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Handball Für Wiegert gehört Fluktuation dazu

Nach 21 Spielen ohne Niederlage kann der SC Magdeburg durchschnaufen. Trainer Bennet Wiegert macht sich schon Gedanken zur neuen Saison.

Von Janette Beck 03.05.2017, 01:01

Zuletzt ging es im Schweinsgalopp durch die Saison. Haben Sie in den englischen Wochen überhaupt Zeit, sich Gedanken über die neue Saison zu machen?

Bennet Wiegert: Es wäre fahrlässig, keine Zeit und Gedanken in diese Richtung zu investieren. Und das geht zum Beispiel bei der Kaderplanung noch weit über die neue Saison bis ins Jahr 2018, 2019, 2020. Zudem stellt sich natürlich die Frage: Was passiert in der Vorbereitung? Welche Puzzleteile müssen da passig gemacht und zusammengesetzt werden? Die Planungen für den Sommer stehen aber schon so weit.

Sie betonen oft, dass sich der SCM als Abwehrmannschaft begreift. Und nicht zuletzt fußt auf der Defensivarbeit auch der momentane Siegeszug. Wird Ihnen da mit Blick in die neue Saison nicht angst und bange, weil ausgerechnet im Mittelblock der größte personelle Umbruch stattfinden wird?

Nein, warum? Es gehört zu den normalen Aufgaben eines Trainers, sich den neuen Anforderungen zu stellen. Man kann sich nie auf dem Erarbeiteten ausruhen. Und zu unserem Geschäft gehört eben auch eine Fluktuation von Spielern. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich gerne über ein paar Jahre hinweg mit einer Mannschaft zusammenarbeiten würde. Und das bleibt für mich auch ein erstrebenswertes Ziel. Aber Finn Lemke und Jacob Bagerstedt haben sich nun mal gegen uns entschieden und verlassen den Verein im Sommer. Wir haben versucht, darauf zu reagieren, und Spieler gesucht, die zu uns passen könnten.

Und das ist bei den beiden Neuverpflichtungen, Gleb Kalarash und Piotr Chrapkowski, die Abwehrchef Zeljko Musa im Mittelblock zu Seite stehen werden, der Fall?

Sonst hätten wir sie nicht verpflichtet. Beide sind gestandene Spieler, groß und international erfahren. Aber ich gebe Ihnen recht, dass es nicht leicht wird, die Lücken eins zu eins zu ersetzen. Das braucht vor allem Zeit. Und ja, es wird vielleicht auch Rückschläge geben. Ich denke, mit Blick auf die Vorbereitung wird gerade Zeit wieder unser größtes Problem sein. Die ist nie genug vorhanden. Unser letztes Spiel ist am 10. Juni, Trainingsstart bereits am 10. Juli. Und trotz des frühen Beginns bleiben uns nur fünfeinhalb Wochen gemeinsame Vorbereitung auf den Bundesligastart.

Für ein neues, zweites Abwehrsystem neben der 6-0-Deckung, die seit eh und je das Prunkstück des SCM ist, bleibt da sicher noch weniger Zeit. Ärgert Sie das?

Natürlich wollen wir uns weiterentwickeln. Und ein zweites Abwehrsystem zu erarbeiten, wäre natürlich gut, weil wir dann noch variabler sein könnten. Aber ich bin da ehrlich gesagt auch etwas zwiegespalten: Investiere ich Zeit und festige lieber das, was uns stark macht, oder versuche ich etwas Neues, das uns vielleicht noch unberechenbarer macht, bringe aber dadurch auch Unsicherheit rein? Aber diese Entscheidung kann nur ich alleine treffen.

Auf Anfrage hat Manager Marc Schmedt die Personalplanungen mit Verweis auf die wirtschaftlichen Zwänge für „erst einmal abgeschlossen“ erklärt. Das heißt, der SCM geht mit 14 Spielern in die neue Saison. Auch wenn Sie über einen längeren Zeitraum von großen Verletzungen und längeren Ausfällen verschont blieben, ist ein 14er-Kader nicht doch etwas zu stark auf Naht genäht?

Grundsätzlich geht bei der Kaderplanung die Wirtschaftlichkeit vor. Der SCM ist ein gut geführtes Wirtschaftsunternehmen, und da kann ich auch Wünsche äußern, aber Marc Schmedt ist als Geschäftsführer Finanzen der entscheidende Mann, der sagt: Das geht, und das geht nicht. Fakt ist, wir spielen aller Voraussicht nach in der kommenden Saison wieder in drei Wettbewerben. Und weil wir eben Kontakt-Sport betreiben und Traumata oder Unfälle nie ausgeschlossen werden können, würde ich mich mit einem breiteren und qualitativ noch besseren 15er-Kader natürlich sicherer und wohler fühlen. Und das habe ich auch so kommuniziert. Aber wenn es das Budget nicht hergibt, muss und kann ich auch damit leben.

Könnten Sie auch damit leben, einen Michael Damgaard an einen finanzkräftigeren Verein gewinnbringend abzugeben, bevor er nach regulärem Ablauf seines Vertrages im Juni 2018 ablösefrei wechseln kann? Paris Saint-Germain soll ja angeblich die Fühler nach Ihrem Shooter ausgestreckt haben.

Das ist mir neu. Es gibt keine Anfrage von Paris an den Verein. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, wie „Mika“ in die Mannschaft passen soll. Aber sei‘s drum. Zunächst einmal freut es mich, dass ein Top-Verein wie Paris auf einen Spieler, den wir entwickelt haben, aufmerksam geworden ist. Das Interesse ist ja auch eine Wertschätzung unserer Arbeit. Meine grundsätzliche Haltung zu dem Thema ist, dass ich nur mit Spielern zusammenarbeiten möchte, die bleiben wollen und an das Projekt SC Magdeburg glauben. Und was „Mika“ betrifft, bin ich da ganz entspannt, denn ich weiß, dass er sich sehr wohl bei uns fühlt.

Es wäre sicher auch nicht verkehrt, Damgaard die Entscheidung für eine langfristige Bindung an den SCM mit einem verlockenden Angebot zu erleichtern, oder?

Sie können davon ausgehen, dass wir diesbezüglich nicht untätig sind.