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Schädling Mit dem Hubschrauber gegen die Gift-Raupe

In der Altmark hat jetzt die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners begonnen. Ein Hubschrauber kam extra aus Baden-Württemberg.

Von Helga Räßler 22.05.2017, 01:01

Salzwedel l Nonstop war am Sonnabend ab acht Uhr der Hubschrauberpilot Steffen Becher von der Helix-Fluggesellschaft aus Baden-Württemberg erst in der westlichen, dann in der östlichen Altmark im Einsatz. Er startete und landete im Viertelstundenrhythmus. Die Rotorblätter legten im Umkreis den Rasen flach.

Auf der Wiese des alten Sanner Reitplatzes standen Bechers Kollegen Falko Heß und Christian Enders bereit, um die Tanks seiner Maschine bei laufenden Rotoren in Minutenschnelle mit dem Schädlingsbekämpfungsmittel zu füllen. Das ist natürlich biologisch abbaubar. Das Mittel wurde vorher mit Wasser vermischt, welches die Agrargesellschaft Sanne-Kerkuhn bereitstellte. Das Gemisch in den Tanks mit einem Fassungsvermögen von 650 Litern sprühte der Pilot über die Düsen unter den Seitenauslegern jeweils auf circa 60 Hektar Waldrandfläche in einer Breite von circa 30 Metern.

So soll dem Eichenprozessionsspinner (EPS) in den betroffenen Gebiete der Garaus gemacht werden. Denn die Raupen fressen ansonsten die Eichen kahl. Und die feinen Brennhaare enthalten Giftstoffe. Sie können Hautreizungen, Allergien und Schleimhautentzündungen hervorrufen, wenn der Mensch mit ihnen in Berührung kommt.

„Der Zeitpunkt ist jetzt sehr günstig für den Einsatz“, erklärte Thomas Kölle vom zuständigen Umweltamt des Altmarkkreises Salzwedel. „Die Eichen haben aufgrund der gestiegenen Temperaturen und besseren Witterungsbedingungen einen einheitlichen Entwicklungsstand und auch die Larvenentwicklung des EPS entspricht dem notwendigen Stand, um ihn möglichst erfolgreich aus der Luft bekämpfen zu können.“

Für die Bekämpfung herrschten optimale Bedingungen mit fast völliger Windstille und nur mäßigem Sonnenschein. „Bei zu viel Sonne würde das Mittel zu schnell eintrocken, bei Regen gleich abgewaschen“, beschrieb Kölle.

Frank Niebel und Alexander Strebe vom Betreuungsforstamt westliche Altmark stimmten ihm zu. Im Auftrag des Landeszentrums Wald hatten sie im Vorfeld alle Waldrandbereiche digitalisiert.

Finanziert wird die Bekämpfung aus der Luft durch das Umweltministerium. Wichtig ist für die Bürger, dass sie für 48 Stunden die besprühten Wälder nicht betreten und 3 Wochen lang keine Pilze, Beeren oder Kräuter dort sammeln und verspeisen dürfen.

Die chemische Bekämpfung vom Boden aus hat bereits in einigen Bereichen des Altmarkkreises Salzwedel, zum Beispiel im Gebiet der Einheitsgemeinden Klötze und Arendsee, begonnen.

Insgesamt sollen allein im Altmarkkreis Salzwedel in den kommenden Wochen vom Boden aus circa 20 770 Bäume (Kosten knapp 150 000 Euro) chemisch bekämpft werden. Diese Kosten tragen der Landkreis, der Straßenbaulastträger und die betroffenen Kommunen.

Für 2017 ist die Bekämpfung der Tiere in mehreren Regionen vorgesehen, informierte das Umweltministerium. Neben der westlichen und nordöstlichen Altmark und dem Jerichower Land soll auch bei Annaburg (Landkreis Wittenberg) gesprüht werden.

Die Flächen umfassen insgesamt rund 650 Hektar. Die Wälder und Felder würden nicht auf der gesamten Fläche mit dem Pflanzenschutzmittel versehen, sondern an den Rändern auf einer Breite von rund 30 Metern, hieß es. Schwerpunkte seien in erster Linie touristisch genutzte Gebiete und Ortsränder.