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Leitlinie Wolf Rehda: Wölfe sind zu akzeptieren

Die vom Umweltministerium veröffentlichte Leitlinie Wolf sorgt für Kritik. Staatssekretär Klaus Rehda (Grüne) über strittige Punkte.

Von Alexander Walter 21.07.2017, 01:01

Volksstimme: Herr Rehda, die Leitlinie legt fest, wann Wölfe als Problemtiere gelten und entnommen werden dürfen. Wenn sie nachts durch Dörfer streifen, ist das auch künftig nicht der Fall. Reicht diese Regelung aus?

Klaus Rehda: Tatsächlich haben wir selbst festgestellt, dass in Einzelfällen Wölfe durch Dörfer gelaufen sind. Solange sie sich dabei unauffällig verhalten, sind sie zu akzeptieren. Wir haben keinerlei Anzeichen dafür, dass Wölfe auf Menschen losgehen. Angriffe hat es selbst in Ländern mit lange zurückreichenden Wolfserfahrungen wie Rumänien oder Polen nicht gegeben.

An wen kann sich wenden, wer sich dennoch bedroht fühlt?

Vorfälle sollte man an das Wolfskompetenzzentrum in Iden oder die Landkreise melden. Das Kompetenzzentrum entscheidet auch darüber, ob das Verhalten eines Wolfs als problematisch zu bewerten ist. Ist das der Fall, wäre der erste Schritt die Vergrämung. Bleibt das erfolglos, kann in Abstimmung mit dem Landesverwaltungsamt und dem Umweltministerium ein Abschuss erwogen werden.

Kritiker sagen, eine Bewertung dauere im Notfall zu lange. Warum kann das Wolfskompetenzzentrum nicht allein entscheiden?

Wir gehen davon aus, dass wir dafür wenige Tage und unter bestimmten Voraussetzungen wenige Stunden brauchen. Die schnelle Abstimmung würde in diesen Fällen per Telefon geschehen. Klar ist: wir brauchen Rechtssicherheit für denjenigen, der einen Wolf entnimmt. Denn der Wolf ist eine nach europäischem Recht streng geschützte Tierart.

Warum fehlen in der Leitlinie Vorgaben dazu, wie viele in Wölfe Sachsen-Anhalt leben sollten?

Weil wir als Bundesland solche Vorgaben fachlich und rechtlich nicht machen können. Wie gesagt, der Wolf ist streng geschützt. Um eine Obergrenze festlegen zu können, muss klar sein, wann eine dauerhaft stabile Populationsgröße erreicht ist. Die Frage ist: Wer entscheidet darüber? Auf Initiative der Länder-Umweltminister hat der Bund jetzt zugesagt an Polen heranzutreten, um eine gemeinsame Bestandszählung aufzubauen. Das ist ein erster Schritt. Danach bliebe fachlich zu klären, wie man eine Obergrenze definiert. Dann muss auf Bundesebene gemeinsam mit der EU entschieden werden.

Wie bewerten Sie denn die Entwicklung des Wolfsbestandes?

Dass die Rückkehr des Wolfs so schnell vonstatten geht und die Population im Moment wächst, hat auch viele Biologen überrascht. Wir haben eben auch eine sehr hohe Wilddichte. Der Tisch ist reich gedeckt.

Kritiker fordern die Aufweichung des Schutzstatus für den Wolf schon jetzt. Wer müsste entscheiden?

Um den Schutzstatus des Wolfs zu ändern müsste auf EU-Ebene entschieden werden. Das wäre ein längerer Prozess, alle beteiligten Länder müssten zustimmen und die fachliche Voraussetzung müsste vorliegen: ein guter Erhaltungszustand.