauer im MRT automatisch korrigierte. „Die für die Aufnahme solcher Daten erforderliche Kombination aus Hochfeld-MRT und Bewegungskorrektur ist weltweit nahezu einzigartig und unterstreicht die Spitzenstellung der Universität Magdeburg in den bildgebenden Neurowissenschaften“, so Prof. Oliver Speck.

„Künftig können wir dadurch die Vergleichbarkeit zwischen Studien erhöhen, die medizinische Lehre und nicht zuletzt die Individualdiagnostik und Früherkennung neurodegenerativer Krankheiten verbessern.“