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Fußball Jubelgesang längst verklungen

Die Serie ist gerissen: Nach 15 Spielen ohne Niederlage unterliegt Blau-Weiß Niegripp der Germania aus Güsen überraschend 0:2 (0:1).

Von Stefan Graf 02.04.2017, 23:01

Niegripp/Güsen l Kennen Sie dieses Gefühl? Ein unerwartetes Erfolgserlebnis wurde eingefahren und plötzlich steht die Welt Kopf. Der Freudentaumel hält eine Zeit lang an und stärkt das Selbstbewusstsein beinahe ins Unermessliche. Alles scheint wie am Schnürchen zu laufen. Doch die nächste Aufgabe lässt nicht allzu lange auf sich warten. Diese ist jedoch eher der Sorte „Alltag“ zuzuordnen und muss sich unabhängig vom zurückliegenden Erfolgserlebnis neu erarbeitet werden. Das gelingt nicht immer auf Anhieb und im schlimmsten Fall folgt ein Rückschlag. Die SG Blau-Weiß Niegripp findet sich momentan in genau dieser Situation wider. Der 4:1-Sensationserfolg über Preussen Magdeburg war im Pokalhalbfinale gegen Eintracht Gommern (1:3) längst Geschichte und am 20. Spieltag, an dem der neue Tabellenzehnte Güsen am Alten Kanal gastierte, sowieso.

Um den entscheidenden Unterschied beider Teams zu erkennen, brauchte es an diesem Tag keine Lupe. Güsen war bereit, sich schmutzig zu machen und stürzte sich mit großer Leidenschaft in alle Zweikämpfe. Der Gastgeber wirkte in körperlicher Hinsicht dagegen blass und versuchte seine spielerischen Qualitäten mit aller Macht in die Partie einzupflanzen, ohne Erfolg. René Sandmann, Trainer der SG Blau-Weiß, war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. „Wir haben das robuste Spiel der Güsener einfach nicht angenommen, obwohl wir uns vorgenommen hatten, das zu versuchen. Wenn die Taktik des Gegners besser aufgeht, muss man seine eigene eben manchmal hinten anstellen.“ Niegripp versuchte stattdessen bis zum bitteren Ende an seiner Spielidee festzuhalten. Der entscheidende Pass in die Spitze fehlte allerdings, wodurch keine klaren Torchancen zustande kamen. Defensiv kannte der SV Germania keine Kompromisse und klärte fast jeden Ball souverän aus dem eigenen Sechszehner. „Wie schon in der Vorwoche gegen Börde Magdeburg haben wir das Defensiv richtig stark umgesetzt. Wir waren in den richtigen Momenten in Überzahl und haben das gefährliche Kurzpassspiel von Niegripp unterbunden“, resümierte Germania-Coach Mathias Tesch.

Einer der wenigen Konstanten bei den Blau-Weißen war Kapitän Hendrik Schäfer, der voranschritt und sich bis aufs Zahnfleisch aufopferte. „Großes Lob an ihn. Er hat die richtigen Impulse gesetzt“, so Sandmann. Nachdem Justin Schaffrath, der sich nach knapp zehn Minuten verletzte und im weiteren Verlauf nur auf drei Zylindern lief, fehlte ein echter Knipser im Sturm. Güsen ergriff seine Chance während eines Freistoßes, den Tobias Pohl erfolgreich verwandelte (28.). Zuvor hatte Niegripp aus ähnlicher Position die Chance, in Führung zu gehen. Spätestens der verschossene Elfmeter von Maik Hoppe (38.) brachte die Gastgeber-Bank endgültig zum Verzweifeln. Keeper Tobias Richter hatte hier den richtigen Riecher und verhinderte, den Ausgleich, der der Partie womöglich noch einmal eine andere Wendung eingebracht hätte.

So blieb auch nach dem Seitenwechsel alles beim Alten. Niegripp investierte mehr ins Spiel, doch die Gäste bewiesen Cleverness und setzten nach vorn immer wieder gefährliche Nadelstiche. „Die breite Brust mit dem Tor und dem gehaltenen Elfmeter im Rücken hat uns sehr gut getan“, erklärte Tesch. Zum Ende der Partie wurde es noch einmal hektisch. Der Derby-Charakter war nun spürbarer. Viele kleine Fouls und Nicklichkeiten störten den Spielfluss, was den Gästen allerdings zu Gute kam. Das letzte Wort hatte Christian Vormeister, der einer seiner wenigen Aktionen in ein Tor ummünzte (93.).

Für Niegripp bleibt nach wie vor die Erkenntnis, dass es oftmals schwieriger ist, die „kleineren“ Teams zu bezwingen. Den gerade in solchen Spielen ist echter Kampfgeist gefragt, der gegen „Schönspieler, wie die Preussen aus Magdeburg“, so formulierte es Sandmann, eher eine untergeordnete Rolle spielt.

Niegripp: Krüger - Gerber, Zeuch, Schäfer, Wittpahl, Müller, Westhause, Lindenblatt, Schaffrath (46., Ackmann), P. Sandmann, Hoppe

Güsen: Richter ­- Schmidt, Schüßler (73., M. Golz), Huth, Pohl, Schenk, Vormeister, Jawid (80., Lamprecht), Linnecke, Buchheim, Truetsch

Tore: 0:1 Tobias Pohl (28.), 0:2 Christian Vormeister (93.); SR: Benedict Ohrdorf, Klaus Stock, Felix Bausenwein; ZS: 63