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Mordprozess Li Ärztliche Atteste der Mutter angezweifelt

Im Dessauer Prozess um die ermordete chinesische Studentin Yangjie Li soll die Mutter des Hauptangeklagten trotz attestierter Belastungsstörung aussagen.

Von Bernd Kaufholz 21.02.2017, 09:04

Dessau-Roßlau l Zum Auftakt des Prozesstages in Dessau gegen zwei 21-Jährige, die angeklagt sind, die chinesische Studentin Yangjie Li am 11. Mai 2016 vergewaltigt und ermordet zu haben, stellte die Nebenklagevertretung den Antrag, die Mutter des Angeklagten Sebastian F. erneut als Zeugin zu laden. Die Polizistin hatte am 17. Januar zwei ärztliche Atteste vorgelegt, die ihr eine "akute Belastungsstörung" bescheinigt hatten.

Berliner Rechtsanwalt Sven Peitzner wies darauf hin, dass jedoch keine amtsärztliche Bescheingung vorliege. "Die staatsbürgliche Zeugen-Pflicht" stehen zudem über privaten und beruflichen Motiven." Peitzner erklärte, dass Ramona S. trotz der attestieren Belastungsstörung sehr wohl in der Lage sei, sich um das Gartenlokal zu kümmern, das sie einen Tag nach der Trauerfeier für die ermordete Li, gemeinsam mit ihrem Mann - ebenfalls Polizist - eröffnet hatte.

Als Grund für ihre Erkrankung habe S. "Vorverurteilung", eine "regelrechte Hexenjagd" und "Anfeindung" angegeben. Wenn sie ihrem Sohn gegenüberstehen würde, würde sie nicht mehr klar denken können und würde "nicht nur in Tränen ausbrechen". Die Nebenklagevertretung habe "starke Bedenken" an der Erklärung der Mutter, die eine "Aufklärungspflicht" habe. Zumal die Polizistin nach der Tat "mehr als 40 Mal" mit Sebastian F. telefoniert habe.

Ihre Eintragungen auf Facebook zum Prozess-Verlauf zeugten nicht von Desorientiertheit oder von einem Zurückziehen. Die Nebeklagen habe keine Zweifel, dass die Mutter vor Gericht ihre Interessen vertreten könne. Die Staatsanwaltschaft schloss sich dem Antrag an. Am Nachmittag sollte der leibliche Vater des Angeklagten gehört werden. Der pensionierte Polizist machte jedoch von seinem Zeugnisverweigerungsrecht gebraucht und sagte nicht aus. Auch die gerichtliche Verwertung seiner Aussage bei der Staatsanwaltschaft kurz nach der Tat, lehnte er ab.