1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Hunderte trauern um Hannes

FCM-Fan Hunderte trauern um Hannes

Zahlreiche FCM-Anhänger gedachten bei zwei Mahnwachen in Haldensleben und Magdeburg Hannes S.

12.10.2016, 21:54

Magdeburg l In den sozialen Netzwerken wurde mit Entsetzen auf den Tod von Hannes S. reagiert. Der 1. FC Magdeburg kündigte an, kommenden Sonnabend im Spiel gegen FC Rot-Weiß Erfurt im Trauerflor aufzulaufen. „Mit Bestürzung hat der Verein die traurige Botschaft aufgenommen und drückt der Familie von Hannes das tiefste Mitgefühl aus“, hieß es in einer Mitteilung des Vereins. Auch Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand meldete sich via Facebook zu Wort: „Ich erwarte, dass sich die Präsidien des Halleschen FC und des 1. FC Magdeburg schnell zusammenfinden, um über wirksame Schritte hin zu einer gemeinsamen, gewaltfreien Fankultur zu beraten.“

Am Mittwochabend fanden sowohl am Unglücksort als auch vorm Stadion in Magdeburg Mahnwachen statt. In einer Mitteilung der FCM-Ultragruppierung Block U, der auch Hannes S. angehörte, hieß es: „Trotz aller Rivalität und der aufgewühlten Gefühlslage rufen wir zur Besonnenheit aller Clubfans auf, um jegliche Verschärfung der aktuellen Situation zu verhindern.“ Die Befürchtung, dass die Gewalt eskaliert, ist groß. Am 26. November empfängt der FCM den HFC in Magdeburg.

Auch der Bruder des Opfers meldete sich bei Facebook zu Wort und bedankte sich für die große Anteilnahme.

HFC-Präsident Michael Schädlich sagte der Mitteldeuschen Zeitung, dass der Tod von Hannes S. zu einem Wendepunkt bei der ganzen Fan-Rivalität und der Gewalt führen müsse. „Wir überlegen beim HFC, am Wochenende beim Spiel gegen Zwickau eine Gedenkminute abzuhalten – der DFB muss da zustimmen“, so Schädlich.

Hannes S. war in der Nacht zum 2. Oktober in einer Regionalbahn von gewaltbereiten und alkoholisierten Fans des Halleschen FC bedroht worden. Unklar ist, ob er bei Haldensleben aus dem fahrenden Zug gestoßen wurde oder in Panik selbst sprang. Der 25-Jährige erlitt bei dem Sturz schwerste Kopfverletzungen und lag im Koma. Wie die Staatsanwaltschaft Magdeburg bestätigte, werde nun wegen Totschlags ermittelt.

Nach Informationen der Volksstimme wurden am Mittwoch vom Eisenbahnbundesamt veranlasste Versuche durchgeführt. Es sollte geklärt werden, wie die Tür des Regionalzuges während der Fahrt geöffnet werden konnte und warum der Zug nicht anhielt. Laut Hersteller hätte das passieren müssen.

Dass keine Videoaufzeichnungen aus dem Zug existieren, hat offenbar technische Ursachen. Wie die Volksstimme erfuhr, soll es sich bei der Videotechnik im Zug um veraltete Technik handeln. So konnten die Daten erst Tage nach dem Vorfall ausgelesen werden. Nicht bekannt ist, ob die entsprechende Szene gar nicht aufgezeichnet wurde, oder ob der Winkel der Kamera nicht stimmte. Nachfragen hierzu blieben unbeantwortet. Laut Staatsanwaltschaft werde man keine weiteren Detailfragen zur Ermittlungsgruppe „Hannes“ und dem Ermittlungsstand beantworten.

Vergangene Woche war nach Volksstimme-Recherchen bekanntgeworden, dass die Halle-Fans bereits vor Gifhorn randalierten und einen Zuggast schlugen. Die Bundespolizei in Niedersachsen bestätigte, dass man wegen gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung ermittle.

Bei dem Fall Hannes handelt es sich um den dritten bekannten Todesfall innerhalb der deutschen Fußballszene. Der letzte ist 28 Jahre her.