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Ullrich bleibt gelassen: Perfekte Strategie

Von Wolfgang André Schmitz 20.07.2009, 08:25

Statt Lob für eine gelungene Aufholjagd zu ernten, war der Audi-Sportchef mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Dr. Wolfgang Ullrich demonstrierte Gelassenheit.

Die Minuten nach Ende des Zandvort-Rennens konnten Dr. Wolgang Ullrich nicht behagen: Während Mercedes-Kollege Norbert Haug vor den Kameras die uneingeschränkte Sportlichkeit seiner eigenen Mannschaft hervorhob, schlugen ihm selbst die Vorwürfe einer verbotenen Stallorder zu Gunsten von Titelkandidat Mattias Ekström entgegen. Zu den Untersuchungen der Rennleitung und des DMSB äußerte sich Ullrich allerdings betont gelassen. "Ich weiß nicht, was in den weiteren Untersuchungen alles besprochen wird. Wir haben die Pace der Autos gesehen. Der DMSB hat die Aufgabe, Rennen zu analysieren. Sie werden eine Entscheidung treffen", sagte der Audi-Sportchef. "Außer Frage steht, dass Gary den Sieg verdient hat."

Die Positionswechsel zwischen Ekström und den beiden Phoenix-Piloten erklärt auch Ullrich mit der unterschiedlichen Reifenperformance. "Oliver und Alexandre sind beide jeweils sehr früh zu ihren Boxenstopps gekommen. Die Folge war, dass ihr letzter Stint sehr lang war. Da Mattias auf seinen letzten Runden noch neuere Reifen hatte, konnte er im Vergleich zu den Jahreswagen eine hohe Pace gehen", streitet der Österreicher eine Stallregie ab. Nicht nur bei Esktröm hätte das Alter der eigenen Reifen verglichen mit denen der Konkurrenz große Auswirkungen gehabt. "Man hat gesehen, dass man hier auf neuen Reifen einen großen Vorteil auch gegenüber Konkurrenten hatte, die sonst gleichschnell sind."

Entscheidende Strategie

So sah Ullrich heute den rennstrategischen Faktor als entscheidend an - insbesondere nach dem gestrigen, für die Abt-Audi-Piloten missglückten Qualifying. "Wenn man sich die schnellsten Rundenzeiten ansieht, waren dort zwei Audis vorne. Wir haben ein Auto, das uns hier die Möglichkeit gibt, einen sehr langen Stint zu fahren - und eine solche Strategie braucht man, wenn man auf den Positionen acht bis zwölf startet. Nur so kann man sich aus dem Verkehr befreien. Bei Mattias hat das perfekt funktioniert, bei Timo nicht so gut." So blieb der bisherige Meisterschaftsführende auch in der Endphase des Rennens hinter HWA-Pilot Bruno Spengler auf Platz acht stecken - und ließ seinen Reifenvorteil ungenutzt.

Den Vorwurf einer mangelnden Wertschätzung für die Leistung seiner Nachwuchspiloten in den Jahreswagen lässt Dr. Wolfgang Ullrich nicht gelten. "Nicht unterbewerten dürfen wir Oliver Jarvis und Alexandre Prémat. Alexandre ist heimlich, still und leise nach seinem zweiten Stopp die schnellste Rennrunde gefahren." Für den Franzosen war es nicht das erste Mal gewesen, dass er in der Endphase eines Zandvoort-Rennens entscheidende Positionen verlor. 2007 hatte Prémat bis zur letzten Runde in Führung gelegen - bis er auf den letzten Metern den Meisterschaftsanwärter Martin Tomczyk passieren ließ...