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Schausteller Alltag zwischen Reisen und Rummel

Die Fischer-Walkhoefers touren mit ihrer Achterbahn zu bis zu 15 Orten im Jahr. Wie meistern die Magdeburger den anstrengenden Alltag?

Von Emily Engels 01.04.2017, 01:01

Magdeburg l Dass die Schaustellerfamilie Fischer-Walkhoefer mit ihrer Achterbahn auf der Frühjahrsmesse in ihrer Heimatstadt Magdeburg steht, ist eine Seltenheit. Denn normalerweise reist die Familie von April bis Oktober von Rummel zu Rummel. Eine gute Arbeitseinteilung ist dabei besonders wichtig. "Das Schausteller-Geschäft funktioniert nur, wenn die ganze Familie als Team zusammenhält", sagt die 34-jährige Diana Fischer-Walkhoefer. Der Tagesablauf ihres Mannes Steve Walkhoefer und den Töchtern Hailey (10), Harper (4) und Heaven (4) ist deshalb genau durchgeplant

Der Aufbau seiner Achterbahn auf der Magdeburger Frühjahrsmesse ist für Familienvater Steve Walkhoefer keine große Herausforderung, denn der Schausteller und seine drei Mitarbeiter haben eine ganze Woche Zeit. "Normalerweise haben wir drei Tage Zeit für den Abbau, die Fahrt zum nächsten Rummel und den Wiederaufbau der Achterbahn", so der 41-Jährige. Für den erfahrenen Schausteller ist das schon längst zur Routine geworden. "Mein Vater hat drei Achterbahnen, da musste ich früh mit anpacken", sagt er.

Wenn die Achterbahn auf der Magdeburger Frühjahrsmesse aufgebaut ist, beginnt Steve Walkhoefers Arbeitstag um 11 Uhr mit der Wartung des Fahrgeschäftes. "Die Schienen der Achterbahn müssen täglich kontrolliert werden", erklärt der Schausteller in vierter Generation. Nachmittags sitzt er meist an der Kasse, sein Arbeitstag auf der Frühjahrsmesse endet zwischen 22 und 23 Uhr.

Steves Frau Diana Fischer-Walkhoefer ist ebenfalls in einer Schaustellerfamilie großgeworden. Sie mag es, wenn ihre Großeltern davon erzählen, wie sie damals ihre Wäsche am Brunnen gewaschen haben oder schwierige Phasen überstanden haben. "Dann gab es wochenlang nur Zwiebelsuppe", erzählt sie. Heute besitzt die Familie einen Wohnwagen, der zwölf Meter lang und mit Waschmaschine, Wäschetrockner und einer Küche ausgestattet ist.

Während der Frühjahrsmesse steht die Magdeburgerin um 6 Uhr auf. Vormittags macht sie den Haushalt und bringt die Kinder in die Schule oder Kita. Auf der Frühjahrsmesse löst sie ihren Mann gegen 17 Uhr ab, bis sie um 19 Uhr die Zwillinge Harper und Heaven ins Bett bringt.

Die zehnjährige Hailey hat vor allem eine Aufgabe: den Schulalltag schaffen. Ihre Mutter Diana achtet deshalb streng darauf, dass sie keinen Schultag verpasst - auch nicht, wenn die Schaustellerfamilie auf Reisen ist. "Wenn wir von einem Ort zum nächsten ziehen, fahre ich manchmal mit Tochter Hailey vor oder bleibe länger an einem Ort. Hauptsache sie geht zur Schule", beschreibt sie.

Hailey geht neben ihrer Magdeburger Stammschule auf bis zu 15 verschiedene Schulen im Jahr. Um den Schulstoff zu schaffen, holt sie nach dem regulären Unterricht nachmittags den Schulstoff aus Magdeburg nach.

Auf der Magdeburger Frühjahrsmesse steht die Schaustellerfamilie mit ihrer Achterbahn zum ersten Mal seit zehn Jahren. Die Familie liebt die Abwechslung, die das Leben auf Reisen ihnen bietet. Zwischen Oktober und April wohnen die Fischer-Walkhoefers in ihrem Haus in Magdeburg, die Achterbahn lagert in einer Halle in Schönebeck. Obwohl sie nach der Zeit auf den Rummeln zunächst die Ruhe genießen, können sie es im Frühling kaum erwarten, wieder mit Wohnwagen und Achterbahn loszuziehen. Steve Walkhoefer beschreibt: „Wir Schausteller haben das Reisen eben im Blut."

Seit etwa vier Generationen sind die Familien von Steve und Diana Fischer-Walkhoefer Schausteller. Diana Fischer-Walkhoefer mag es gerne, wenn ihre Großeltern davon erzählen, wie sie damals noch die Wäsche im Brunnen gewaschen haben oder schwierige Phasen, die sogenannten "Zwiebelsuppe-Zeiten" gemeinsam durchgestanden haben. Das ist heute nicht mehr der Fall. Ihr zwölf Meter lange Wohnwagen ist mit allem ausgestattet, was sie für ein komfortables Leben brauchen. Waschmaschine, Trockner, voll ausgestattete Küche. "Und die Kinder haben ihren eigenen kleinen Wagen", ergänzt sie.

Im Wohnwagen werden die Fischer-Walkhoefers während der Frühlingsmesse nicht übernachten müssen. Oder wohl eher dürfen. Denn nicht ohne Grund ist es für die Familie das erste Mal seit zehn Jahren, dass sie die Achterbahn in der Heimat aufbauen. Steve Walkhoefer beschreibt: "Wir Schausteller haben das Reisen eben im Blut".