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Jugendliche Ferienjob in luftigen Höhen

Viele junge Leute versuchen, sich in den Ferien etwas dazuzuverdienen. So auch Dorothée Hannak, die im Kletterwald Thale arbeitet.

Von Juliane Just 15.07.2017, 01:01

Thale l Für das junge Mädchen gilt es, den ersten Schritt auf der wackelnden Hängebrücke zu wagen. Um Gleichgewicht ringend, eine Hand am Seil festgekrallt, läuft es zögernd über die Brücke. „Ganz ruhig. Jetzt die Sicherheitshaken umstecken“, ruft Trainerin Dorothée Hannak ihr vom sicheren Erdboden aus zu. Sie ist Ferienjobberin im Kletterwald und weist die Besucher in das wackelige Vergnügen ein.

Sie weiß bestens, wovon sie spricht. „Ich klettere selbst gern“, sagt die 18-Jährige, die ihr Abitur in der Tasche hat. Im zweiten Jahr verdient sie sich als Ferienjobberin in dem Kletterwald etwas dazu. „Ein Job am Schreibtisch wird noch früh genug kommen. Die Umgebung ist hier großartig“, erzählt Dorothée Hannak.

Bevor sie morgens in ihre Sicherheitsgurte schlüpfen kann und die Arbeit beginnt, fährt sie eine Stunde mit dem Moped von Osterode (Landkreis Göttingen) bis in den Kletterwald nach Thale (Landkreis Harz). Mit dem Lohn möchte sie bald einen Motorradführerschein machen.

Für ihren langen Arbeitsweg ist die 18-Jährige, wie ihre zwei Kolleginnen, vom Arbeitgeber versichert. Für Jugendliche gelten besondere Regeln beim Arbeitsschutz. So darf Dorothée Hannak nur zwischen 6 und 20 Uhr arbeiten, acht Stunden am Tag und höchstens 40 Stunden in der Woche. Auch die Pausenzeiten sind klar geregelt. Junge Leute, die zwischen viereinhalb und sechs Stunden pro Tag arbeiten, dürfen mindestens 30 Minuten Pause machen. Liegt die Arbeitszeit darüber, sind es 60 Minuten.

Im Schatten der Bäume lässt sich die Pause durchaus genießen. „Es gibt nur einen Nachteil, denn braun wird man bei diesem Job nicht“, sagt die 18-Jährige und lacht. Während sie tagsüber ausschließlich am Boden für die Besucher da ist, darf sie nach Feierabend selbst in den Parcouren klettern. Teilweise sind diese bis zu zwölf Meter hoch in den Baumkronen versteckt.

Sollte ein Besucher trotz der Sicherheitsanweisungen doch mal in den Seilen hängen und eine Rettung nötig sein, sind die Festangestellten gefragt. „Diese Aufgabe wäre zu gefährlich für die Jugendlichen“, sagt Mitarbeiter René Jungmann. Im Arbeitsschutz ist festgelegt, dass Ferienjobber keine schwere körperliche oder gefährliche Arbeit verrichten dürfen. Dazu gehört unter anderem das Bergen von Personen, aber beispielweise auch das Arbeiten mit Chemikalien.

Schlechte Nachrichten gibt es für Schüler, die beim Ferienjob auf einen Geldsegen hoffen: Minderjährige haben grundsätzlich keinen Anspruch auf den Mindestlohn. Der gilt erst für erwachsene Ferienjobber wie Dorothée Hannak. Damit wächst das Geld im Sparschwein für den Führerschein täglich.

Viele ihrer Freunde verdienen sich in den Ferien etwas dazu. Der Ferienjob liegt nach wie vor im Trend. „Die Nachfrage von Schülern sowie Arbeitgebern ist in den vergangenen Jahren gestiegen“, bestätigt Gabriele Scheiner, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Magdeburg. Vermittelt werden Jobs an Schüler und Studenten ab 18 Jahren. Der positive Nebeneffekt: Sie können in das Arbeitsleben hineinschnuppern und sichern sich eventuell einige Kontakte für die Zukunft.

Bis September wird Dorothée Hannak dem Kletterwald noch treu bleiben, dann will sie studieren. „Die Arbeit hier wird eine tolle Erinnerung an die Jugendjahre in der Heimat bleiben“, sagt die 18-Jährige. Denn dann wartet in der Uni erst einmal der Schreibtisch auf sie.