1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Förderstedts neuer Ruhepol

Fußball Förderstedts neuer Ruhepol

Torwart Manuel Gitschat sorgt beim SV Förderstedt für mehr Rückhalt in der Abwehr. Am 19. Spieltag empfängt der SVF 15 Uhr Bismark.

Von Enrico Joo 16.03.2017, 23:01

Förderstedt l Manuel Gitschat stand, ganz der Küchenchef, in seiner Wohnung in Wernigerode am Herd und kochte so vor sich hin. Hähnchenschenkel in Paprika-Marinade standen da auf dem Speiseplan. Das fettarme Fleisch ist keine Seltenheit. „Ich habe meine Ernährung umgestellt“, sagt der Torwart vom SV Förderstedt aus der Fußball-Landesliga. Es gibt keine fetthaltigen Fleischprodukte mehr. Schonkost steht an für das große persönliche Ziel. Acht bis neun Kilo will er noch abnehmen. Dabei hat er schon 17 geschafft seit dem Winter-Trainingslager Anfang Januar.

Gitschat kommt immer besser in Form bei den abstiegsbedrohten Förderstedtern. Aber nicht nur körperlich. „Er ist auf einem sehr guten Weg“, lobte der sportliche Leiter Thomas Conrad vor einer Woche. „Ich bin positiv überrascht. Er macht einen sicheren Eindruck“, sagt jetzt auch Trainer Enrico Tietzel.

Im Winter wechselte der 29-Jährige Torwart, der auch schon bei Germania Olvenstedt und Grün-Weiß Ilsenburg Landesliga-Erfahrung gesammelt hatte, nach Förderstedt. Trainer Tietzel hatte Gitschat kontaktiert. Der schaute sich ein paar Spiele in Förderstedt an, schaute einmal beim Training vorbei und sagte dann zu. Er wollte es nochmal probieren. „Die Mitspieler waren direkt zugänglich. Ich wurde positiv aufgenommen“, erzählt Gitschat. Dabei war lange offen, ob er überhaupt wieder Fußball spielen kann.

Im Sommer wechselte Gitschat innerhalb der Landesliga von Ilsenburg zu Union Heyrothsberge. Doch gespielt hat er dort fast gar nicht. Nach einem Autounfall im Sommer 2016 war Gitschat sechs Monate lang dazu verdonnert, überhaupt keinen Sport zu machen. Im Oktober schwoll sein rechter Ellenbogen immer mehr an, Gitschat musste operiert werden. Der Knochen war gesplittert. Der Schleimbeutel musste raus. „Heute kann ich meinen Ellenbogen nur noch zu 96 Prozent strecken“, erzählt Gitschat. Es wird nie wieder so sein wie früher. Aber es reicht. Gitschat spielt mit speziellen Ellenbogenschoner. So kämpft er sich durch die Spiele. Und überzeugte in den vergangenen Wochen durch starke Paraden. Gitschat war es zu verdanken, dass Förderstedt nicht höher verlor vergangene Woche gegen Wernigerode.

Nur ein Manko gibt es: Weil Gitschat in Wernigerode mit seiner Freundin wohnt und in Salzgitter als Sportphysiotherapeut arbeitet, schafft er es sehr selten zum Training. „Höchstens einmal die Woche“, so Gitschat. Mehr ist mit seiner Arbeit nicht zu vereinbaren. Immerhin: Weil der Keeper als Physiotherapeut arbeitet und unter anderem auch in Genesung befindliche Handballer oder Fußballer anleitet, kann er auch selbst etwas tun. So ackert Gitschat derzeit an den Fitnessgeräten, um den Ernährungseffekt zu unterstützen. Das hilft.

Tietzel hingegen bedauert, dass er Gitschaft nicht öfter beim Training hat. „Da kann ich die Abläufe nicht gut trainieren“, sagt. Weil der zweite Keeper Felix Fleischer weiter im Prüfungsstress ist, stellt sich in den Einheiten mittlerweile der 18-Jährige Felix Tänzer ins Tor, eigentlich ein Abwehrspieler.

Jetzt am Wochenende steht für die stark abstiegsbedrohten Förderstedter ein Heimspiel gegen TuS Schwarz-Weiß Bismark an. Jene Mannschaft, die Union Schönebeck vor einer Woche in „sensationeller Manier“ (Tietzel) 3:0 besiegt hatte. Und wieder plagen den SVF große Personalprobleme. Necirvan Isa, der vergangene Woche in Wernigerode Gelb-Rot gesehen hatte, ist gesperrt. Dazu meldeten sich am Donnerstag Florian Abram und Marcus Bolze krank ab. Beide sind grippegeschwächt. „Da fällt der komplette Sturm aus“, klagt Tietzel. Auch Philipp Früchtel ist krank. Felix Tänzer hat Adduktorenprobleme. Da nutzte es auch wenig, dass Förderstedt seit vergangene Woche dreimal trainiert.

Immerhin: Gitschat, der bis Mittwoch noch 40 Grad Fieber hatte, kann etwas Entwarnung geben. „Es sind nur noch 39“, sagt er. Er wird wohl bis zum Sonnabend fit werden. Trotzdem muss Tietzel mal wieder umbauen. Der 44-Jährige hat im Hinterkopf sogar einen allerletzten verwegenen Plan. „Ich bin nicht mehr der schnellste, aber ich bin mir auch nicht zu schade, mich selbst einzuwechseln“, so der Coach. Tietzel weiß aber: „Auch Bismark ist nicht in Bestbesetzung.“ Vielleicht ist also etwas möglich? Tietzel bleibt sachlich: „Uns würde auch ein Punkt weiterhelfen.“

Das würde auch Gitschat freuen. Denn nur beim 4:0 gegen Letzlingen Mitte Februar durfte er bisher das Gefühl des Sieges auskosten. „Es muss eben vorn mal wieder getroffen werden“, sagt er. „Für mich ist das Spiel gegen Bismark ein Sechs-Punkte-Spiel.“