1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Wachstum verharrt unterm Schnitt

Wachstum verharrt unterm Schnitt

Die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt kommt nach Jahren des Stillstands wieder langsam in Schwung. Im Vergleich zu anderen Bundesländern bleibt das Wachstum aber schwach.

Von Von Rochus Görgen, dpa 26.09.2016, 15:33

Magdeburg (dpa/sa) - Die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt legt wieder zu, das Wachstum bleibt aber relativ schwach. Im ersten Halbjahr 2016 stieg das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,7 Prozent, wie das Statistische Landesamt am Montag mitteilte. Sowohl in den alten als auch in den fünf neuen Ländern lag der Durchschnitt dagegen bei jeweils 2,3 Prozent.

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Jörg Felgner (SPD) sprach von einer positiven Dynamik. Nach drei Jahren, in denen das BIP in der Summe geschrumpft war, gebe es jetzt wieder ein kräftiges Wachstum. Der Abstand zur bundesweiten Wachstumsrate habe sich mehr als halbiert. Mit den richtigen Schwerpunktsetzungen in der Wirtschaftspolitik werden wir daran arbeiten, auch diesen Abstand aufzuholen, sagte Felgner.

Ursache des Wirtschaftswachstums ist den Statistikern zufolge ein Plus im Verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe, in der öffentlichen Verwaltung und im Handel. In den vergangenen Jahren wurde das relativ schwache Wirtschaftswachstum unter anderem mit dem Ölpreisverfall, Wartungsarbeiten in der Raffinerie in Leuna und dem Russland-Embargo begründet. Das Bruttoinlandsprodukt ist die Summe aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Zeitraums in einer Region hergestellt werden.

Im Hochwasserjahr 2013 war die Wirtschaftsleistung in Sachsen-Anhalt um 0,3 Prozent geschrumpft, 2014 gab es dann trotz der Investitionen in die Beseitigung der Hochwasserschäden ein weiteres Minus von 0,4 Prozent. Vergangenes Jahr legte das BIP um magere 0,1 Prozent zu - damals hatte nur Nordrhein-Westfalen ein schwächeres Wachstum.

Nach den neuen Zahlen für das erste Halbjahr teilt sich Sachsen-Anhalt mit Niedersachsen nun den vorletzten Platz. Schlusslicht ist diesmal das Saarland mit 1,5 Prozent Wachstum, Spitzenreiter Bayern mit 3,3 Prozent, dicht gefolgt von Bremen (3,1 Prozent) und Brandenburg (2,9 Prozent).

Das Wirtschaftsministerium in Magdeburg verwies darauf, dass auch die Erwerbstätigkeit in Sachsen-Anhalt zuletzt gestiegen sei - wenn auch nicht so stark wie in anderen Bundesländern. Bei der Umsatzanalyse zeige sich, dass vor allem Vorleistungen wegen der vergleichsweise schwachen Weltwirtschaft weniger gefragt waren, sie aber machen in Sachsen-Anhalt einen bedeutenden Anteil aus.

Das Wirtschaftsministerium will nun unter anderem Investitionen sowie Forschung- und Entwicklung in den Unternehmen stärker antreiben. Forschung etwa ist in den einheimischen Firmen, die oftmals kleiner sind, nicht so stark vertreten wie in anderen Bundesländern.

In Sachsen-Anhalt lag das Wirtschaftswachstum nach den aktuellen Berechnungen zuletzt 2012 mit 1,8 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt. Extrem kräftiges Wachstum gab es kurz nach der Einheit: 1993 und 1994 wurden trotz der damals katastrophalen Lage auf dem Arbeitsmarkt zweistellige Wachstumsraten erzielt, wie es sie sonst heute allenfalls noch in Entwicklungsländern gibt.

Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen

Mitteilung des Statistischen Landesamtes

Mitteilung des Wirtschaftsministeriums